Ali su Peschiera del Garda 2006

Nach 2002 & 2004 gab es am 11.Juni 2006 die 3. Auflage der Ali su Peschiera Airshow, ein beschaulicher Fleck am Südostufer des Gardasees. Das kleine Städtchen mit seinen fast 9.000 Einwohnern verfügt u.a. über einen kleinen Yachthafen & einer Bahnhofsstation. Die italienische Armee hat hier einer ihren vielen Standorte. Sehenswert ist der historische Ortskern mit einer Festungsmauer, auch Ausgrabungen aus der römischen Zeit finden die Besucher und Historikliebhaber hier. Peschiera del Garda ist kein klassischer Touristenort, aber durch seine vielen Veranstaltungen im Jahr wird der Ort nicht nur bei den Urlaubern immer bekannter. Auch die angrenzenden Städte, Verona und Brescia mit ihren zalreichen Sehenswürdigkeit sind schnell erreichbar. Auch in diesem Jahr wurde das 4stündige Event vom Aero Club Brescia & der Kommune von Peschiera del Garda mit freundlicher Unterstützung der A.M.I. organisiert. Lt. dem Tagesblatt aus Verona säumten ca. 100.000 Zuschauer die Bucht in Peschiera, eine Zahl, wo in Deutschland jeder Veranstalter feuchte Augen bekommt - in Italien sind diese Zahlen bei einer Airshow Standard. Beim Giornata Azzura 2006 in Pratica die Mare waren über 400.000 Luftfahrtfreunde auf der Basis und das teilweise bei Dauerregen. Gerade diese "Seashow´s" werden im Land des Stiefels immer beliebter, eben eine angenehme Kombination aus Airshow-Spektakel am meist blauen Himmel und Feiern mit Musik am Strand bei Antipasti & Wein.

Eröffnet wurde das Programm pünktlich um 14 Uhr vom Aeroclub Viterbo mit seinen PA19, einer Van Grunsven RV-6 und dem Pioneer Team mit Pioneer 300. Das Team mit seinen vier Pioneer 300 beeindruckte mit spektakulären Formationsflügen, Crossings und einem Finale Grande mit Flaresabwurf. Im Anschluss zeigten die P-3 Flyer die berühmte „Schweizer Präzision“ über dem Gardasee. Das Team besteht aus neun Piloten, geflogen wird mit fünf Maschinen vom Typ Pilatus P-3. Das Programm dauert rund 18 Minuten und besteht aus verschiedenen 4-Ship Formationen, einem Dogfight sowie dem Soloprogramm des Solisten. Nach dem eigentlichen Ende des Displays kamen alle fünf Piloten noch einmal einzeln mit ihren P-3 Maschinen an der Strandpromenade zu einem finalen und tiefen Fotoflug vorbei. Natürlich wurden sie von den Zuschauern gebührend gefeiert.

Gleich darauf näherte sich eine Maschine, die man an den Flughäfen Frankfurt und München täglich antreffen kann: eine ATR-42-500 von Air Dolomiti. Über dem Gardasee konnte der Pilot zeigen, was in dieser Maschine so alles steckt. Und das war wahrlich mehr, als nur geradeaus zu fliegen. Es war durchaus beeindruckend, wie der Pilot der italienischen Fluggesellschaft die ATR im Tiefflug über dem See manövrierte. Kaum war die ATR-42 aus dem Luftraum verschwunden, tauchte am Horizont über dem See schon das nächste Highlight auf. Die Agusta A-129 Mangusta, der Kampfhubschrauber aus Italien, überzeugte alle Zuschauer in beeindruckender Manier. Die beiden Piloten flogen derartig tief am Seeufer auf und ab, dass ein Teleobjektiv manchmal überflüssig war. Beide Piloten ernteten von den Zuschauern am Strand viel Beifall und das auch völlig zurecht. Es war eine Freude, den Kampfhubschrauber so tief über der Wasseroberfläche fliegen, schweben und kurven zu sehen. Note 1 für die beiden Piloten.

Einen nur sehr kurzen Auftritt bei der Peschiera del Garda Airshow hatte die Cessna 560XL Citation Excel. Die Piloten beschränkten sich auf zwei Überflüge, danach war die Maschine schon wieder verschwunden und machte Platz für den nächsten Programmpunkt – der B-25J Mitchell von Red Bull. Die silberne Mitchell ist Teil der Sammlung der Flying Bulls. Die Maschine wurde 1945 in Kansas City fertig gestellt, seit 2001 ist die Maschine auf den Salzburg Airport überstellt und fliegt nun in ganz Europa auf den verschiedensten Airshows. Die B25J wird von den Piloten Siegfried und Daniel Angerer sowie von Raimund Riedmann geflogen.

