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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Ghana (Ghana)

Mausoleum von Kwame ...
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Nationaltheater
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Satellitenaufnahme v...
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Flagge, Wappen, Kfz-...
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Länderstatistik
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Länderstatistik

Ghana,

Fläche 238 537 km2
Einwohner (2004) 20,35 Mio.
Hauptstadt Accra
Verwaltungsgliederung 10 Regionen
Amtsprache Englisch
Nationalfeiertag 6. 3. und 1. 7.
Währung 1 Cedi (Ȼ) = 100 Pesewas (p)
Zeitzone MEZ − 1 Stunde

amtlich englisch Republic of Ghana; deutsch Republik Ghana, Staat in Westafrika, grenzt im Westen an die Republik Elfenbeinküste, im Norden an Burkina Faso, im Osten an Togo und im Süden an den Golf von Guinea (Atlantik).

Inhaltsverzeichnis

S T A A T · R E C H T

Nach der am 7. 1. 1993 in Kraft getretenen Verfassung (am 28. 4. 1992 durch Referendum gebilligt) ist Ghana eine präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und oberster Inhaber der Exekutive (Regierungschef) ist der auf 4 Jahre direkt gewählte Präsident (einmalige Wiederwahl möglich). Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (200 Abgeordnete, für 4 Jahre gewählt). – Einflussreichste Parteien: Neue Patriotische Partei (NPP), Nationaldemokratischer Kongress (NDC).

L A N D E S N A T U R · B E V Ö L K E R U N G

Landesnatur:

An die 535 km lange, wenig gegliederte Küste (im Osten mit Lagunen) schließt sich nach einer 30–60 km breiten Küstenebene ein stark zertaltes Hochland an, das in der Ashantischwelle bis 788 m über dem Meeresspiegel ansteigt und nach Norden zum Becken des mittleren Volta (150–300 m über dem Meeresspiegel) übergeht. Der Volta, Hauptstrom von Ghana, ist im Unterlauf durch den Akosombodamm zum Voltasee aufgestaut (mit 8 482 km2 größter Stausee der Erde). Der Süden hat tropisches Klima (zwei Regenzeiten) mit Küstensavanne, tropischem Regenwald und regengrünem Feuchtwald; im Norden überwiegt Trockensavanne (eine Regenzeit).

Bevölkerung:

In Ghana leben über 100 Völker und Volksgruppen. Die größte Gruppe sind die Akan (Ashanti, Fante u. a., insgesamt rd. 50 % der Einwohner), Ewe (im Südosten, 12 %), Mosi und Dagomba (im Norden, 16 %), außerdem Hausa, Fulbe und Mande. Etwa 2 Mio. Ghanaer leben im Ausland. 38 % der Bevölkerung leben in Städten. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung lebt in den Ballungsräumen Accra (einschließlich Tema und Teshi) und Kumasi. – Rund 69 % der Bevölkerung sind Christen (v. a. im Süden), rund 15 % sind sunnitische Muslime der malikitischen Rechtsschule (besonders im Norden), über 20 % werden (auch) traditionellen afrikanischen Religionen zugerechnet (Überschneidungen der Religionspraxis besonders in den zahlreichen unabhängigen Kirchen). – Es besteht allgemeine Schulpflicht im Alter von 6 bis 15 Jahren. Die Alphabetisierungsrate (2004, geschätzt) beträgt 74 % (alle über 15 Jahre) beziehungsweise 92 % (15- bis 24-Jährige). Ghana hat fünf Universitäten, in Legon bei Accra (Universität seit 1961), Kumasi (Universität seit 1961), Cape Coast (gegründet 1962), Winneba (gegründet 1992) und Tamale (gegründet 1992).

W I R T S C H A F T · V E R K E H R

Wirtschaftliche Grundlage ist die Landwirtschaft; zur Selbstversorgung werden Mais, Hirse, Maniok, Jamswurzeln, Zuckerrohr, Reis, Erdnüsse, Gemüse und Bananen angebaut, für den Export Kakao. Viehhaltung v. a. im Norden; zwei Drittel des benötigten Fleisches müssen importiert werden. Wald bedeckt etwa 25 % der Gesamtfläche; er liefert Mahagoni u. a. Harthölzer (der Export ist rückläufig). Fischerei an der Küste und im Voltasee. Von den reichen Bodenschätzen werden Gold, Diamanten, Mangan und Bauxit abgebaut. Die Industrie umfasst v. a. Holzverarbeitung, Textil- und Nahrungsmittelindustrie, wichtigster Standort ist Tema (Erdölraffinerie, Aluminiumhütte). Elektrische Energie liefert v. a. das Kraftwerk am Akosombodamm (auch Energieexport). Ausgeführt werden v. a. Kakao, Gold und Holz; Haupthandelspartner sind Nigeria, die EU-Staaten, Großbritannien, die USA und China.

