Cameron | Bildquelle: AP

Parlamentswahl in Großbritannien Camerons Konservative vorn - ohne absolute Mehrheit

Stand: 08.05.2015 00:40 Uhr

Die Konservativen des amtierenden Premierministers Cameron haben die britische Parlamentswahl laut einer Prognose überraschend deutlich vor der Labour-Partei gewonnen. Die absolute Mehrheit verfehlten sie jedoch. Große Zugewinne verbuchten die schottischen Nationalisten.

Aus der britischen Parlamentswahl ist Prognosen zufolge die Konservative Partei von Premierminister David Cameron als stärkste politische Kraft hervorgegangen. Sie kann demnach mit 316 Sitzen im Parlament rechnen. Auf die Labour-Party entfallen demnach 239 Mandate, wie aus Nachwahlbefragungen der großen Fernsehstationen hervorging. Vor der Wahl war von einem deutlich knapperen Ergebnis ausgegangen worden.

Miliband und Cameron | Bildquelle: dpa
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Die Kontrahenten: Miliband und Cameron

Drittstärkste Kraft wäre die Schottische Nationalpartei (SNP). Sie konnte demnach einen riesigen Zuwachs für sich verbuchen. Von bislang sechs Sitzen steigerte sie sich nun auf 58 der 59 in Schottland zu vergebenden Sitze. Der EU-feindlichen United Kingdom Independence Party (Ukip) wurden nur zwei Mandate vorausgesagt. Die bislang mitregierenden Liberaldemokraten kommen der Prognose zufolge auf zehn Abgeordnete. Vor fünf Jahren hatte sie noch 56 Mandate bekommen.

Sollte sich diese Prognose bestätigen, dann gewännen Camerons Konservative überraschend klar vor der Labour Partei von Herausforderer Ed Miliband. Allerdings reicht es für Cameron nicht zum Alleinregieren. Er braucht Bündnispartner. Rechnerisch würde es knapp wieder für eine Koalition mit seinem bisherigen Partner reichen - den Liberaldemokraten von Nick Clegg.

Camerons Konservative nach erster Prognose vorn
nachtmagazin 00:00 Uhr, 08.05.2015, Marcel Müller, ARD London

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Für Cameron geht es nicht nur um die Wiederwahl, sondern auch um sein politisches Überleben als Parteichef. Er verwies im Wahlkampf vor allem auf die guten Wirtschaftsdaten, rückläufige Arbeitslosenzahlen und niedrige Zinsen. Darüber hinaus spielte das von Cameron versprochene Referendum über einen möglichen EU-Austritt Großbritanniens eine zentrale Rolle.

Labour versprach nach fünf Jahren eines strikten Sparkurses in den öffentlichen Haushalten eine Kurskorrektur. Miliband will Etateinschnitte abmildern, Steuern für die Reichen anheben und die Rechte geringverdienender Arbeiter schützen.

Klare Verhältnisse? Das ist vorbei

Die genaue Sitzverteilung im künftigen Parlament dürfte erst in mehreren Stunden feststehen, wenn die einzelnen Wahlkreise ausgezählt werden. In Großbritannien gilt das Mehrheitswahlrecht. Nur der Abgeordnete mit den meisten Stimmen in seinem Wahlkreis ist gewählt. Die anderen Stimmen fallen unter den Tisch.

Die Regierungsbildung könnte sich diesmal nicht nur mehrere Tage, sondern Wochen hinziehen. Das wäre ungewöhnlich lang für Großbritannien, dessen Mehrheitswahlrecht früher meist für klare politische Verhältnisse gesorgt hatte. Dies hat sich aber durch den Aufstieg regionaler und kleiner Parteien - etwa der anti-europäischen UKIP - geändert.

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