Amnesty zu Ukraine-Konflikt Folter auf beiden Seiten
Stand: 22.05.2015 14:45 Uhr
Die Aussagen ehemaliger Gefangener seien "übereinstimmend und grauenhaft", so Amnesty International. Die Menschenrechtsorganisation wirft beiden Seiten im Ukraine-Konflikt Folter vor. Kritik gibt es auch an der Zurschaustellung Gefangener.
Amnesty International wirft beiden Konfliktparteien in der Ostukraine Folter von Gefangenen vor. Für die fast täglich begangenen Kriegsverbrechen sowohl von Seperatisten als auch von Regierungstruppen und ihren Verbündeten lägen "überwältigende Beweise" vor, teilte die Menschrechtsorganisation mit.
Amnesty hat nach eigenen Angaben mit 17 ehemaligen Gefangenen der Seperatisten und 16 ehemaligen Gefangenen der Regierungstruppen gesprochen. Die Liste der Folterungen, die von Amnesty angeprangert werden, ist lang: den Gefangenen wurden Knochen gebrochen, sie wurden mit Elektroschocks gequält, an der Decke aufgehangen, zum Schein hingerichtet oder durch Schlafentzug gefoltert.
Die Vorwürfe seien durch Röntgenbilder und ärztliche Untersuchungen untermauert, betonte Amnesty. Zudem beträfen sie ausdrücklich beide Seiten in dem Konflikt.
Seperatisten foltern ...
Bei den prorussischen Seperatisten sei die Situation unübersichtlich und teils chaotisch. Verschiedene Gruppen hielten Gefangene an wenigstens zwölf Standorten gefangen. Dabei sei die Folter offenbar umso stärker, je weiter sich die jeweilige Gruppe von den Hauptkommando-Strukturen entfernt befinde. Amnesty appellierte an die Konfliktparteien, den Vereinten Nationen Zugang zu den Gefangenenlagern zu geben.
... genauso wie Regierungstruppen
Bei den regierungstreuen Truppen steche laut Amnesty der "Rechte Sektor" besonders negativ hervor. "Der Rechte Sektor hält Dutzende Zivilisten als Geiseln gefangen. Sie werden gefoltert und dazu benutzt, horrendes Lösegeld von den Angehörigen zu erpressen", so Amnesty. Die Organisation rief die ukrainischen Behörden dringend dazu auf, die Vorfälle zu untersuchen, Beweise zu sammeln und gegebenenfalls Anklage zu erheben.
Kritik an Zurschaustellung von Gefangenen
Kritik an der ukrainischen Regierung kommt auch von anderer Seite. So kritisiert die OSZE massiv die Zurschaustellung russischer Kriegsgefangener durch Kiew. Die Einhaltung von Menschenrechten sei ausgesprochen wichtig, und dazu gehöre auch, dass Gefangene nicht den Medien vorgeführt werden. (Zur Wahrung der Identität und persönlichen Integrität hat die ARD sich deshalb entschlossen, die Bilder der Gefangenen unkenntlich zu machen.)
Unterdessen gehen die Kämpfe in der Ostukraine weiter. Drei Soldaten seien allein heute auf ukrainischer Seite gefallen, teilte ein Militärsprecher mit. Die OSZE wirft beiden Seiten den Einsatz besonders zerstörerischer und zugleich ungenau schießender Raketenwerfer vor.
Amnesty International wirft ukrainischen Kriegsparteien Folter vor
tagesthemen 21:45 Uhr, 22.05.2015, Olaf Bock, ARD Moskau
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