Prayuth Chan-ocha | Bildquelle: REUTERS

Militärputsch in Thailand Der General bittet zum Rapport

Stand: 23.05.2014 08:06 Uhr

Nach dem Militärputsch in Thailand greift die Armee hart durch. Gegen mehr als 155 Politiker und Aktivisten wurde ein Ausreiseverbot verhängt - darunter Ex-Ministerpräsidentin Yingluck. Sie und ihre Ex-Minister ließ General Prayuth ins Armee-Hauptquartier einbestellen. Er selbst ernannte sich inzwischen zum neuen Premier.

Von Udo Schmidt, ARD-Hörfunkstudio Südostasien

Nach sieben Stunden durch die Ausgangssperre erzwungener Ruhe in Thailand herrscht am Morgen wieder hektischer Alltag. Vichai hetzt zur Arbeit, die Rolltreppen zur Hochbahn hinauf: "Der Putsch ist keine Lösung für Thailand, aber eine ganz normale Sache hier."

Nat verkauft kleine Essenspäckchen zum Frühstück mit "Sticky Rice". An diesem Morgen gibt sie sich vorsichtshalber, wie viele in Bangkok, neutral: "Ich bin politisch nicht festgelegt, weder pro noch anti. Wir brauchen jetzt Menschen mit Erfahrung und gutem Willen. Jede Partei kann die Regierung stellen. Es muss nur gut sein für das Land."

Der Morgen nach dem Putsch
U. Schmidt, ARD Singapur, zzt. Bangkok
23.05.2014 06:51 Uhr

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Übergangsverhandlungen im Armee-Hauptquartier

Nachdem die Nacht ruhig verlaufen ist, keine Seite, weder die Rothemden - die Anhänger der gestürzten Regierung - noch die Gelbhemden versucht haben, zu demonstrieren, Widerstand zu leisten, ist Ex-Premierministerin Yingluck Shinawatra ins Hauptquartier der Armee geladen, mit ihr nahezu das gesamte ehemalige Kabinett. 

Mit den Gesprächen mit der Ex-Regierung, sagt General Prayuth Chan Ocha, soll ein vernünftiger Übergang in Thailand eingeleitet werden. Das bedeutet auch, dass das Militär die Fäden für längere Zeit in der Hand behält. Von Wahlen ist derzeit keine Rede. Stattdessen hat sich General Prayuth nun selber zum amtierenden Premierminister ernannt.

Proteste in Thailand gegen neue Militärregierung
tagesschau 17:00 Uhr, 23.05.2014, Norbert Lübbers, ARD Singapur

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Keine Spur von Führern der Rot- und Gelbhemden

Die Teilnehmer der Gespräche gestern im Armeeclub sind nach ihrer Festnahme nicht wieder aufgetaucht. Auch von den Führern beider Seiten, Suthep Thaugsuban und Jaturporn Prompan, fehlt derzeit jede Spur.

Weltweit wird der Militärputsch verurteilt, auf den Straßen Bangkoks wird vorsichtiger, aber besorgt bewertet. Pop fährt einen der unzähligen Kleinbusse mit Sitzbänken auf der Ladefläche. "Immer wieder kämpfen beide Seiten gegeneinander, am Ende geht es dann mit den gleichen Problemen weiter", sagt er ernüchtert.

Wer sind Rot-, Gelb- und Weißhemden in Thailand?

Bei den Protesten in Thailand standen sich Gelbhemden und Rothemden gegenüber. Die Gelbhemden, die die Regierung stürzen wollten, gehören der Demokratischen Partei an. Sie forderten den sofortigen Rücktritt der thailändischen Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra sowie ihrer Minister und die Installierung eines nicht gewählten Volksrats, der die Regierung ersetzen soll. Unter ihnen befinden sich vor allem ranghohe Beamte und Militärs sowie Geschäftsleute.

Die Rothemden hingegen unterstützten die Yingluck-Regierung. Meist kommen sie aus ländlichen Regionen, die lange vom Boom der thailändischen Wirtschaft ausgeschlossen waren. Unter Thaksin, dem früheren Ministerpräsidenten und Bruder der derzeitigen Regierungschefin, änderte sich das.

Zwischen den beiden rivalisierenden Gruppen steht eine weitere, die der Weißhemden. Sie gilt als Stimme der Vernunft in Bangkok. Dieser sehr kleinen Gruppe gehören vor allem Intellektuelle an.

Nat, die Frau am Essensstand, ist optimistischer, was die Zukunft angeht: "Wir sind ein buddhistisches Land und deshalb wird es einen friedlichen Verlauf geben. Es ist gut, dass das Militär jetzt die Gewalt auf den Straßen beendet hat."

Aber es geht auch um Praktisches. Darum, dass das Leben derzeit gestört ist, meint Pop: "Die Ausgangssperre muss schnell wieder aufgehoben werden, wir können derzeit nur wenig Geld verdienen, ansonsten werden wir sehen, für wen der Militärputsch gut ist."

Armeekanal auf allen Sendern

Die Armeeführung droht derweil weitere Einschränkungen an. Soziale Netzwerke im Internet könnten  abgeschaltet werden, sollte man dort Aufrufe zur Unruhe oder auch nur Militärkritisches finden, erklärt ein Militärsprecher.

Alle Fernsehsender sind weiter auf den Armeekanal geschaltet, dort werden laufend die neuesten Verordnungen verkündet.

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