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Süßes Säuseln statt großer Sause

Rod Stewart gastierte mit seiner Band in der Wiener Stadthalle – und charmierte trotz geschwächter Stimme
Illustration
- Vom Leopardenmuster-Knaben zum verknautschten Dandy: Rod Stewart bediente ein generationsübergreifendes Wiener Publikum mit Charme und Schmalz.  Foto: apa

Vom Leopardenmuster-Knaben zum verknautschten Dandy: Rod Stewart bediente ein generationsübergreifendes Wiener Publikum mit Charme und Schmalz. Foto: apa

Von Christoph Irrgeher

Gelungene "Greatest Hits"-Konzerte lehren zweierlei. Erstens, dass unser Haudegen mehr Hits hortet, als das Formatradio dudelt. Und zweitens, dass auch wir heute älter sind, aber Gottlob immer noch jünger als der Haudegen. Ach, da wäre noch etwas: Dass es dieser Haudegen noch immer voll drauf hat.

Nun treffen die ersten zwei Punkte zweifellos auf Rod Stewart zu (zählt 62 Lebensjahre und diverse Kommerz-Hits). Beim dritten Punkt sollten Augenzeugen des Stadthallen-Konzerts vom Montag aber Milde walten lassen. Denn der kurzzeitige Profifußballer sang da nicht halb so laut, wie Kicker unnette Wörter brüllen – es dürfte an Stimmproblemen liegen.

In Deutschland war jüngst nichts davon zu bemerken, so wollte es Stewart wohl auch in Wien – bittere Selbstdisziplin malt sich in seinen Zügen.

Also ehren wir den Arbeitsamen, das heißt: seine Bühnenshow. Oder spötteln ein wenig, was aufs Gleiche hinausläuft. Denn dieses "Da Ya Think I’m Sexy?"-Reibeisen, dieser Blondinen-Beglücker (sogar ein Zuchthengst trägt seinen Namen!), diese Sportskanone, die hier Bälle ins Publikum tritt: er muss um seine Komik wissen. Und um seinen Mehrwert für eine männliche Weltbevölkerung, die Stewart so dringend benötigt wie einen Hochhauszertrümmerer namens Bruce Willis, weil wir arme Würschterl ja nicht einmal am Mittagstisch patzen dürfen.

Braten ist Pflicht

Also bitte, Herr Stewart: Ein Blick ins Backgroundsängerin-Dekolleté – das ist Pflicht! Der Schotte tut’s, sonst lässt er die Damen einfach schön ausschauen: Seine Saxofonistin, die rund zwanzig Floskeln spielt, diese wohl aber auch rückwärts beherrscht; die Geigerin, die stets wie nach einem dreifachen Toeloop grinst; und die drei (na logo: Soul-)Sängerinnen in Netzstrümpfen. Dafür kontrastiert ein "Mach mir den Slash!"-Mannsbild die obligate Synthie-Sauce, rattenscharf gestimmte Congas gibt’s obendrauf: die schallen samt Schlagzeug in einem überforderungsfreien Solo. Noch unnötiger, dass dann auf dem Bildschirm ein Kriegsschiff böllert.

Blond im Herzen

Ja, diese Videos – erraten: viel Fußball! Sogar ein Stewart-Stöpsel beim Sport. Und der Vater singt live Cat Stevens’ "Father And Son" dazu, so leise, als würde er es uns aus dem Lieblingsohrensessel vorm Kamin zuraunen.

Wer in den Achtzigern heranreifte, mag mit chronischer Wasserstoffperoxiditis altern. Stewart, einst Leopardenmusterknabe der Siebziger, behält zwar sein Blond. Doch zwischen all den vielen Schmusesongs (endlich: "Sailing"!) gerät er heute zum relaxt-reifen Dandy. Das heißt, wenn ihm selten eingestreute Diskokracher wie "Having A Party" nicht 80er-Gesten abzwingen: fetzt dann wie eine halbvolle Packung "Celebrations". Ehrenrettung für die Band: Mit "Hot Legs" gelingt immerhin ein schubkräftiger Rock’n’Roll.

Aber egal, wir bleiben jung und blond im Herzen. Weil wir der flatterhaften "Baby Jane" noch immer romantisch den Laufpass geben: "Wenn ich mein Herz wieder hergebe, dann weiß ich, es ist für immer." Tröstliches Ende. Und wie sagt die Besucherin um 21.30 Uhr? "Und des zu einer christlichen Zeit."

Rod Stewart

Wiener Stadthalle

Aktuelles Album: Still the Same (J-Records/Sony BMG)

Charmant.

Mittwoch, 31. Oktober 2007

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