Ruder-ABC

Geschichte - Die Ursprünge des Ruderns

Die meisten heutigen Sportarten wurzeln oft in uralten Traditionen, sind aber als Wettkampfdisziplinen kaum älter als etwa 100 Jahre. Das Rudern bildet hier eine Ausnahme: Erste Ruderwettkämpfe wurden bereits vor 250 Jahren in England ausgetragen, bei denen Seeleute ihre Kräfte in schweren Einer-Booten maßen. Um 1800 nahmen englische Hochschulen Rudern in ihr Programm auf. In Eton fand (1811) das erste Achterrennen statt und 1892 maßen sich die Achter der Universitäten Oxford und Cambridge auf der Themse. Diesen berühmten Wettkampf gibt es auch heute noch. 1839 wurde in Henley die erste Regatta ausgetragen.
Rudern ist olympische Kernsportart und seit der ersten Austragung moderner olympischer Spiele 1896 ununterbrochen im Programm.
Der 1883 gegründete Deutsche Ruderverband (DRV) ist der älteste deutsche Sportverband. Im internationalen Vergleich ist der DRV der erfolgreichste Ruderverband der Welt.

Boote

Ruderboote wurden traditionell aus Holz hergestellt. Heutzutage bestehen vor allem die Rennboote hauptsächlich aus Kohlefaser oder Plastik und sind 59.7 - 62.2 cm breit. An der Unterseite des Bootskörpers ist eine schmale Finne für die Stabilität angebracht. Eine sogen. Steuerflosse befindet sich an der Finne oder am Heck (mit Ausnahme der Skullboote). Ein sogen. Waschbord verhindert, dass Wellen Wasser in das Boot spülen. Die Bootssitze, sogen. Rollsitze, sind mit Rollen ausgestattet, die auf Rollschienen laufen.

Ruder (Skulls & Riemen)

Die Ruder sind innen hohl, um das Gewicht zu reduzieren. Sie werden über anpassbare Ausleger am Boot genutzt. Die Größe und Form der Ruder ist nicht vorgeschrieben. Die durchschnittliche Länge eines Riemen-Ruders beträgt 3.81 cm und eines Skulls 2.98m.

Bootsklassen

Die Rennveranstaltungen der Ruderer heißen Regatten. Dabei werden die Rennen in acht unterschiedlichen Bootsklassen ausgetragen. Welche, das ergibt sich aus der Anzahl der Ruderer im Boot und der Art zu rudern. Es gibt fünf Bootsklassen für die Riemenboote (der/die Ruderinnen verfügt über ein Ruder, das er/sie mit beiden Händen bedient) und drei für Skullboote (der/die Ruderinnen verfügt über zwei Ruder — eines in jeder Hand). Bei einigen Bootsklassen gibt es einen Steuermann bzw. eine Steuerfrau, der/die entweder im Heck sitzt oder im Bug liegt und das Boot steuert.
Die Bezeichnungen „mit Steuermann" und „ohne Steuermann" können zu Fehlschlüssen führen: Alle sog. Riemenboote werden gesteuert. Beim 2+, 4+ und 8+ sitzt oder liegt der Steuermann im Boot und ist Teil der Mannschaft. Beim 2- und 4- wird das Boot mittels eines Steuermechanismus im Fußstemmbrett von einem Ruderer mit dem Fuß gesteuert. Dabei ergibt sich eine Schwierigkeit: Die Ruderer sitzen im Boot mit dem Rücken zum Ziel und Blick zum Start. Sie merken sich deshalb einen festen Punkt und steuern nach diesem. Dagegen verfügen die Skullboote über keinen Steuermechanismus und werden einzig durch die Ruderbewegung auf Kurs gehalten.

