2. Tochter des Königs Philipp
V. von Frankreich und der Johanna I.
von Burgund, Tochter von Pfalzgraf Otto IV.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 240
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Margarete (Margaretha) von Frankreich
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* um 1312, + 9. Mai 1382
Tochter König Philipps V. von Frankreich
Gräfin von Flandern und Rethel, seit 1361 auch von Artois und der Grafschaft (Freigrafschaft) Burgund
Ihre Heirat (21. Juli 1320) mit Ludwig
II. von Nevers, dem künftigen Grafen von Flandern,
sollte die politische Allianz von Flandern und Frankreich (gegen England)
als Unterpfand dienen. Margaretes
feierlicher
Einzug (Blijde Intrede) in Flandern wurde wegen familiärer Probleme
und angesichts des Aufstandes in W-Flandern bis 1329 aufgeschoben. Erst
nach dem Tode ihres Gemahls (gefallen 25. August 1346 bei Crecy) sind eigenständige
politische Aktivitäten der Gräfin erkennbar: Als Vormund ihres
Sohnes Ludwig
von Male betrieb
Margarete
mit
Nachdruck dessen Vermählung mit Margarete
von Brabant (1. Juli 1347), gegen das Drängen der flämischen
Städte, die auf einer Eheverbindung mit Elisabeth
von England bestanden. Auch später, obwohl ihr inzwischen
mündig gewordener Sohn eine eher oppurtunistische Politik verfolgte,
wirkte sie als französische Prinzessin unermüdlich auf ein Festhalten
an der französisch-flämischen Allianz hin. Als Gräfin
von Artois und Burgund hatte sie starken Anteil am Zustandekommen der
Ehe zwischen
Herzog Philipp dem Kühnen von
Burgund und ihrer Enkelin Margarete
von Flandern (1369). Margarete
war
vor allem auf diplomatischer Ebene aktiv, so als Vermittlerin zwischen
ihrem Sohn und dem aufständischen Gent.
Ehlers Joachim: Seite 224
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"Die Kapetinger"
Der Mannesstamm des kapetingischen Hauses war damit in Gefahr gebracht, denn 1314 hatte Ludwig von Navarra nur eine Tochter, die 1312 geborene Johanna; Philipp von Poitiers die Töchter Johanna (* 1308), Margarete (* 1310), Isabella (* wohl 1312) und wahrscheinlich Blanche (* wohl 1314); allein Karl von La Marche hatte seit dem 5. Januar 1314 einen Sohn.
Treffer Gerd: Seite 173
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"Die französischen Königinnen. Von Bertrada
bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"
Das königliche Paar hat mehrere Kinder: Johanna (1308), die Eudes IV., Herzog von Burgund, ehelicht, und Margarete (1310), die Ludwig II., den Grafen von Flandern heiratet; Isabella (1312), die Jean III., Sire de Faucogney, ehelicht und Blanche (1313), die Nonne wird. 1316 schließlich wird der Sohn Ludwig geboren, der im Kindesalter stirbt, was die Thronfolge nun keineswegs regelt, da ja ihr Mann, um an die Krone zu kommen, Töchter von der Erbfolge ausgeschlossen hat.
Ehlers Joachim: Seite 270-272
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"
Zwar hatte Philipp
bei der Einweisung in seine neue Würde die Touraine wieder abgeben
müssen, aber es winkte ihm der Anspruch auf das Reichslehen der Grafschaft
Burgund, mit dem ihn Kaiser KARL IV.
schon investiert hatte. Noch freilich regierte dort die Witwe des 1346
bei Crecy gefallenen Ludwig von Nevers, Margarethe
von Artois, Mutter des amtierenden flandrischen Grafen Ludwig
von Male.
Außer für 1373 weist das Itinerar des Herzogs
jährliche Flandernreisen nach, auch Margarethe
von Artois hat er regelmäßig in ihrer Residenz Arras
aufgesucht und dort ebenfalls seine Regierung für die Zeit nach dem
Erbfall vorbereitet, der 1382 eintrat.
Calmette, Joseph: Seite 31,44
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"Die großen Herzöge von Burgund"
Außer dem Herzogtum Burgund hatte Philipp
von Rouvres von seinem Großvater väterlicherseits,
von Odo IV., bekommen:
1. die Grafschaft Burgund, oder, wie das Mittelalter
sagte: "La Comte"
2. die Grafschaft Artois
3. das Territorium der Champagne.
Ging man der Herkunft dieser drei Lehen im einzelnen
nach, so stieß man auf eine Prinzessin aus königlichem Geblüt,
nämlich Margarete von Frankreich,
die Tochter Philipps V. Sie hatte diese
"seigneuries" von ihrer Mutter Johanna
geerbt und war die Witwe des vormaligen Grafen Ludwig von Flandern und
Nevers; ihr Sohn, Ludwig von Maele, regierte in Flandern.
