Wahl des US-Präsidenten Der Eiertanz des Jeb Bush

Stand: 15.05.2015 20:54 Uhr

Jeb Bush will US-Präsident werden. Jeb ist der kleine Bruder von George W, der die Irak-Invasion befahl. "Hätten Sie die gleiche Entscheidung getroffen?", fragte eine Reporterin. "Ja", sagte Jeb am Montag. "Vielleicht", antwortete er am Dienstag. "Nein", sagte er am Donnerstag.

Von Martin Ganslmeier, NDR-Hörfunkstudio Washington

Die Brüder George W. und Jeb Bush auf einem Foto aus dem Jahr 2004 | Bildquelle: picture-alliance/ dpa/dpaweb
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George W. Bush und sein kleiner Bruder Jeb - der möchte jetzt auch US-Präsident werden.

Noch liegt Jeb Bush in den meisten Umfragen vorne. Unter allen möglichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten hat er schon jetzt mit Abstand die meisten Spenden eingesammelt. Und doch stolperte Jeb Bush in dieser Woche ausgerechnet über eine Frage, die für ihn alles andere als überraschend kam: die "W-Frage" nach dem Irak-Krieg seines Bruders George W. Bush.

Montag

"Hätten Sie mit dem Wissen von heute den Befehl zur Invasion im Irak gegeben?", fragte ihn am Montag die Moderatorin von "FoxNews". Bushs Antwort: "Ja, das hätte ich. Und ich möchte daran erinnern, dass dies auch Hillary Clinton getan hätte." "Aber doch nicht aus heutiger Sicht", hagelte es Kritik in den Medien, doch nicht mit dem Wissen, dass die angeblichen Geheimdienstinformationen über Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen falsch waren.

Dienstag

Schon am Dienstag bemühte sich Jeb Bush um Schadensbegrenzung und meldete sich selbst in einer konservativen Radiosendung. "Sie hätten also im Rückblick anders gehandelt?", half ihm der Moderator auf die Sprünge. Doch wieder eierte Jeb Bush herum: "Ich weiß nicht, wie meine Entscheidung ausgesehen hätte. Das ist eine hypothetische Frage." Offensichtlich fiel es Jeb Bush schwer, seinen älteren Bruder öffentlich zu kritisieren.

Dabei hat George W. Bush selbst den Irak-Krieg im Rückblick als Fehler bezeichnet. Kein Wunder, dass sich die republikanischen Konkurrenten von Jeb Bush über eine solche Steilvorlage freuten. "Natürlich wäre ich nicht in den Irak einmarschiert", empörte sich der erzkonservative Senator Ted Cruz. Auch der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie äußerte sich kopfschüttelnd: Ohne Vorhandensein von Massenvernichtungswaffen hätte niemand ernsthaft in den Irak ziehen dürfen.

Mittwoch

Doch Jeb Bush zögerte auch am Mittwoch noch mit einer klaren Stellungnahme: Ein nachträgliches Infragestellen des Irak-Krieges, so Bush auf einer Veranstaltung in Nevada, sei ungerecht gegenüber den getöteten Veteranen.

Donnerstag

Erst am Donnerstag kam auf Drängen seiner Berater die spürbar gereizte Klarstellung: "Hätte ich damals gewusst, was wir jetzt wissen, dann wäre ich nicht in den Irak einmarschiert."

Dass Jeb Bush auf den Irak-Krieg seines Bruders angesprochen würde, war so klar wie das Amen in der Kirche, wundern sich politische Beobachter in den USA. Ein erfahrener Ex-Gouverneur und kluger Stratege wie Bush hätte darauf eine überzeugende Antwort parat haben müssen. Bushs desaströse Woche zeige, wie sehr ihn der lange Schatten seines Bruders im Wahlkampf behindern könne.

Und wenn es schlecht läuft, kommen dumme Flüchtigkeitsfehler hinzu. Obwohl Jeb Bush seine Kandidatur erst später offiziell ankündigen wollte, verplapperte er sich nun: "Ich will 2016 Präsident werden". Und korrigierte sich dann: "Ich denke ernsthaft darüber nach". Nach dieser Horror-Woche überlegt er es sich ja vielleicht noch einmal anders.

Jeb Bushs Eiertanz um den Irak-Krieg - der Schatten des Bruders
M. Ganslmeier, ARD Washington
15.05.2015 21:48 Uhr

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