Abkürzungen

M    Männer
W    Frauen
L    Leichtgewicht
x    Scullboote
-    Riemenboote ohne Steuermann
+    Riemenboote mit Steuermann

H    Vorlauf
R    Hoffnungslauf
S    Halbfinale A/B, C/D, E/F
FA    Finale A (Platz 1 bis 6)
FB    Finale B (Platz 6-12)
FC    Finale C (Platz 13 bis 18)
FD    Finale D (Platz 19 bis 24)

DNF    Hat das Rennen nicht beendet
DNS    Ist nicht gestartet

Die einzelnen Boote

Vergleich von Länge und Mindestgewicht der einzelnen Boote:

Achter
19,9m    96kg    8+     8 Ruderer mit Steuermann
Vierer mit
13,7m    51 kg    4+    4 Ruderer mit Steuermann
Vierer ohne
13,4m    50kg    4-    4 Ruderer ohne Steuermann
Doppelvierer
13,4m    52kg    4x    4 Ruderer
Zweier mit
10,4m    32kg    2+    2 Ruderer mit Steuermann
Zweier ohne
10.4m 27kg    2-    2 Ruderer ohne Steuermann
Doppelzweier
10,4m 27 kg    2x      2 Ruderer
Einer (Skiff)
8,2m 14kg    Ix    1 Ruderer 

Alterskategorien

Die Regatten werden in folgenden Kategorien ausgeschrieben:

  • Junioren (unter 19 Jahren)
  • Senioren U 23 (unter 23 Jahren)

  • Senioren (ab 23 Jahren)

Bei den Junioren und Senioren der Männer werden alle acht Bootsklassen gefahren; die Frauen starten in sechs Bootsklassen (ohne 2+ und 4+).

  • Masters ab dem 27. Lebensjahr bis ins hohe Alter.

Leichtgewichte/Schwergewichte

Alle Ruderer, die die nachstehenden Kriterien der Leichtgewichtler nicht erfüllen, haben in der offenen (schweren) Kategorie zu starten (bei den Junioren existieren keine Leichtgewichtskategorien). Die Leichtgewichtskategorien der Männer beschränken sich auf 1x, 2x, 4x, 2-, 4- und 8+. Die Leichtgewichtsdamen starten nur im 1x, 2x, 4x und 4-.
Für Leichtgewichtsruderer gelten folgende Gewichtslimits: Bei den Männern darf das Durchschnittsgewicht einer Mannschaft pro Person (ohne Steuermann) 70 kg nicht überschreiten. Das Gewicht eines einzelnen Ruderers darf max. 72,5 kg betragen.
Bei den Frauen darf das Durchschnittsgewicht einer Mannschaft pro Person (ohne Steuerfrau) 57 kg nicht überschreiten. Das Gewicht einer einzelnen Ruderin darf nicht höher als 59 kg sein.

Rennzeiten

In den acht Bootsklassen wird unterschiedlich schnell gerudert. Am schnellsten sind die Achter, da hier — trotz des Steuermanns — der einzelne Ruderer am wenigstens Reibungswiderstand zu überwinden hat. Die auf der 2.000-Meter langen Strecke gemessenen Zeiten können allerdings je nach Windrichtung und Wassertemperatur sehr stark voneinander abweichen. Von den besten Achtern werden unter günstigen Bedingungen Zeiten unter fünfeinhalb Minuten oder Durchschnittsgeschwindigkeiten von knapp 22 km/h erreicht.
Zum Vergleich: Die besten 3.000-Meter-Läufer — auch sie sind weniger als acht Minuten unterwegs — erzielen Geschwindigkeiten von ca. 24 km/h. Apropos Gewicht des Steuermanns: Das Wett-kampfreglement bestimmt, dass er mindestens 55 kg (Frauen 50 kg) ins Boot bringen muss. Ist er oder sie leichter, so sind die fehlenden Pfunde (max. 10 kg) als so genanntes „Totgewicht" (Steine, Sandsack usw.) unmittelbar bei seinem Sitz mitzufahren. Zu diesem Zweck müssen sich die Steuer­leute, wie die Leichtgewichtsruderer, zwei Stunden vor dem Start einer Waageprozedur unterziehen.

Schlagzahl

Mit der Schlagzahl bezeichnet man die Anzahl der Ruderschläge pro Minute. Spitzenboote erreichen bei Spurtentscheidungen bis 44 Schläge. Im Ausdauertraining wird während längerer Zeit eine Schlagzahl von 24 bis 30 eingehalten. Was für den Menschen der Puls ist, ist für das Rennboot die Schlagzahl. Der trainierte Ruderer hat ein fein entwickeltes Gespür für die Höhe der Schlagzahl, mit welcher er im Kampf um die Sekunden den Gegner besiegen kann. Die Schlagzahl wird vom Schlagmann bestimmt und von der Mannschaft übernommen. Daher ist Schlagmann der Mann, der am nächsten beim Heck sitzt und dessen Ruder alle anderen ständig sehen.