Karls V. Diplomatie
arbeitete dafür; aber sehr bald stellte sich heraus, daß der
Weg über eine Heirat der beste sei. Das war einer der Gründe,
die für eine Vermählung Philipps
mit der Enkelin Margaretes von Frankreich
sprachen, also der Tochter des Grafen von Flandern, Ludwigs von Maele,
jener Margarete, welche Erbin der belgischen Lande und so mancher
verlockender Lehnsherrschaften war.
Offenbar hat die Intervention
Margaretes von Frankreich, der Großmutter der jungen Prinzessin,
die Entscheidung herbeigeführt. Die KAPETINGERIN
Margarete, eine gute und loyale Französin,
spielte die Sache des Königtums geschickt aus, und es gelang ihr schließlich
doch, ihren Sohn zu überzeugen. Manche Chronisten gefielen sich darin,
die Episode dramatisch und sogar romanhaft auszuschmücken. Pro memoria
geben wir die Erzählung wieder, die der Historiker G.-P. Brugiere
de Barante zur Freude seiner Leser verfaßt hat und die zum klassischen
Bestand gehört: "Mehr als sieben Jahre wurde bereits wegen dieser
Heirat verhandelt, ohne dass sie zu einem Abschluss kam; der König
von Frankreich war bis nach Tournay gekommen, um alles daranzusetzen, dort
besseren Erfolg zu haben; und der Graf von Flandern hatte abgelehnt, dorthin
zu kommen unter dem Vorwand, krank zu sein. Schließlich suchte Madame
Margarete ihn auf, erzürnt ob der
geringen Macht, die sie über ihren Sohn hatte. Da dieser aber auf
seiner Weigerung bestand, riß sie plötzlich ihr Kleids auf,
entblößte ihre Brust und sagte zornentbrannt zu ihm: ‚Weil Ihr
absolut nicht den Willen Eures Königs und Eurer Mutter gehorchen wollt,
werde ich zu Eurer Schande diese Brust abschneiden, die Euch genährt
hat, Euch und keinen anderen, und ich werde sie den Hunden zum Fraß
vorwerfen. Wisset ferner, dass ich Euch enterbe, und dass Ihr niemals meine
Grafschaft Artois haben werdet.’ Der Graf, bewegt und tief erschrocken,
warf sich seiner Mutter zu Füßen und versprach, die Erbtochter
von Flandern dem Herzog von Burgund zu geben.“
In Wahrheit verhält es sich
so, dass dem Abschluß der französisch-flämischen Verhandlungen
ein zähes Feilschen vorausgegangen war und dass Karl
V., um Genugtuung zu erlangen, gezwungen
war, ein unendlich schmerzliches Opfer zu bringen: nichts Geringeres als
die Wiederabtretung der seinerseits von Philipp
dem Schönen so mühsam erworbenen
Annexionen in Flandern. Der dritte VALOIS
fügte sich darein, dem Grafen das
wallonische Flandern zurückgeben: die Burgvogteien von Lille,
Douai und Orchies, welche von dem letzten der großen KAPETINGER-Könige
mit der Krone vereinigt worden waren
Das gesamte Erbe Margaretes
von Frankreich nebst demjenigen, das Ludwig von Maele von seinen
Vorfahren väterlicherseits erhalten hat, fällt in die Hände
von Philipp dem Kühnen.
Leo Heinrich Dr.: Seite 223
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"Zwölf Bücher niederländischer Geschichten"
In Paris fügte sich dann Robert
am 5. Mai 1320 geschlossenen Frieden: Sein Enkel, der Sohn Louis' von
Nevers, welcher auch Louis hieß, solle des Königs
Tochter Margaretha heiraten, und es
solle demselben die Nachfolge in Flandern zugesichert sein, selbst wenn
dessen Vater, Louis von Nevers, vor dem Großvater, dem Grafen
Robert, stürbe [Margaretha von Frankreich,
die in diesem Frieden Louis dem Jüngeren verlobt ward, war
die Tochter der Königin Johanna,
und diese die Tochter jener Margaretha von Artois
(mit Odo Freigrafen von Burgund) welche ihren Neffen Robert, wenn auch
ein Zeit lang hart von ihm bedrängt, doch zuletzt aus der Grafschaft
Artois verdrängte. Durch diese Verwandtschaft kam später
das Artois, und bald nach dieser Erwerbung durch die weitere Entwicklung
der Umstände Douay, Lille und Orchies wieder an Flandern.]. Die Fläminger
sollten dem König 30.000 livr. zahlen, und schwören, nie ihren
Grafen in irgend einer Weise unterstüzen zu wollen, wenn zufällig
den Frieden nicht halte. Lille, Douay und Orchies sollten bei Frankreich
bleiben.
Bedeutendere und verwickeltere Verhältnisse, auch
für Flandern, traten erst ein, als Margarethas von Flandern noch
sehr junger Gemahl, Philippe de Rouvre,
der letzte Herzog von Burgund älterer Linie, 1361 starb und die Erbschaftsregulierung
Schwierigkeiten brachte.
