Betriebe, die einen schwer vermittelbaren Jugendlichen in die Lehre nehmen, sollen nach dem Willen von Olaf Scholz die Hälfte der Ausbildungsvergütung erstattet bekommen. Nicht nur, dass dieses Programm in ähnlicher Form bereits existiert. Es ist auch nicht geeignet, das eigentliche Problem zu lösen: die Unfähigkeit vieler Jugendlicher, überhaupt in der Arbeitswelt zu bestehen.
Mit dem Ausbildungspakt wurde schon 2004 vereinbart, dass Problemjugendlichen eine sogenannte Einstiegsqualifizierung angeboten wird. Hier bekommt ein Betrieb für maximal ein Jahr die Kosten für einen Praktikanten erstattet. Wird der Jugendliche dann in eine Ausbildung übernommen, wird das Praktikum auf die Lehrzeit angerechnet. Das Programm findet bei Jugendlichen wie auch bei Betrieben großen Anklang. Kein Wunder, schließlich erhalten die Firmen - bei aller Mühe, die schwer vermittelbare Jugendliche machen - diese Praktikanten ein Jahr lang umsonst. Angesichts der Mitnahmeeffekte fragt sich, warum nun ein zweites, teures Subventionsprogramm nach gleichem Muster und für dieselbe Zielgruppe aufgelegt werden soll.
Scholz packt das Problem nicht an der Wurzel, er laboriert am Symptom. Wenn 80.000 Jugendliche jährlich die Schule ohne Abschluss verlassen, muss das Schulsystem verbessert werden - was auch bekannt ist. Die Betriebe unter Einsatz finanzieller Anreize als Ausputzer schlechter Bildungspolitik einzusetzen, kann dagegen keinen Erfolg haben. Und schließlich: Firmen, denen die Ausbildung des Nachwuchses schon jetzt wenig wert ist, werden auch mit dem neuen Programm keine Fachkräfte anlernen.
Scholz' Idee läuft völlig ins Leere.
Aus der FTD vom 17.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland
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