Schlag auf Schlag ging es weiter – den nächsten Programmpunkt gestaltete das italienische Team YAKITALIA. Das Team fliegt mit drei Maschinen, bestehend aus zwei YAK52 und einer YAK55. Maurizio de Rinaldis, der ehemalige Kommandant und Pilot der Frecce Tricolori auf seiner YAK55 sowie Domenico Serafini und Carlo Mariani auf YAK52 stellten die bisherigen Kunstflugteams der Ali Su Peschiera del Garda Airshow deutlich in den Schatten. Ein spektakuläre und atemberaubende Vorführung zusammen mit der tollen Landschaft am Gardasee waren die Zutaten für einen Begeisterungssturm der 100.000 Zuschauer. Die drei Piloten verabschiedeten sich nach ihrem Display im Tiefstflug von ihren Landsmännern/frauen - mit offenen Cockpits, der Nationalfahne Italiens und natürlich den Zuschauern zuwinkend. Einfach nur toll anzusehen - warum gibt es so etwas bei uns in Deutschland nicht??

Im Anschluss an das YAKITALIA Team war die Aeronautica Militare an der Reihe. Eine AB-212 AM zeigte erst einige tiefe Überflüge, danach wurde eine Search & Rescue Übung demonstriert. Alles wie schon gehabt – direkt vor den Augen der Zuschauer und in nächster Nähe, damit auch jeder die Details der Übung erkennen konnte.
Ohne, dass wir allzu viel Italienisch verstehen war nach der Bergeübung klar, dass wir nun am Höhepunkt der Peschiera del Garda Airshow angekommen waren. Der Auftritt der Frecce Tricolori war natürlich das große Highlight und im Zuschauerraum herrschte eine unglaubliche Anspannung und Freude. Der Strand wurde noch voller und auch die allerletzten freien Zentimeter waren nun besetzt. Die Vorführung der Frecce Tricolori war wie immer einfach genial und das Publikum war völlig begeistert und ließ dies auch lautstark aus sich heraus. Der „Crazy Flight“ des Solisten war einmal mehr atemberaubend, als er in geringer Höhe mit viel Rauch fast die Zuschauerreihen überflog – so tief und nah sieht man „Pony10“ auf einer „normalen“ Airshow wohl eher selten. Die Frecces verschwanden jedoch nicht so einfach, so wie sie gekommen waren verabschiedeten sie sich auch wieder. Vom See her kommend überflogen sie das Display Center und machten sich wieder auf den Heimweg…!

Die nächsten beiden Teilnehmer waren von der Qualität her nicht minder interessant, aber wie sollen die beiden Maschinen einen Auftritt der Frecce Tricolori toppen oder das Interesse der Zuschauer gewinnen? Sowohl der Hubschrauber Robinson R-22 Beta II als auch die Air Tractor AT-802 mit einer Löschdemo gingen bei den Zuschauern leider etwas unter.Spannend und interessant ging es langsam auf das Ende der Show hin. Der nächste Teilnehmer hat aber wohl fast alle Zuschauer aus dem Staunen nicht mehr heraus gebracht. Die gewaltige HH-3F der Aeronautica Militare flog erst einmal den gesamten Strand mit allen Zuschauern ab, danach schwebte der Hubschrauber in geringer Höhe über dem See und landete schließlich im Wasser. So etwas hatten wir vorher auch noch nicht gesehen, als der riesige Hubschrauber am Gardasee aufsetzte. Am Ende des Displays wurde das Seeufer noch einmal überflogen – mit einem Soldaten am Seil, den Zuschauern zuwinkend und die italienische Nationalfahne in der Hand. So etwas mag der Zuschauer sehen…!

Das letzte Kunstflugteam der Veranstaltung war das Red Bull Team. Gegründet wurde die Formation von den Piloten Gian Battista Molinaro, Angelo Boscolo, Beppe Liva, Stefano Giovannelli und Stefano Rosa. Alle waren in der Vergangenheit Piloten bei den Frecce Tricolori. Das Team fliegt mit den Kunstflugmaschinen Sukhoi SU 29 und SU 31. Die Piloten hatten leider mit den Wolken eines aufziehenden Gewitters zu „kämpfen“. Das war etwas schade, denn leider kamen die Farben der Maschinen so nicht ganz zur Geltung. Nichts desto trotz zeigten die Jungs ein super Display. Den Schlusspunkt der Veranstaltung macht dann die Canadair CL-415. Die CL-415 ist ein Amphibienflugzeug, welches hauptsächlich als Löschflugzeug bei Waldbränden eingesetzt wird. Der Erstflug der CL-415 war 1993. Auch Italien erwarb mehrere dieser Spezialflugzeuge – eines davon war hier zu Gast. Immer wieder landete die CL 415auf dem See, nahm dabei Wasser auf, startete wieder und demonstrierte mehrmals den Löscheinsatz. Nach rund 30 Minuten Löschdemo auf und über dem Gardasee war die Peschiera del Garda Airshow gegen 18.30 Uhr zu Ende und die Zuschauermassen machten sich langsam auf den Heimweg.

Mit den letzten Impressionen vom Lago di Garda verabschieden wir uns von einer tollen Airshow und der unbeschreiblichen Atmosphäre vom Gardasee, Arrividerci Lago di Garda!

Fotos: Frank Steinkohl
Bericht: Frank Steinkohl & Jürgen Moll