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Tagblatt Online: 15. Januar 2016, 02:40 Uhr

Rorschach zurück auf dem Thron

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(Bild: sgt)

REGION RORSCHACH. Erstmals seit der Jahrtausendwende hat Rorschach (9085) wieder mehr Einwohner als Goldach (9054). Dennoch, die Bevölkerungsentwicklung in der Region geht langsam vor sich. Die Region Rorschach (53 199) legte 2015 nur um 197 zu.

RUDOLF HIRTL

Rorschach hat alles, was eine Stadt auszeichnet oder belastet; urbane Strukturen, drei Bahnhöfe, ein dichtes Busnetz, eine breite Bildungsstruktur vom Kindergarten bis hin zur Hochschule, eine lebendige Kulturszene, viel Verkehr, hohe Sozialkosten und positive wie negative Auswirkungen in seinen Zentrumsfunktionen. Dennoch, rein statistisch ist Rorschach nach wie vor keine Stadt. Die Schweiz kennt zwar kein Stadtrecht im rechtlichen Sinne, doch nur wenn eine Politische Gemeinde mehr als 10 000 Einwohner aufweist, wird sie laut Bundesamt für Statistik in Neuchâtel auch tatsächlich als Stadt erfasst. Von diesem Gesichtspunkt aus hat Rorschach im Jahr 1978 das Stadtrecht verloren, als die Einwohnerzahl unter 10 000 auf 9987 sank.

Quartier für Familien

Zurückgewonnen hat Rorschach hingegen die Führung in der regionalen Einwohnerstatistik; mit 9085 Einwohnerinnen und Einwohnern, gezählt am Stichtag 31. Dezember 2015. «Man darf diese Zahlen nicht überbewerten», sagt Stadtpräsident Thomas Müller dazu, nimmt die positive Entwicklung aber zufrieden zur Kenntnis. «Der Zuwachs ist für die Stadt erfreulich. Er zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Mit den Projekten <Seehof>, <Löwengarten> und <Ecke Pestalozzi-/Industriestrasse> werden wir den kontinuierlichen Zuwachs an Einwohnern in Zukunft weiter festigen können.»

Aber, trotz reger Bautätigkeit im Wohnbaubereich, ganz so rasch wie erhofft, entwickelt sich Rorschach bezüglich Einwohner doch nicht. Im Januar 2012 beispielsweise äusserte Stadtschreiber Bruno Seelos aufgrund der damaligen baulichen Entwicklung die Einschätzung, dass die Einwohnerzahl von Rorschach bis Ende 2014 auf 9200 bis 9500 ansteigen werde. Rorschach hat dies noch nicht erreicht, weil laut Thomas Müller, «die neuen Wohnungen von mehr Einzelpersonen oder Zweipersonenhaushalten bezogen wurden, als wir erwartet haben.» Der Stadtrat sei daher auch bestrebt, dass künftig mehr grosse Wohnungen erstellt würden, die für Familien attraktiv seien. Er könne sich auch vorstellen ein eigentliches Familienquartier zu lancieren.

Trendumkehr ist absehbar

Goldach (9054) musste 2015 wie im Jahr zuvor einen Einwohnerschwund zur Kenntnis nehmen. Diesmal fällt er in der Statistik mit minus 98 ungewohnt stark aus. Eine Erklärung dafür kann Gemeindepräsident Thomas Würth nicht liefern. «Eigentlich müssten ja nun aufgrund der Statistik viele Wohnungen leer stehen. Aber das ist nicht der Fall», sagt er mit einem Schmunzeln. Sorgen machen muss er sich freilich keine, denn in Goldach sind zahlreiche Wohnbauprojekte bereits mehr oder weniger weit fortgeschritten. «Es wird zwei bis drei Jahre dauern, aber dann werden Überbauungen wie Florastrasse, Seeheimstrasse, Zentrum, Eilinger, Grünhof, Untereggerstrasse, Mühlegut und Indermauer eine Trendumkehr in der Statistik bewirken», so Würth.

Region wächst nur langsam

Thal (6346) hat ebenfalls weniger Einwohner (–21) als 2014. Aber auch Gemeindepräsident Robert Raths verweist auf sich im Bau befindliche Mehr- und Einfamilienhäuser, die den angestrebten jährlichen Zuwachs von 0,5 bis 0,75 Prozent mittelfristig sichern würden. «Wachstum ist wichtig, muss aber auf die bestehende Infrastruktur abgestimmt sein.»

In Tübach sind Pläne für neue Wohnbauprojekte nicht gern gesehen. Einsprachen gegen das Projekt «Zentrumswiese» zeugen davon. Die Argumentation, dem Dorf drohe ungehemmtes Wachstum sticht allerdings nicht. Tübach (1329) weist nicht nur für 2015 einen Rückgang (–2) aus, auch das Wachstum über die vergangenen zehn Jahre gesehen (+211) fällt bescheiden aus. Überhaupt fällt auf, dass der Region Rorschach keine Übervölkerung droht. Ende 2015 wurden 53 199 gezählt, gerade mal 197 Einwohner mehr als im Jahr zuvor. Dies entspricht einer Zunahme von 0,37 Prozent.



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