Seligsprechung von Óscar Romero Späte Ehre für den Bischof der Armen
Stand: 23.05.2015 02:38 Uhr
Der vor 35 Jahren ermordete Erzbischof Óscar Romero soll seliggesprochen werden. Zu der Zeremonie werden über 280.000 Gläubige, neun Staatschefs und etliche kirchliche Würdenträger erwartet - geeint vom Respekt für den Bischof der Armen.
Von Anne Demmer, ARD-Hörfunkstudio Mexiko
Seit 35 Jahren ist der Bischof der Armen nun tot: Monseñor Óscar Arnulfo Romero hatte sich unermüdlich für Gerechtigkeit und die Menschenrechte in El Salvador eingesetzt. Er klagte die korrupten Eliten und das gewalttätige Militär an. Am Ende musste er dafür sterben. Während einer Messe wurde der Erzbischof 1980 in einer Kapelle in San Salvador ermordet. Die Drahtzieher - mutmaßlich das Militär - wurden bis heute nicht belangt.
Ermordeter Bischof Romero wird seliggesprochen
A. Demmer, ARD Mexiko
23.05.2015 03:06 Uhr
Nun wird ihm eine späte Ehre zuteil. Auch wenn er in Lateinamerika längst als heilig gilt, diesen Samstag wird Óscar Romero in San Salvador seliggesprochen. Mitten im Zentrum der Landeshauptstadt, auf der Plaza del Salvador del Mundo wird die Zeremonie stattfinden. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren.
"Die ganze Welt nimmt daran teil"
Fredi Marcelino García singt sich für die letzte Probe vor dem großen Auftritt warm: Er ist einer von rund 120 Sängern aus ganz El Salvador, die sich zu einem Chor zusammengeschlossen haben, der die Seligsprechung musikalisch begleiten wird. "Ich wurde gebeten das Evangelium zu singen. Ich bin sehr stolz, es ist eine große Ehre", sagt García. Die Seligsprechung von Romero, das sei so ein großes Ereignis. "Die ganze Welt nimmt daran teil, alle wollen dabei sein. Darüber freue ich mich sehr."
Der Chorleiter winkt ihn heran. Er soll seinen Platz einnehmen. Der Ton muss für den Auftritt getestet werden. Die Seligsprechung wird in verschiedenen Landesteilen auf Großleinwand zu sehen sein. Der Vatikan hat sogar für die weltweite Übertragung des Ereignisses zwei Satelliten angemietet.
Um die Sänger herum werden auf der großen Bühne die letzten Kabel verlegt, der rote Teppich noch einmal gekehrt.
Ein gutes Geschäft für die Straßenverkäufer
An einer Straßenecke unweit des Platzes hat Norma Yanira ihren Stand aufgebaut Sie verkauft schwarze T-Shirts. Darauf steht mit weißen Buchstaben geschrieben: Romero Mártir. Romero der Märtyrer. Und für hungrige Gläubige gibt es auch was zu essen: "Kuchen, gebratenes Fleisch, Erfrischungsgetränke", zählt Yanira auf. "Die Seligsprechung ist auch für uns Straßenverkäufer ein gutes Geschäft."
Kampf gegen Ausbeutung und Korruption
Rund 280.000 Gläubige werden für das große Ereignis erwartet. Die Aktivistin Christina Sada Salinas ist extra aus Mexiko angereist. "Óscar Romero hat immer die Partei der Armen ergriffen und gegen die Ausbeutung und Korruption gekämpft", sagt sie. Romero sei ein Vorbild, dem man versuchen sollte nachzueifern.
Monseñor Ricardo Urioste, der ein enger Vertrauter Romeros war, hofft, dass die Konfliktparteien in dem Land über die Seligsprechung ins Gespräch kommen: "Wir sollten Oscar Romero nicht nur applaudieren, für das, was er getan hat. Die Seligsprechung sollte auch zur Versöhnung beitragen." Für einen Moment zumindest scheint der große Respekt für Monseñor Óscar Romero die Menschen zu vereinen.
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