Logistikzentrum von Amazon | Bildquelle: picture alliance / dpa

Ende des Luxemburg-Modells? Amazon zahlt jetzt Steuern - theoretisch

Stand: 26.05.2015 17:20 Uhr

Amazon wendet sein neues Steuermodell nicht nur in Deutschland und Großbritannien an - sondern auch in Spanien und Italien. Als fünftes Land soll zudem bald Frankreich folgen. Ob damit nennenswerte Steuereinnahmen verbunden sind, ist allerdings unklar. Die EU-Kommission setzt ihr Prüfverfahren wegen unlauterer Steuervorteile dennoch fort.

Der Internethändler Amazon geht nach eigenen Angaben in immer mehr europäischen Ländern dazu über, Gewinne vor Ort zu versteuern. Nachdem vergangene Woche bekannt geworden war, dass das neue Modell seit dem 1. Mai in Deutschland und Großbritannien gilt, teilte Amazon nun mit, seine Umsätze auch in Spanien und Italien neuerdings direkt zu verbuchen. Als fünftes Land solle demnächst Frankreich folgen. Bislang verbucht Amazon seine in Westeuropa erzielten Umsätze in der Steueroase Luxemburg.

EU-Kommission prüft weiter

Die neue Strategie dürfte mit einer Prüfung der EU-Kommission zusammenhängen, die momentan untersucht, ob Amazons Luxemburger Steuermodell legal war oder ob es sich um Wettbewerbsverzerrung handelt. Daneben hat Brüssel auch ähnliche Deals zwischen Apple und Irland, Starbucks und den Niederlanden sowie Fiat und Luxemburg im Visier. Bekannt ist, dass viele Großkonzerne aufgrund spezieller Steuermodelle in der EU oft nur minimale Abgaben zahlen.

Allerdings erklärte die EU-Kommission nun, dass sie ihr Prüfverfahren gegen Amazon trotz der geänderten Steuerpraxis des Unternehmens fortsetzt. "Diese Änderungen betreffen nicht die laufende Prüfung, bei der es darum geht, ob Amazon in der Vergangenheit Steuervorteile erhalten hat", sagte ein Sprecher der EU-Kommission: "Das Verfahren läuft und wird weitergehen."

Warum Amazon kaum Steuern zahlt

Unklar bleibt, ob sich Amazons neue Steuerarchitektur für den deutschen Fiskus überhaupt in nennenswerten Einnahmen niederschlagen wird. Die wichtigste Unternehmenssteuer in Deutschland, die Körperschaftssteuer, wird nämlich nicht auf den Umsatz, sondern auf den Gewinn erhoben. Gewinne machte Amazon in der Vergangenheit aber kaum, weil das seit Jahren aggressiv wachsende Unternehmen seinen Einnahmen meist direkt wieder investiert.

Zuletzt wiesen die Amerikaner global gesehen einen Verlust von 241 Millionen Dollar aus - obwohl die Erlöse um 20 Prozent auf 89 Milliarden Dollar stiegen. In Deutschland hat Amazon im vergangenen Jahr Waren im Wert von rund elf Milliarden Euro verkauft. Ob dabei steuerpflichtige Gewinne anfielen, verschweigt das Unternehmen. Zur Einordnung: In Großbritannien, schreibt die "Financial Times", überwies Amazon den Steuerbehörden 2014 trotz eines Umsatzes von 8,3 Milliarden Dollar "gerade mal ein paar Millionen Pfund".

Über dieses Thema berichtete die tagesschau24 am 26. Mai 2015 um 13:00 Uhr.

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