Der in Nikolsburg/Mähren geborene Sohn einer
Arbeiterfamilie kam 1899 nach Wien, studierte Rechtswissenschaften, mußte
aber unmittelbar nach der Promotion einrücken und nahm als k.u.k. Offizier
am Ersten Weltkrieg teil.
1918 wurde Adolf Schärf Sekretär der
sozialdemokratischen Parlamentspräsidenten Seitz, Eldersch und Renner.
1934 verhaftet, eröffnete er nach seiner Entlassung eine Anwaltskanzlei in
Wien, wurde allerdings in der NS-Zeit neuerlich inhaftiert.
1945 war er
an der Gründung der SPÖ maßgeblich beteiligt und wurde deren
erster Vorsitzender in der Zweiten Republik. Mit Bundespräsident
Karl Renner und Innenminister Oskar Helmer
gehörte Schärf zum pragmatischen Flügel der von ihm
mitbegründeten SPÖ und lehnte austromarxistische Positionen ab. Er
gehörte als Vizekanzler der Bundesregierung von 1945 bis 1957 an und war
auch maßgeblich an den Staatsvertragsverhandlungen 1955
beteiligt.
Die Lehren aus dem Untergang der 1. Republik ziehend, setzte
er sich für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Österreichs unter
Einbindung der Arbeitnehmer und für die Bildung einer Koalitionsregierung
aus ÖVP und SPÖ ein. 1955 nahm er an den Staatsvertragsverhandlungen
in Moskau teil.
1957 leistete sich der SP-Politiker eine schlimme und
zugleich dumme Entgleisung: Mit dem Wahlslogan "Wer einmal schon für Adolf
war, wählt Adolf auch in diesem Jahr" ging SP-Politiker Adolf Schärf
in den 50er Jahren in die Präsidentenwahlen. Am 5. Mai 1957 wurde
Schärf in direkter Volkswahl zum Bundespräsidenten
gewählt.
Adolf Schärf wurde am 28. April 1963 für eine
zweite Amtsperiode wiederbestellt und blieb bis zu seinem Tod am 28. Februar
1965 Bundespräsident. Als österreichisches Staatsoberhaupt war er
über die Parteigrenzen hinweg geachtet.
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