Von Philippes Besitzungen
war das Herzogtum Burgund unstreitig ein Fahnenlehen des Reiches, was überhaupt
auf angeheiratete Verwandte, am wenigsten aber auf die 11-jährige
Margaretha
von Flandern übergehen konnte, mit welcher die Ehe
Philippes
bis
dahin nur zeremoniell, nicht wirklich vollzogen war; allein
Philippes
Großvater, Herzog Odo von Burgund,
war mit einer Prinzessin Johanna von Frankreich
vermählt
gewesen, welche eine Tochter
Philipps
und der Königin Johanna, durch
diese aber eine Enkelin Margarethas von Artois
und Odos, Freigrafen von Burgund, war: und so waren für das burgundische
Haus Erbansprüche auf Artois und
Franche-Comte, - durch
Philippes
Vater, Philippe, der mit Johanna von
Bourbon, Gräfin von Boulogne und Auvergne, vermählt war, waren
für dasselbe Haus Erbansprüche auf die Grafschaften Boulogne
und Auvergne erworben worden, und Philipp von
Rouvre war vor seinem Tod wirklich in Besitz aller dieser Herrschaften
gekommen.
Da die zuletzt genannten vier Herrschaften durch Weiber
mit Burgund verbunden worden waren, fielen sie auch nicht mit dem Herzogtum
an die Krone zurück, sondern kamen an die repsektiven nächsten
Erben jener Herzoginnen, welche dem Hause BURGUND
dieselben
zugebracht hatten; auf Artois und Franche-Comte aber hatte
die nächsten Ansprüche die fürstliche Familie von Flandern,
und wirklich behielt des Grafen Louis’ Mutter, Margaretha
von Frankreich, beide Herrschaften, so wie seine Tochter die
ihr als Wittum zugesicherten Einkünfte in allen Territorien ihres
verstorbenen Gemahles; doch konnte Louis selbst den mannigfachen
und zum Teil sehr verwickelten Unterhandlungen über die Teilung dieser
Nachlassenschaft Philippes von Rouvre
nicht fremd bleiben. In diese Unterhandlungen griffen aber Gesandte des
Königs von England ein, welcher die junge Witwe Philippes
von Rouvre für seinen Edmund zur
Gemahlin zu gewinnen suchte. Es führte dies Vorhaben zu um so schwierigeren
Lagen für Louis, als dieser sowohl als seine Mutter und der
König von Frankreich die Verbindung mit einem englischen Prinzen nur
ungern sehen konnten, die flämischen Dreistädte dagegen entschieden
ihren Vorteil dabei wahrnahmen.
Um die Dreistädte nicht von sich abzuwenden, musste
der Graf scheinbar das Interesse des Königs von England bei dieser
Sache nehmen, während seine Mutter Margaretha
das
französische wahrnahm, und der französische Hof eine Heirat der
jungen Witwe Philippes von Rouvre
mit
dem neuen Herzog von Burgund, der ebenfalls Philipp
hieß und ein Sohn König Jeans
war, in Vorschlag brachte und wirklich durchsetzte [Ein Tag ward für
diese Heiratsverhandlungen gehalten im August 1361 zu Oudenaerde in der
Kirche der heiligen Walpurg. Meyer fol. 161,b. Im folgenden Jahre ward
in Dover unterhandelt zwischen Eduard
und Louis, und letzterer musste um der Städte willen ersteren
zusagen; allein der Papst gab keine Dispensation. Meyer fol. 162.a. Froissart
cap. 258.]. Im September 1368 kam König Karl
selbst
nach Doornyk, wohin er außer dem Herzog von Brabant und dem Grafen
von Hennegau auch den Grafen Louis von Flandern einlud, welcher
sich jedoch bewogen fand, wegen Kränklichkeit nicht zu erscheinen,
um die Städte nicht zu verletzen; seine Mutter Margaretha
führte an seiner Stelle die Sache und drohte ihm dann, sich ein Leides
anzutun, falls er seine Opposition gegen die französische Verbindung
bestehe. Scheinbar notgedrungen gab er nach, erreichte aber durch dies
Benehmen, dass der König, um ihm die Mittel zu Besänftigung seiner
Fläminger an die Hand zu geben, auf einem späteren wegen dieser
Heirat im April 1369 zu Gent gehaltenen Tage durch seine Botschafter
Lille, Douay und Orchies an Flandern zurückgeben ließ gegen
Vernichtung mehrerer Schuldforderungen, welche Graf Louis noch an
ihn hatte [Froissart sagt, der Graf von Flandern habe nicht eher bestimmt
in die französische Heirat gewilligt, bis ihn König
Eduard seines früher gegebenen Wortes entbunden habe.].
21.7.1320
oo Ludwig II. Graf von Flandern
um 1304-26.8.1346
Kinder:
Ludwig III. von Maele
25.11.1330-30.1.1384
Johann "ohne Land"
-28.9.1396
Nikopolis
Literatur:
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Calmette, Joseph: Die großen Herzöge
von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite 31,44 - Ehlers
Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln
2000 Seite 224 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter.
W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 270-272 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande,
Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH
Stuttgart Berlin Köln 1993 Seite 42 - Treffer Gerd: Die französischen
Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)
Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 173 -