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Magnetische DC-Messtechnik | Veröffentlichungen

Fachlaboratorium 8.21
Bioelektrizität und Biomagnetismus


Magnetische DC-Messtechnik

Ansprechpartner:

Zusammen mit Ärzten des Universitätsklinikums "Benjamin Franklin" (Kontakt: Dr. Gabriel Curio) entwickelt die PTB neue Meßverfahren zur Erfassung langsam veränderlicher biomagnetischer Felder. Diese Verfahren eröffnen neue Möglichkeiten in der neurologischen Diagnostik.

Im menschlichen Körper können schwache, langsam veränderliche Ströme, sogenannte DC-Ströme, auftreten. Ein Beispiel hierfür ist der Ladungsausgleich, der nach einer Verletzung elektrisch polarisierter Membranen von Nerven- oder Muskelzellen stattfindet. Diese "Verletzungsströme" klingen im Anschluß an die Verletzung langsam ab und sind z.T. noch nach mehreren Stunden nachweisbar. Ähnliche DC-Phänomene werden infolge von Hirninfarkten (Schlaganfall) vermutet.

Der Nachweis dieser schwachen niederfrequenten Ströme ist schwierig. Eine Möglichkeit besteht darin, Elektroden direkt in das verletzte Gewebe einzubringen, um so eine lokale Information über die elektrophysiologischen Vorgänge zu erhalten. Demgegenüber arbeitet die DC-Magnetometrie völlig berührungsfrei.

Zur Aufnahme der Magnetfeldwerte wird ein Multikanal SQUID-System in einer magnetisch geschirmten Kabine, in der äußere Störungen unterdrückt werden, eingesetzt. Zur weiteren Rauschunterdrückung wird ein Modulationsverfahren eingesetzt, bei dem der Körper bzw. die Probe periodisch unter dem Magnetfeldsensor bewegt wird. Hierdurch werden die DC-nahen Magnetfelder in einen Frequenzbereich verschoben, in dem für Meßsystem und Abschirmung geringere Rauschpegel vorliegen (siehe Abb. 1). Unter Verwendung eines digitalen Lock-In Verfahrens können im Anschluß an die Messung aus den Meßdaten die DC-Magnetfelder zurückgerechnet werden. Zur Modulation werden Frequenzen zwischen 0.4 Hz und 1.0 Hz bei Modulationsamplituden von 2 cm bis 8 cm eingesetzt.

modprinc.gif (12155 Byte)

 

Abb 1. Prinzip des Modulationsverfahrens

Bei der Entwicklung und Herstellung der Modulationseinrichtung ist große Sorgfalt notwendig, da störende magnetische Verunreinigungen vermieden werden müssen. Als Werkstoffe haben sich Kunststoffe, Keramik und Holz bewährt. Die Modulationseinrichtung wird über einen speziell gefertigten Hydraulikzylinder angetrieben, der über Schläuche an ein Hydraulikaggregat angekoppelt ist. Das elektrisch betriebene Aggregat wurde außerhalb der magnetisch geschirmten Kammer aufgestellt, so dass die Magnetfeldsensoren nicht durch den Antrieb gestört werden.

Als Beispiel für das Auftreten von Verletzungsströmen wird eine Untersuchung an einem Nervenpräparat vorgestellt. Die bei einer Tumorresektion entfernte Nervenfaser mit einer Länge von 6 cm und einem Durchmesser von 1 mm wurde in U-Form in einer Schale mit Elektrolytlösung fixiert. Durch die U-Form werden die an den beiden Nervenenden auftretenden Verletzungsströme parallel ausgerichtet, so dass eine Konfiguration entsprechend einem Stromdipol entsteht (Abb. 2 a). Die mittels des Modulationsverfahrens bestimmte DC-Magnetfeldverteilung (Abb. 2 b) zeigt dementsprechend ein dipolares Feldmuster der Verletzungsströme. Die Intensität dieses Feldmusters nimmt unter der Annahme eines exponentiellen Abklingens mit einer Zeitkonstante von etwa 30 min ab. Das Feldmuster konnte noch 3 h nach der Operation beoachtet werden.

 

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Abb 2. DC-Magnetfeldverteilung (z-Komponente) der Verletzungsströme eines Nervenpräparates, Sensordurchmesser 205 mm, Abstand zum Präparat 40 mm:
a) Anordnung des Präparates;
b) Magnetfeldverteilung mit 5 fT Isofeldlinienabstand.


Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • Mackert BM, Wubbeler G, Leistner S, Trahms L, Curio G.
    Non-invasive single-trial monitoring of human movement-related brain activation based on DC-magnetoencephalography.
    Neuroreport 2001 Jun 13;12(8):1689-92


  • Carbon M, Wubbeler G, Trahms L, Curio G.
    Hyperventilation-induced human cerebral magnetic fields non-invasively monitored by multichannel "direct current" magnetoencephalography.
    Neurosci Lett. 2000 Jun 30;287(3):227-30


  • Jazbinsek V, Thiel G, Wübbeler G, Müller W, Trontelj Z
    Spatial and temporal distribution of magnetic field due to injury currents in Vicia faba plants
    in Biomag2000, Proc. 12th Int. Conf. on Biomagnetism, J. Nenonen, R.J. Ilmoniemi, and T. Katila, eds. (Helsinki Univ. of Technology, Espoo, Finland, 2001), pp. 999-1001
    Download pdf (612kB)


  • Wubbeler G, Ziehe A, Mackert BM, Muller KR, Trahms L, Curio G.
    Independent component analysis of noninvasively recorded cortical magnetic DC-fields in humans.
    IEEE Trans Biomed Eng. 2000 May;47(5):594-9.

  • Jazbinsek V, Thiel G, Muller W, Wubbeler G, Trontelj Z.
    Magnetic detection of injury-induced ionic currents in bean plants.
    Eur Biophys J. 2000;29(7):515-22.


  • Mackert BM, Wubbeler G, Burghoff M, Marx P, Trahms L, Curio G.
    Non-invasive long-term recordings of cortical "direct current" (DC-) activity in humans using magnetoencephalography.
    Neurosci Lett. 1999 Oct 8;273(3):159-62.


  • Mackert BM, Mackert J, Wubbeler G, Armbrust F, Wolff KD, Burghoff M, Trahms L, Curio G.
    Magnetometry of injury currents from human nerve and muscle specimens using superconducting quantum interferences devices.
    Neurosci Lett. 1999 Mar 12;262(3):163-6.


  • Wubbeler G.; Mackert J.; Armbrust F.; Burghoff M.; Mackert B.-M.; Wolff K.-D.; Ramsbacher J.; Curio G.; Trahms L.
    SQUID measurements of human nerve and muscle near-dc injury-currents using a mechanical modulation of the source position.
    Applied Superconductivity, 1999, 6(10), 559-565


 


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Letzte Änderung: 20.08.2004