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Verdamp lang her – Die Kneipen der Südstadt in den 70ern und 80ern

Kneipen öffnen Kneipen schließen. Die Südstadt hat eine bewegte Kneipenhistorie hinter sich. In den späten 70er und den 80er Jahren hielten die Kreativen Einzug in den Kölner Süden und prägten eine Kneipenkultur auf deren Spuren man einiges über die Südstadt und ihre Bewohner lernen kann.

Der Schriftsteller Bert Brune
im Chlodwig-Eck.

Man kennt dieses Phänomen aus Städten wie New York, London und Paris, aber auch in Köln hat es seinerzeit Fuß gefasst: Günstige Miete und viel freier Raum, ziehen eine Vielzahl von Kreativen und Lebenskünstler in ein Viertel, in dem es somit zu einer Verdichtung kreativen Potenzials kommt.

 

In den späten 70er und den 80er Jahren kamen die Künstler in die Kölner Südstadt und erschufen eine breit gefächerte kulturelle Szene, die ihren Niederschlag auch in der Kneipenkultur fand.

 

Im Chlodwig-Eck, der Kneipe, die früher Clemens Böll, dem Neffen von Heinrich Böll gehörte, sitzt Bert Brune und erzählt aus seiner Vergangenheit. Hier trafen sie sich früher. Die Maler von der Kunstwerkstatt, die Studenten der FH, die Musiker und Lebenskünstler. Wolfgang Niedecken, der Kopf der Kölner Kultband BAP, unternahm hier seine ersten musikalischen Gehversuche – eigentlich wollte er Maler werden.

 

Der König der Südstadt, Brunes
Buch über die Südstadt.

Bert Brune ist Schriftsteller, früher nannte man ihn den "Südstadt-Dichter". Er selbst versteht sich lieber als "Stadtwanderer". Ende der 70er zog es ihn in die Kneipen der Südstadt und wurde von der Aura der dort ansässigen Szene und ihren Originalen gefangen genommen, so dass er schließlich beschloss, in die Südstadt zu ziehen. Über seine Erlebnisse in der Südstadt verfasst er seitdem Bücher, wie z.B. das Buch "Der König der Südstadt". Karl Rabe, Protagonist aus Brunes Buch mit realem Vorbild,  stellt sich in den Kneipen, in denen er jeden Tag abhängt, jedermann als "König der Südstadt" vor. Tagsüber arbeitet er mehr oder weniger erfolgreich als Maler und versucht, mit Gelegenheitsjobs über die Runden zu kommen. Abends ist er der König und erzählt zwischen Chlodwig-Eck, Opera und Out seine tollkühnen Geschichten, die man nicht unbedingt alle Glauben muss, wie Brune erwähnt. Amüsant sind sie allemal. Wie die Geschichte, dass er an einer Verfilmung von Elvis Presleys Leben mitwirken sollte. Ein Hirngespinst von vielen, das sich jedoch allabendlich am Tresen gut für bare Münze verkaufen ließ. Jedenfalls musste er selten selber für seine Getränke aufkommen.

Die Lichter des Opera aus dem
Chlodwig-Eck fotografiert.

Einige der Kneipen der damaligen Zeit konnten sich auch in das 21. Jahrhundert retten. Das Opera in der Alteburgerstraße, die Ubierschänke am Ubierring und gegenüber vom Opera das Chlodwig-Eck, das Mitte der 80er einer Dresdener Bank am Chlodwig-Platz weichen musste und in der Annostrasse ein neues Zuhause fand. Das Out lebt unter anderem Namen an anderer Stelle weiter. Früher gehörte das Out Gerd Köster, dem Sänger der Schröder Roadshow und Cousin von Gaby Köster. Gaby Köster arbeitete in dieser Kneipe, in der man, wie sich Kabarettist Jürgen Becker erinnert, gerne seinen Absacker trank, laut eigener Aussage als "Thekenschlampe".

Ihr loses Mundwerk, das man heutzutage aus eher humorlosen Comedy-Sendungen eines Kölner Privatsenders kennt, war ihr wohl schon früher zu Eigen. Zumindest zeigte sich Jürgen Becker derart begeistert, dass er die "Thekenschlampe" aus dem Out zu seiner Sendung "Mitternachtsspitzen“ in den WDR einlud. Für Gaby Köster der erste Schritt in Richtung Fernseh-Karriere. Das Out musste schließen und wurde unter dem Namen null2 wiedereröffnet. Eine weitere Namensänderung in null3 dokumentiert den bisher letzten Umzug in die Karl-Korn-Strasse, in der man es sich gemütlich einrichten kann. Bequeme Sofas und Kerzenlicht sind die Überbleibsel aus alten Out-Tagen.

 

Der Kabarettist Jürgen Becker
bei der Arbeit im Römercafé.

Ein weiterer Eckstein der Kneipen-Kultur der Südstadt ist der Spielplatz am Ubierring in direkter Nähe zur Fachhochschule. Während eines Streiks der Studierenden 1982 an der FH kam einigen Studierenden um den Kabarettisten Jürgen Becker die Idee, eine Alternative zu dem eingestaubten Kölner Karneval zu organisieren. 1984 wurde die erste "Stunksitzung" mit Irokesen-Heinz alias Jürgen Becker als Präsident abgehalten. Nach zwanzig Jahren und trotz eines Umzugs auf die "schäl Sick" in das E-Werk ist die Stunksitzung aus dem Kölner Karnevalstreiben nicht mehre wegzudenken.


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