UNESCO-Bildungsbericht Klassenziel verfehlt
Stand: 09.04.2015 08:46 Uhr
Das Ziel der Staatengemeinschaft war ehrgeizig: Bis 2015 sollten alle Kinder auf der Welt eine Grundschulbildung erhalten. Doch die Bilanz 15 Jahre nach Start des Programms ist bescheiden. Klassenziel verfehlt, sagt die UNESCO.
15 Jahre nach dem Start des internationalen Aktionsprogramms "Bildung für alle" haben die Vereinten Nationen eine ernüchternde Bilanz gezogen. Nur jedes dritte Land weltweit habe die im Jahr 2000 verankerten sechs Bildungsziele erreicht, heißt es in dem Weltbildungsbericht der UN-Bildungs- und Kulturorganisation UNESCO. So würden weltweit nur in jedem zweiten Land alle Kinder eine Grundschule besuchen. Fast 100 Millionen Kinder könnten weltweit die Grundschule nicht abschließen.
Sechs verbindliche Ziele
164 Staaten hatten sich vor 15 Jahren in Dakar auf sechs verbindliche Bildungsziele geeinigt: Einen Ausbau der frühkindlichen Bildung, eine Grundschulbildung für alle, eine Absicherung der Lernbedürfnisse von Jugendlichen, eine Senkung der Analphabetenrate bei Erwachsenen um die Hälfte, die Überwindung von Geschlechterungleichheiten und eine Verbesserung der Qualität der Bildung.
Positivbeispiel Afghanistan
UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova erklärte nun, die Welt habe zwar "große Fortschritte" bei der Erreichung der Ziele gemacht. Zu den Erfolgen des Aktionsprogramm gehört demnach, dass heute 50 Millionen mehr Kinder als 1999 zur Schule gehen. Vor allem der Anteil von Mädchen ist gestiegen. Als Beispiel nennt die UNESCO Afghanistan, das nach Jahren des Bürgerkrieges und der Taliban-Herrschaft im Jahr 2000 die schlechtesten Schulbedingungen hatte. Mädchen waren von Bildung fast völlig ausgeschlossen. Gingen vor 15 Jahren nur vier Prozent der Mädchen zur Schule, waren es 2012 schon 87 Prozent.
Dennoch: "Wir sind weit davon entfernt, unsere Ziele erfüllt zu haben", erinnerte die UNESCO-Generaldirektorin. Die Weltgemeinschaft brauche "spezifische, mit ausreichenden finanziellen Mitteln vorangebrachte Strategien, die den Schwerpunkt auf die Ärmsten - insbesondere Mädchen - legen, die Bildungsqualität verbessern und die Analphabetenrate reduzieren".
Nur in jedem vierten Land wurde dem UNESCO-Bericht zufolge das Ziel erreicht, die Analphabetenrate um 50 Prozent zu senken. Zwei Drittel der weltweit 781 Millionen erwachsenen Analphabeten sind Frauen. Im südlichen Afrika kann jede zweite Frau weder lesen noch schreiben.
Armut - Bildungshindernis Nummer 1
Besonders besorgt ist die UNESCO über die Situation von Kindern in Krisengebieten. Ein Drittel der Kinder, die keine Schule besuchen, lebt in Konfliktregionen. Auch Armut ist ein zentrales Hindernis bei der Bildung: Die Wahrscheinlichkeit, die Grundschule abzuschließen, ist bei den Ärmsten fünfmal geringer als bei den Reichsten.
Laut UNESCO sind jährlich zusätzlich 22 Milliarden Dollar nötig, um die Bildungsziele doch noch zu erreichen. Das Geld werde gebraucht, um die Zahl der Lehrer zu erhöhen, neue Schulen zu bauen und Schulbücher anzuschaffen. Rund vier Millionen mehr Lehrer seien notwendig, um allen Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen.
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