Das Wichtigste in Kürze
Verursacht durch Actinobacillus lignieresii, ein gramnegativer Kokkobazillus. Auftreten weltweit. Eintrittspforte sind kleine Schleimhaut- oder Hautläsionen. Die Holzzunge tritt meist akut auf. Das betroffene Tier zeigt Inappetenz, Speicheln und verhält sich, als ob sich ein Fremdkörper in der Maulhöhle befinden würde. Die Zunge ist besonders an der Basis derb geschwollen und allgemein druckempfindlich. Meist sind die Kopflymphknoten mitbetroffen. Mitunter kommen auch chronische lokale Infektionen der Haut von Kopf und anderen Körperstellen, im Verdauungstrakt, am Kehlkopf und/oder in der Lunge vor. Bei Kälbern wurden akute Verläufe mit Septikämie beschrieben. Diagnose der Holzzunge klinisch. Differentialdiagnose unter anderem Tollwut (Speicheln)! Therapie: Jodbehandlung, systemische Antibiose. Wirksam sind Sulfonamide, Tetrazykline oder Streptomycin. |
Prüfungsstoff
Erreger | Diagnose |
Epidemiologie | Differentialdiagnose |
Pathogenese | Therapie |
Klinische Erscheinungen | Prophylaxe |
Erreger:
Actinobacillus lignieresii, ein gramnegativer Kokkobazillus;
kommt in verschiedenen Serotypen vor.
Epidemiologie:
Die Krankheit kommt weltweit vor, meist sporadisch, mitunter treten
Ausbrüche (mit einer Morbidität bis über 70 %) auf, für
die nicht immer eine befriedigende Erklärung (zum Beispiel Verfütterung
von besonders hartem Futter) gefunden wird.
Pathogenese:
Eintrittspforte für die Infektion sind kleine Verletzungen der
Schleimhaut durch harte Futterteile oder Hautverletzungen. Kleinere Läsionen
an der Zunge mit geringgradiger Actinobacillose wurden bei etwa 1 % von
Schlachtkühen gefunden.
Klinische Erscheinungen:
Holzzunge: Der Beginn ist meist akut. Das betroffene Tier frißt
nicht mehr, speichelt und "mümmelt" eigenartig vor sich hin, als hätte
es einen Fremdkörper in der Mundhöhle. Die Zunge ist geschwollen,
derb, besonders an der Basis, und druckempfindlich. Die Lymphknoten am
Kopf sind häufig in Mitleidenschaft gezogen. Wenn die Retropharyngeallymphknoten
beteiligt sind, tritt Schnarchen auf.
Über 90 % der Infektionen von Rindern sollen Lymphknoten im Halsbereich
betreffen, und weniger als 5 % die Zunge. Mitunter kommen auch chronische
lokale Infektionen (Abszesse oder ulzerativ-nekrotische Hautveränderungen)
an Kopf und anderen Körperstellen sowie im Verdauungstrakt, zum Beispiel
in der Haube oder in der Schlundrinne, sowie am Kehlkopf und/oder in der
Lunge vor. Auch akute Verläufe mit Septikämie (Endokarditis,
Pneumonie, Nephritis) bei Kälbern sind beschrieben.
Diagnose:
Bei Befall der Zunge aufgrund der klinischen Erscheinungen hinlänglich
sicher. Wie so häufig, kommt es darauf an, daran zu denken und gründlich
zu untersuchen. Aktinobazilläre Abszesse an anderen Stellen sind nicht
vermehrt warm und nicht druckempfindlich. In Zweifelsfällen ist eine
BU aus Eiter indiziert.
Da bei Speicheln auch an Tollwut zu denken ist, muß die Maulhöhlenuntersuchung
mit entsprechender Vorsicht durchgeführt werden.
Differentialdiagnose:
Hinsichtlich Speicheln: Fremdkörper in der Maulhöhle oder
Schlundverstopfung, Listeriose, Hirnbasisabszeß-Syndrom, Tollwut.
Hinsichtlich Lymphknotenschwellung: unspezifische lokale Infektionen,
Leukose, Tuberkulose.
Therapie:
Jodbehandlung (s. bei Aktinomykose).
Es besteht die etwas merkwürdige Situation, daß allgemein die
Behandlung mit Jodpräparaten empfohlen wird, daß Jodide in vitro
aber wenig bakterizide Wirkung gegenüber Act. lignieresii zeigen.
Dagegen sind Sulfonamide, Tetracycline, und Streptomycin in vitro wirksam.
Manche Autoren führen aus, daß das Jod weniger antibakteriell
wirken, als vielmehr die Bildung von Granulationsgewebe unterdrücken
soll.
In einem Bericht (s. Literatur)
wurde die Heilung chronischer Fälle mit Streptomycin/Dihydrostreptomycin
beschrieben.
Prophylaxe:
Isolierung und prompte Behandlung erkrankter Tiere. Impfstoffe stehen
zur Zeit nicht zur Verfügung.
Letzte Änderung: 02.11.2003
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