Die Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen | Bildquelle: dpa

Hauptversammlung der Deutschen Bank Denkzettel für Jain und Fitschen

Stand: 21.05.2015 22:07 Uhr

Ein ramponiertes Bild in der Öffentlichkeit, eine umstrittene Strategie zum Konzernumbau: Auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank haben die Aktionäre ihren Unmut mehr als deutlich gezeigt: Nicht nur mit Buhrufen, sondern auch mit einem schlechten Wahlergebnis.

Die Deutsche Bank ist mit dem Versuch einer strategischen und personellen Neuaufstellung bei ihren Aktionären auf wenig Begeisterung gestoßen. Zwar warben die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen auf der Hauptversammlung in Frankfurt für eine zweite Chance. Doch sie ernteten wenig Beifall, dafür aber laute Buhrufe aus dem Publikum. Das spiegelte sich überraschend klar in den Abstimmungsergebnissen wider: Deutlich mehr als ein Drittel des vertretenen Kapitals sprach dem Vorstand das Misstrauen aus.

Nicht gescheitert?

Jain und Fitschen hatten zuvor eingeräumt, dass es länger als geplant dauere, die unzähligen Rechtsstreitigkeiten beizulegen. Außerdem greife der Sparkurs noch nicht. Von Scheitern könne aber keine Rede sein, sagte Fitschen. "Wir steuern die Deutsche Bank in die richtige Richtung." Wichtigste Entscheidung ist die Abspaltung der Deutschen Postbank.

Großinvestoren wie Kleinanleger vermissen aber Details der kürzlich präsentierten "Strategie 2020", die auf eine Schrumpfkur von Deutschlands größtem Geldhaus hinausläuft. Auch der am Mittwochabend kurzerhand auf den Weg gebrachte Vorstandsumbau reichte nicht, um die Gemüter zu besänftigen. Am schlechtesten schnitt in der Abstimmung Jain ab, für dessen Entlastung weniger als 61 Prozent der Aktionärsstimmen abgegeben wurden. Fitschen lag nur marginal drüber. Das war ein herber Denkzettel, üblich sind in Deutschland Zustimmungsraten von 95 Prozent und mehr.

Aktionäre kritisieren Kurs der Deutschen Bank
tagesschau 20:00 Uhr, 21.05.2015, Sandra Scheuring, HR

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Trotzdem hätte es noch schlimmer kommen können für die Manager: Einflussreiche Aktionärsberater wie ISS aus den USA und Hermes aus London, deren Abstimmungsempfehlungen angelsächsische Fonds gewöhnlich folgen, hatten den Investoren im Vorfeld nahegelegt, gegen die Entlastung des Vorstands zu stimmen. Die Fondsgesellschaft Union Investment, einer der 20 größten Aktionäre, bekannte offen, die Bankführung nicht mehr zu unterstützen.

Besonders kritisch sehen viele Aktionäre, dass Jains Rolle im Konzern nun sogar noch gestärkt wird, obwohl er als früherer Chef-Investmentbanker für zahlreiche Rechtsstreitigkeiten mit verantwortlich ist, die immer noch viel Geld kosten und mühsam erzielte Gewinne regelmäßig ausradieren. "Sind Sie das Problem dieser Bank, die Lösung oder beides?", sagte Markus Kienle von der Kleinaktionärsvereinigung SdK vor gut 5000 Aktionären an die Adresse Jains.

Kritik auch vom Aufsichtsratschef

Auch Aufsichtsratschef Paul Achleitner attestierte Jain und Fitschen eine eher "durchwachsene" Bilanz. Er signalisierte, dass ein "Weiter so" für das Top-Management keine Option sein kann. "Niemand kann mit dem äußeren Erscheinungsbild und dem Aktienkurs zufrieden sein", sagte Achleitner. Er kündigte an, den Vorstand umzukrempeln: Jain wird sich persönlich um die Umsetzung kümmern.

Fitschen dagegen, der seit einigen Wochen vor dem Münchner Landgericht wegen Vorwürfen des Prozessbetrugs im Kirch-Verfahren auf der Anklagebank sitzt, bekommt keine zusätzlichen Aufgaben, er gibt sogar welche ab. Großer Verlierer ist der langjährige Privatkunden-Chef Rainer Neske, der die Bank verlässt. Seine Aufgaben übernimmt Rechts- und Compliance-Vorstand Christian Sewing.

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