Das Verkehrsnetz ist im Süden und Südwesten gut, im Norden kaum ausgebaut; 953 km Eisenbahnstrecken, rd. 39 000 km Straßen (davon etwa 11 000 km befestigt). Der Export geht über den Hafen von Sekondi-Takoradi (von den Kakao-, Holz- und Bergbauzentren gut erreichbar), die Einfuhr über Tema (gute Verbindungen zu den Industriezentren). Auf dem Voltasee Binnenschifffahrt. Internationaler Flughafen ist Kotoka bei Accra, größere Inlandsflughäfen in Kumasi, Sekondi-Takoradi und Tamale.

G E S C H I C H T E

Im 13./14. Jahrhundert wanderten Akan-Völker in das Gebiet des heutigen Ghana ein. 1471 erreichten portugiesische Seefahrer die Küste; in der Folgezeit trieben Portugiesen (bis 1624), Engländer (ab 1553), Niederländer (1612–1871), Dänen (1658–1850) und Brandenburger (1683–1717) einen durch Stützpunkte gesicherten Goldhandel (daher der frühere Name Goldküste) und beteiligten sich an dem umfangreichen Sklavenhandel (bis zu seinem Verbot 1807). Ab 1807 übernahm die britische Regierung schrittweise direkte Verwaltungsfunktionen und errichtete 1874 die Kronkolonie Gold Coast; um die Jahrhundertwende wurden das Reich der Ashanti und das nördliche Hinterland angeschlossen, 1922 verwaltungsmäßig auch das Mandatsgebiet West-Togo (Togoland).

1954 erhielt die Goldküste Autonomie, am 6. 3. 1957 unter dem Namen Ghana die Unabhängigkeit. Der Staatsname geht auf das Reich Gana zurück, das sich vom 9. bis 13. Jahrhundert im Grenzgebiet des heutigen Mauretanien und Mali befand. Nach Ausrufung der Republik (1960; Präsidialverfassung) wurde der 1951–60 amtierende Ministerpräsident K. Nkrumah Staatspräsident (1960–66; durch Militärputsch gestürzt). 1969 löste ein parlamentarisches Regierungssystem (Ministerpräsident A. Busia) das 1966 errichtete Militärregime ab. 1972–79 stand Ghana wieder unter der Herrschaft von Militärregierungen. Der aufgrund der Verfassung von 1979 amtierende Präsident H. Limann (seit September 1979) wurde um die Jahreswende 1981/82 durch einen Militärputsch unter J. J. Rawlings gestürzt. Nach diktatorischer Herrschaft leitete dieser Anfang der 1990er-Jahre ein wirtschaftliches Sanierungsprogramm und eine allmähliche Demokratisierung ein. 1992 wurden nach einem Verfassungsreferendum politische Parteien legalisiert und grundlegende Menschenrechte garantiert. Die ersten Präsidentschaftswahlen seit dem Militärputsch 1981/82 bestätigten 1992 Rawlings im Amt des Staats- und Regierungschefs (Wiederwahl 1996). In den Jahren 1994 und 2002 kam es im Norden des Landes wegen des unterschiedlichen Rechts auf Landerwerb zu blutigen Stammeskonflikten mit Tausenden von Toten. Da Rawlings bei den Wahlen 2000 nicht mehr kandidieren konnte, wurde der ehemalige Oppositionspolitiker J. A. Kufuor (NPP) zu seinem Nachfolger gewählt (Wiederwahl 2004). Bei den gleichzeitig abgehaltenen Parlamentswahlen wurde sowohl 2000 als auch 2004 die NPP stärkste Partei. Eine 2002 gebildete Versöhnungskommission soll die Menschenrechtsverletzungen seit 1966 untersuchen.

Sekundärliteratur: E. Schmidt-Kallert: Ghana (1994); C. Seyd: Die Zivilgesellschaft in Ghana (2002); R. S. Gocking: The history of Ghana (Westport, Connecticut, 2005); D. Owuso-Ansah: Historical dictionary of Ghana (Lanham, Maryland, 32005).

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