Kein Anlagesegment folgt so unmittelbar den Gesetzen von Angebot und Nachfrage wie der Energiesektor. Autofahrer kennen die unliebsamen Wirkungen veränderter Ölfördermengen vom Besuch an der Tankstelle. In der Industrie registriert man die neue Konkurrenz aus China und Indien beim teuren Einkauf von Strom und Gas. Fondsmanager indes konnten von den steigenden Preisen profitieren: Der MSCI World Energy Index, der die Kursentwicklung der weltweit führenden Unternehmen aus Energiegewinnung und verwandten Märkten nachvollzieht, legte in den vergangenen drei Jahren durchschnittlich um je 18,5 Prozent zu. Der MSCI World Utilities Index, das Kursbarometer der Versorger, die mit Gas, Strom, Wasser sowie anderen Rohstoffen und Energieprodukten handeln, kletterte im selben Zeitraum um je 9,2 Prozent.
Beide Sektoren entwickelten sich damit deutlich besser als der Gesamtmarkt. In diesem Jahr trat der Unterschied besonders stark zutage: Während Energielieferanten und Versorger im Schnitt jeweils über zehn Prozent im Plus notieren, rutschte der MSCI World Index seit dem Jahresanfang sogar leicht ins Minus.
Und die Aussichten für Anleger bleiben gut: Die Internationale Energiebehörde (IEA) erwartet, dass sich das Ölangebot in den kommenden fünf Jahren weiter verknappt. "Die Folge wäre schon bei gleich bleibender Nachfrage ein steigender Ölpreis", sagt Simon Nöth, Analyst bei der Fondsratingagentur Morningstar. Da die Nachfrage durch den wirtschaftlichen Boom in den Schwellenländern sogar weiter steigen dürfte, könnte der Preis durchaus die Schwelle von 100 $ pro Fass überschreiten - das wäre ein Novum in der Geschichte. Derzeit kostet ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Sorte Brent um die 90 $, zu Jahresbeginn war es noch für rund 50 $ zu haben.
Daraus lässt sich auch der Anlageerfolg der besten Energiefonds im aktuellen Morningstar-Rating erklären: Die Manager haben ihre Portfolios schließlich mit den Profiteuren dieser beeindruckenden Öl-Hausse gefüllt. Der Fonds der Schweizer Privatbank Clariden Leu, dem ein besonders gutes Risiko-Rendite-Verhältnis im Vergleich zur Konkurrenz im Laufe der vergangenen drei Jahre fünf Sterne einbrachte, hat große Teile des Anlegerkapitals in Öl- und Gasförderer investiert. Neben Konzernen aus den USA wie Exxon Mobil und ConocoPhillips sowie europäischen Werten wie BP oder Royal Dutch Shell finden sich auch Schwellenländertitel. Ähnlich breit aufgestellt sind der World Energy Fund von Blackrock Merrill Lynch, der Raiffeisen-Energie-Aktien-Fonds und der ABN Amro Energy Fund.
Für den ABN-Fonds zeichnet seit Jahresmitte Badung Tariono verantwortlich, der früher selbst bei Shell gearbeitet hat. Er hält den aktuellen Ölpreis für überzogen, glaubt aber, dass selbst bei einer Korrektur kaum Anlass zur Sorge besteht. "Wenn der Energiesektor darunter leiden sollte, wäre dies hauptsächlich ein psychologischer Effekt", sagt Tariono: "Denn in den Kursen der meisten Ölaktien sind ohnehin nur Ölpreise von 55 bis 70 $ einkalkuliert." Kursverluste böten daher gute Kaufgelegenheiten.
Eine Sonderrolle im Rating nehmen die Global-Resources-Fonds der Deka-Bank und des britischen Anbieters Baring ein: Sie investieren nicht nur in die Energiebranche, sondern kaufen auch Aktien anderer Rohstofflieferanten, vor allem aus dem Metallsektor.
Drei weitere Fonds beschränken ihre Titelwahl auf den europäischen Markt: der zweitplazierte Fortis-Fonds und die beiden Dexia-Fonds, die sich nicht durch ihr Management, sondern nur durch unterschiedliches Anlagerecht der Tranchen in Belgien (B) und Luxemburg (L) unterscheiden. Im laufenden Jahr entwickelten sich europäische Energieaktien leicht unterdurchschnittlich. Dafür schwanken die Fonds aber auch wesentlich weniger stark - ein Vorteil für Anleger mit sensiblen Nerven.
Denn diese werden im Energiesektor strapaziert: Nicht nur der Dollar beeinflusst den Ölpreis manchmal mehr als das Spiel der Marktkräfte. Auch das Förderkartell Opec und politisch brisante Staaten wie der Iran oder Venezuela sorgen immer wieder für Unruhe und lassen Raum für Spekulationen. Die Tatsache, dass auch Topfonds mit starken Schwankungen zu kämpfen haben, zeigt, dass auch die besten Manager oft danebengreifen.
Aus der FTD vom 10.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg
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