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Was Reemtsma vermissen lässt, ist ein Wort der Einsicht und der Entschuldigung an alle, die er durch seine Ausstellung getäuscht, beleidigt und verleumdet hat. Das gilt besonders auch gegenüber der mit Namen genannten toten Soldaten. Die Würde des Menschen zu achten und zu schützen ist nach unserem Grundgesetz die Pflicht jedes einzelnen Staatsbürgers. Sein Bedauern hat Reemtsma nur ein einziges Mal ausgedrückt, und zwar gegenüber dem polnischen Kritiker Dr. Bogdan Musial wegen dessen schäbiger Behandlung durch das Reemtsma-Institut.

Meinrad Freiher von Ow
Meinrad Frhr. von 0w

Nadel, grün

Neuer Essig aus alten Schläuchen: Die Wehrmachtsausstellung "auferstanden aus Ruinen"

von Meinrad Frhr. von 0w

Jan Philipp Reemtsma hat Anfang Mai angekündigt, dass er eine neue Ausstellung über "die" Verbrechen der Wehrmacht im November in Berlin eröffnen und anschließend auf Wanderschaft schicken wird. Sie wird aufgrund einer völlig neuen Konzeption fast doppelt so groß werden wie vorher und soll angeblich sachlich unangreifbar sein. Nur die These, die Reemtsma der alten Ausstellung zugrunde gelegt hat, die Wehrmacht sei eine verbrecherische Organisation gewesen, bleibt erhalten und auch ihr Titel "Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944" ist so neu nicht.

Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat Reemtsma schon vor fast eineinhalb Jahren beginnend 15 (!) junge Historiker für seine Neukonzeption angeheuert. Sie werden nach seinen Direktiven in sechs Themenkomplexen die Dimensionen des Vernichtungskriegs gegen die Sowjetunion verdeutlichen: Völkermord, Hungerpolitik, Partisanenkrieg, Kriegsgefangene, Repressalien und Deportationen. In den einzelnen Räumen sollen damit "die Zusammenhänge von Intentionalität und situativer Dynamik gezeigt werden". Reemtsma wird erfahren, dass seine Neuproduktion kein großes Interesse mehr erregen wird, selbst die einstigen prominenten Laudatoren werden sich künftig zurückhalten. Auch an der amerikanischen Ostküste, wo der deutsche "Sündenstolz" von manchen genüsslich instrumentalisiert wurde, ist man der Sache nach der Absage der Ausstellung in New York im Dezember 1999 überdrüssig geworden. So erhielt der Herausgeber einer angesehenen New Yorker jüdischen Zeitung den scharfen Einspruch eines Historikers aus Tel Aviv, als die Zeitung einen Beitrag von Dr. Manfred Messerschmidt unter der Überschrift "Historikerkommission gibt den Veranstaltern der Wehrmachtsausstellung Recht" veröffentlichte. Der Schoah-Überlebende schrieb abschließend, er hoffe, "dass eine völlig überflüssige Ausstellung in absehbarer Zeit nicht auferstehen wird".

Die Neufassung der Ausstellung ist in erster Linie ein Versuch der Selbstrechtfertigung Reemtsmas nach dem Scheitern des unglaubwürdig gewordenen ersten Konzeptes. "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" hieß die Ausstellung, die über vier Jahre lang in Deutschland und Österreich für heftige Kontroversen gesorgt hat, und deren Exponate und Schautafeln jetzt in einem Abstellraum dahinmodern. Reemtsma weiß, warum er sich von denen distanziert hat, die sie gestaltet, im Förderverein propagiert und als Gutachter überprüft haben und schließlich überarbeitet wieder zeigen wollten. "Im gegenseitigen Einvernehmen getrennt" nennt man das heute, auch wenn dabei "die Fetzen fliegen". In die Öffentlichkeit gedrungen ist darüber wenig, kaum ein Wort von Reemtsma, warum er verboten hat, Exponate der alten Ausstellung wieder zu verwenden. Er stellte lediglich fest, "dass die Kernaussage der Ausstellung, dass die Wehrmacht einen Angriffs- und Vernichtungskrieg führte, richtig ist und bleibt". Die von ihm ausgewählten Gutachter täuschten sich in ihrem Glauben, Reemtsma einen Dienst zu erweisen mit der Aussage, die Ausstellung sei sinnvoll und nötig gewesen. Sie könne deshalb auch in Zukunft, entsprechend überarbeitet, "einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der historisch-politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland leisten".

In der Presse machte das Wort "Eiertanz" die Runde, als die acht befangenen Gutachter nach ausführlicher Detailkritik behaupteten, die Ausstellung enthalte keine Fälschungen und Manipulationen. Die "Zeit" dagegen sprach von den "acht Weisen" und stellte ihren Kommentar unter die Überschrift "Sie waren Mörder. Die Ausstellung ist rehabilitiert".

Was von der Ausstellung bleibt, ist jedoch ein Bild der deutschen Armee, das in der Öffentlichkeit geprägt ist durch entsetzliche Bilder von Erhängten, Erschossenen und ihrer Würde Beraubten mit vielfach irreführenden, falschen oder gefälschten Zuschreibungen, ergänzt durch erfundene oder erfolterte "Geständnisse" von Kriegsgefangenen, die sich oder andere grauenhafter Verbrechen bezichtigen. Was bleibt, ist das einseitige Bild einer Truppe, die den Kampf nicht nur gegen Soldaten und Partisanen, sondern auch gegen die Zivilbevölkerung geführt haben soll. Was bleibt, sind die vieltausendfach verbreiteten Kataloge, die beiden zur Ausstellung von Hannes Heer herausgegebenen Bücher mit Beiträgen des Gutachters Dr. Manfred Messerschmidt und eine Flut von Begleitliteratur. Und - man glaubt es kaum: Der ins Zwielicht geratene und abgehalfterte Ausstellungsleiter Hannes Heer kann im Maiheft 2001 der "Zeitschrift für Geschichtswissenschaften" (Herausgeber u.a. die Professoren Wolfgang Benz und Peter Steinbach) wieder seine Spekulationen über die Wehrmacht unter dem Titel "Einübung in den Holocaust: Lemberg Juni/Juli 1941" veröffentlichen.

