01.10.2015, 13:56  von APA/schu

Run auf günstige Mietwohnungen – Neues Eigentum wurde in Wien billiger

Stadtansicht Wien (Sujet) / Bild: (c) FOLTIN Jindrich / WB

Für Immobilieninvestoren bleibt der Wiener Wohnungsmarkt wegen der weiter wachsenden Bevölkerung und der anhaltend tiefen Zinsen sehr attraktiv. Neue Eigentumswohnungen haben sich zuletzt verbilligt, Mietwohnungen durch die Nebenkosten leicht verteuert.

Besonders gefragt sind aktuell günstige Mieteinheiten, während Eigentum auch mehr kosten darf - das oberste Preissegment ist aber ausgereizt.

Bei Luxusmieten gebe es einen starken Rückgang durch die Abwanderung von "Expats" und heimischen Unternehmen, und wegen der Wien-Wahl werde mit kleineren Investitionen - einzelnen Zinshäusern - abgewartet, da man nicht wisse, wie es mit Themen wie Mietpreisdeckel weitergehe, sagte Wiener-Privatbank-Vorstand Helmut Hardt am Donnerstag bei der Präsentation des neuen Wohnimmobilien-Radars. Hoher Arbeitslosigkeit und geringem Wirtschaftswachstum stehe die Kontinuität der Anleger im international beliebten sicheren Hafen Wien gegenüber. "Und das Thema 'leistbares Wohnen' wird uns leider Gottes auch 2016 massiv beschäftigen", so Hardt.

Mehr zum Thema: "Innenstadt ist nicht gleich Innenstadt"

Wohnen in Wien: Kosten für Miet- und Eigentumswohnungen

Den verstärkten Zustrom von Flüchtlingen bzw. Asylwerbern hält der Bank-Vorstand für "leicht verkraftbar" am Wiener Markt, er verweist dazu auf die schon bisher gegebene Dynamik. Der vermehrte Zuzug führe natürlich auch zu mehr Bedarf an Wohnraum, dabei werden seiner Einschätzung nach aber eher weniger hochwertige Flächen mobilisiert und aufgefüllt werden. Freilich dürfe man bei der Migration nicht die Dimension überschätzen. Und außerdem könne und werde mit der Zuwanderung auch eine wirtschaftliche Belebung stattfinden.

Auch ohne Flüchtlinge "wächst Wien jährlich im Ausmaß der Stadt Krems", sagte der Chef von FindMyHome.at, Bernd Gabel-Hlawa, der zum vierten Mal seine Online-Abfrage-Analyse für die Bank erläuterte. Demnach sind 2014 die Wohn-Immopreise im Schnitt um 2,5 Prozent von 4.447 auf 4.332 Euro pro Quadratmeter gesunken, "weit entfernt von der vor ein, zwei Jahren befürchteten Immobilienblase". Anfang des Jahrzehnts gab es einen steilen Anstieg, 2007 lagen die Preise noch bei 2.695 Euro pro Quadratmeter.

Bei den Mieten wurde dagegen 2014 ein leichter Anstieg der Gesamtbruttobelastung von 14,16 auf 14,53 Euro pro Quadratmeter und Monat festgestellt, weil Nebenkosten wie Müll-, Wassergebühren usw. zugelegt hätten, so Gabel-Hlawa. Pro Monat verzeichnet das Portal rund 320.000 Immo-Interessierte, zwei Drittel wollen etwas mieten, ein Drittel sucht ein Kaufobjekt - so weit vorn sei die Miete noch nie gewesen. Zwei Drittel der bundesweiten Abfragen würden sich auf Wien beziehen - und immer mehr Anfragen, heuer 17 Prozent nach davor 12 Prozent, kämen nun aus dem Ausland, speziell der Schweiz, Deutschland und Italien.

Von den Mietwohnungsnachfragen würden sich 90 Prozent auf kleinere "leistbare" Einheiten beziehen, speziell von über 30-Jährigen und "Best Agern", sagte der FindMyHome.at-Geschäftsführer. Dass bei der Miete gespart wird - oder werden muss - bestätigt auch Elisabeth Rist, Geschäftsführerin der Wiener Privatbank Immobilienmakler GmbH: "Alles über 1.100 Euro Bruttomonatsmiete ist wirklich länger am Markt als Wohnungen für 600 bis 700 Euro. Für teure Wohnungen rennen wir uns die Füße wund."

Anders bei Eigentumswohnungen, hier wird nicht gespart. Die stärkste Nachfrage gebe es im Segment ab 500.000 Euro, so Gabel-Hlawa. Und jede zehnte Suche nach Eigentum beziehe sich auf Immobilien ab 1 Mio. Euro, "das hatten wir noch nie". Die Preise für neu errichtete Eigentumswohnungen mit einem sehr guten Wohnwert wurden heuer um 11,1 Prozent billiger, berichtete Maklerin Rist. Bei neuen Eigentumswohnungen insgesamt lagen die Preise heuer nur um 1,4 Prozent höher, dagegen verteuerte sich gebrauchtes Wohneigentum massiv um 11,6 Prozent. Auch aktuell gebe es im Verkauf starke Nachfrage nach gebrauchten Eigentumswohnungen, dagegen im Luxussegment nicht mehr: "Das obere Preissegment hat sehr sehr wenig Luft nach oben. Auch wir stürzen uns auf das mittlere Preissegment", so Rist. Mietwohnungen verteuerten sich ihren Angaben zufolge um 0,7 Prozent.

Innerhalb Wiens besonders stark nachgefragt werden laut Rist Wohnungen im Einzugsgebiet rund um den neuen Hauptbahnhof - was mit Blick auf den 4. Bezirk sowie Teile des 10. und 3. Bezirks auch Gabel-Hlawa bestätigt. Weiter im Kommen seien auch die Bezirke 12, 15, 20, 21 und 22, so Rist. Die Nachfrage nach Parkplätzen gehe dabei zurück, jene nach Nahversorgern steige aber. Häufigstes Suchwort wurde dem Geschäftsführer des Internet-Portals zufolge mittlerweile die "Grünlage", die wurde als einzelner Begriff von 58 Prozent der Suchenden eingegeben.

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    Kommentare

    1 Kommentare

    Verbleibende Zeichen: 1500

    Gast: trollo meint

    im absatz oben steht "Wohn-Immopreise im Schnitt um 2,5 Prozent von 4.447 auf 4.332 Euro pro Quadratmeter gesunken in wien"

    im unteren absatz steht "Bei neuen Eigentumswohnungen insgesamt lagen die Preise heuer nur um 1,4 Prozent höher, dagegen verteuerte sich gebrauchtes Wohneigentum massiv um 11,6 Prozent."

    also was jetz?

    verfasst am 01.10.2015, 22:59

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