19.08.2015, 09:10  von Evelin Past 

Karrieregeil ja, aber bitte kein Stress

"Die wollen heutzutage alle ganz oben anfangen", hat mein Bruder neulich zu mir am Telefon gesagt. Und er hat Recht damit. Die Rede ist von jungen Menschen, die frisch von ihrer Ausbildung kommen und ihre ersten Erfahrungen in der Arbeitswelt machen.

Waren ich und meine Kollegen der Generation Y noch froh darüber, endlich einen Job gefunden zu haben und bereit dafür auch Blut und Wasser zu schwitzen, um dann in ein paar Jahren ein paar Abteilungen höher zu kommen, scheint das heute kein erstrebenswertes Ziel mehr zu sein. Lieber gleich Chef sein, ist doch viel besser.

"Ich brauch erstmal einen Nespresso"

Karrieregeil ist die Generation Z nämlich schon, nur an der Motivation fehlt es häufig. Passend dazu folgendes Erlebnis: Ich will einer Berufseinsteigerin an ihrem ersten Arbeitstag die Abläufe und das Computersystem erklären. Als ich damit beginnen wollte, unterbrach sie mich ganz gechillt: "Es ist noch so früh, ich brauch erstmal einen Nespresso." Ich war baff. Ich konnte gar nichts entgegnen. Und das heißt etwas, denn alle die mich persönlich kennen wissen, dass ich nie um einen frechen Spruch verlegen bin. Aber da war es anders. Hätte ich mich an meinem ersten Arbeitstag getraut während der Einschulung mal eben nach Kaffee zu fragen? Niemals.

Auf Urlaub vorgreifen

Mein Vater, der schon über drei Jahrzehnte Lehrlinge ausbildet und selbst einen Betrieb führt, klagt darüber, dass neue Mitarbeiter es als selbstverständlich ansehen auf Urlaub vorzugreifen. Nach einem Monat Arbeit, wird dann schon mal eine Woche Urlaub eingefordert. Geht's noch? Also, früher (jetzt höre ich mich schon richtig alt an) hat man mal mindestens ein halbes Jahr gearbeitet bevor man überhaupt an Urlaub dachte. Um Marsimoto zu zitieren "Was ist denn mit der Realness, alle nur noch Wellness."

#ohneFleißkeinPreis

Karriere ist den meisten zwar wichtig, doch wirklich tun will keiner was dafür. CEO wird man nicht zufällig, den fetten Audi, das Haus am See und die exotischen Reisen muss man sich hart erarbeiten. Und das war immer schon so, auch in der Generation der Babyboomer. Statt ein paar Überstunden einzuschieben, kreative Ideen in die Tat umzusetzen, sich Ziele zu setzen, eine Weiterbildung zu starten, sich zu engagieren und den Chef mit Engagement zu begeistern, wird über Work-Life-Balance gegrübelt, der Hipster-Bart gestutzt und noch eifrig ein Bild auf Instagram hochgeladen. #ohneFleißkeinPreis

Wer den Drive hat gewinnt

Ich bin überzeugt, dass jeder Berufseinsteiger der clever ist und zudem den richtigen "Drive" ins Unternehmen mitbringt, geschätzt wird und es weit bringen kann. Nur leider nicht sofort. Seine Sporen muss man sich erst verdienen. Gleiches gilt für Start-Up-Unternehmer. Die Erfolgsgeschichten dieser Jungen Wilden begeistern uns, sie gelten als Helden der Wirtschaftswelt. Wie lange aber vorher im Zimmer, auf der Uni oder in der Garage getüftelt wurde, bis aus einer Idee ein Produkt oder eine brauchbare Dienstleistung wurde, übersehen die meisten. Also, gogogo - Schluss mit jammern, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt...!

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