Vom Hauptverantwortlichen, der mit seinen Millionen dieses Ausstellungsvorhaben auch verwirklichen konnte, hat man vergeblich eine "mea culpa" erwartet. Reemtsma hat im März 2001 in München in einer Veranstaltung der Kulturstiftung der Deutschen Bank sein Buch "Wie hätte ich mich verhalten?" vorgestellt. Schon im Januar 2000 haue er in München dieses Thema in einem Vortrag behandelt und der Frage "Wie hätte ich mich verhalten?" die Frage "Wie soll ich mich verhalten?" hinzugefügt. Er fordert dafür moralische Antworten und erklärt: "Wir müssen voneinander - ohne jede Nachsicht - verlangen, dass wir ... uns nicht freiwillig an Verbrechen beteiligen, dass wir andere Menschen nicht denunzieren." Diese Gedanken über populäre Fragen und ethische Ausweichmanöver hat damals die "Süddeutsche Zeitung" unter dem Titel "Die Sehnsucht nach der moralischen Unbedenklichkeitserklärung" veröffentlicht. Diese wird nach dem Verständnis des Christen außer dem Gerechten nur dem Bußfertigen gewährt.

Das bedingt die Frage, welche Konsequenzen Reemtsma aus dem Scheitern seiner Ausstellung zieht, mit der er eine "distanzierte sozialhistorische Analyse mit humanistischem Engagement verbinden" wollte. Die Autoren der Wehrmachtsschau behandelten ihr Thema weder aus der weisen Distanz des Philosophen noch aus der unvoreingenommenen Sicht eines Historikers, der deshalb nicht auf einen eigenen Standpunkt verzichten muss. Ein "humanistisches Engagement" hätte Reemtsma durch Wiedergutmachungsleistungen für Opfer des NS-Regimes wesentlich glaubhafter belegen können. Der Solidaritätsfonds für die ausländischen Zwangsarbeiter wäre sicher froh gewesen, hätte er einen Millionenbetrag aus Jan Philipps 300-Millionen-Erbe verbuchen können, das heute auf fast eine Milliarde angewachsen sein soll. Schließlich wurde dieses Vermögen während des Krieges auch durch die Arbeit von "dienstverpflichteten" Ausländern beim Tabakkonzern Reemtsma vermehrt.

Was hat Reemtsma getan, um seinen moralischen Forderungen gerecht zu werden, um den von ihm angerichteten Schaden wieder gutzumachen oder zu begrenzen? Ein Schaden, der sich manifestiert in:

  • einem verzerrten Geschichtsbild,
  • einer irregeleiteten Öffentlichkeit und düpierten Politikern,
  • in Familien- und Generationskonflikten,
  • in der Fehlinvestition von Steuer- und Stiftungsgeldern und
  • in der Bestätigung des Feindbildes Deutschland im Ausland.

Ein Akt der Wiedergutmachung wäre eine Ausstellung über die Geschichte der Wehrmacht im Kontext mit der Gesamtgeschichte des Zweiten Weltkriegs und auch mit alten geschehenen Kriegsverbrechen. Stattdessen kündigt Jan Philipp Reemtsma für November die Eröffnung seiner neukonzipierten Ausstellung zum alten Thema an.

Was Reemtsma vermissen lässt, ist ein Wort der Einsicht und der Entschuldigung an alle, die er durch seine Ausstellung getäuscht, beleidigt und verleumdet hat. Das gilt besonders auch gegenüber der mit Namen genannten toten Soldaten. Die Würde des Menschen zu achten und zu schützen ist nach unserem Grundgesetz die Pflicht jedes einzelnen Staatsbürgers. Sein Bedauern hat Reemtsma nur ein einziges Mal ausgedrückt, und zwar gegenüber dem polnischen Kritiker Dr. Bogdan Musial wegen dessen schäbiger Behandlung durch das Reemtsma-Institut.

Entschuldigt hat er sich nicht bei der Witwe und der Schwester des Gefr Heidenreich, dessen gefälschtes Tagebuch in der Reemtsma-Ausstellung als Beweis für einen tausendfachen Judenmord durch die Wehrmacht zitiert wird.

Entschuldigt hat er sich nicht bei den Angehörigen des Soldaten Albert Rodenbusch und des Gen von Erdmannsdorff, deren erfolterte Geständnisse aus dem berüchtigten Minsker Schauprozess stammen.

Noch heute kann Jan Philipp Reemtsma nach Bayern kommen, um sich persönlich beim ehemaligen Uffz Alfred Kerst zu entschuldigen, dem einzigen Betroffenen, der noch am Leben ist. Ihm wird zum Beweis für entsetzliche Verbrechen der Wehrmacht die infame Aussage angedichtet ein Offizier habe den Befehl gegeben, mehrere tausend jüdische Einwohner zu "beseitigen". Der Stalingradveteran ist einer der 6500 Rückkehrer von 85000 Soldaten, die aus der Hölle von Stalingrad in die Gefangenschaft gezogen sind.

Wann wird sich Reemtsma dazu äußern?

Beim Autor erhältlich die Schriften:

Quelle: Kameraden, Stuttgart, Juli/August 2001, S. 2 f.


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