Internationale Regatten

Zu den internationalen Regatten zählen;
- die von der FISA anerkannten internationalen Regatten,
- die drei Regatten des Ruderweltcups,
- die Weltmeisterschaften und
- die Regatten im Rahmen der Olympischen Spiele.
Dabei finden die Rennen in olympischen Bootsklassen (fett markiert) sowie internationalen Events statt.
M:  1x, 2x, 4x, 2-, 2+, 4-, 4+, 8+
W:  1x, 2x, 4x, 2-, 4-, 8+
LM: 1x, 2x, 4x, 2-, 4-
LW: 1x, 2x, 4x,4-

Strecke

Die bei internationalen Wettkämpfen zu rudernde Strecke beträgt 2.000 Meter. Es sind sechs gerade Fahrbahnen abgesteckt, die mit Bojen markiert sind.
Regattaprogramm
Es werden, je nach Anzahl der gemeldeten Mannschaften, Vorläufe, Hoffnungsläufe, Halbfinals und Finals ausgetragen. Alle Boote müssen die Vorläufe bestreiten. Im Hoffnungslauf erhält jede Mannschaft, die sich im Vorlauf nicht direkt für die Halbfinals oder Finals qualifizieren konnte, eine zweite Chance, bevor sie ausscheidet. Die ersten drei Mannschaften jedes Halbfinales treffen im A-Final aufeinander und kämpfen um die Gold-, Silber- und Bronzemedaille. Die letzten drei Mannschaften jedes Halbfinales kämpfen im B-Final um die Plätze sieben bis zwölf.
Im Rahmen der Ruderweltcup Serie, die auf drei renommierten Regattastrecken in verschiedenen Ländern ausgetragen wird, werden nur die olympischen Bootskategorien gewertet. Die am Weltcup teilnehmen Mannschaften erhalten Punkte entsprechend des erzielten Rangs. Dasjenige Team, dass in jeder Bootskategorie die meisten Punkte gesammelt hat, wird Weltcupsieger seiner Kategorie.
Zusätzlich wird das Nationalteam, dass insgesamt in allen Weltcup-Bootsklassen die meisten Punkte holt, Gesamtsieger des Ruderweltcup.

Das Olympische Ruderprogramm

Aktuell werden an Olympischen Spielen Ruderrennen in den folgenden Kategorien ausgetragen:
Kategorie Einer (Skiff)
Das Skiff ist das kleinste aller Ruderboote. Es wird nur von einem Athleten besetzt, der in jeder Hand ein Skull hält.
Im Olympiaprogramm für Frauen schwer, Männer schwer
Kategorie Doppelzweier
Zwei Ruderer, jeder hält ein Paar Skulls in den Händen.
Im Olympiaprogramm für Frauen leicht, Frauen schwer, Männer leicht, Männer schwer
Kategorie Zweier ohne Steuermann
Wird von zwei Ruderern gerudert, wobei jeder nur einen Riemen hält.
Im Olympiaprogramm für Frauen schwer, Männer schwer
Kategorie Doppelvierer
Vier Athleten an Bord und jeder hält zwei Skulls in den Händen. Das Boot wird mit einem Fußsteuer auf Kurs gehalten.
Im Olympiaprogramm für Frau schwer, Männer schwer
Kategorie Vierer ohne Steuermann
Vier Athleten an Bord, jeder hält einen Riemen. Das Boot wird ebenfalls mit einem Fußsteuer gesteuert.
Im Olympiaprogramm für Männer leicht, Männer schwer
Kategorie Achter mit Steuermann
Der Achter ist die Königsklasse im Rudersport. Es sitzen acht Ruderer im Boot, jeder mit einem Riemen in den Händen. Ein Steuermann kommandiert und steuert das Boot. Das Achterrennen bildet meist den Schluss einer Regatta.
Im Olympiaprogramm für Frauen schwer, Männer schwer.

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