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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Togo

Flagge, Wappen, Kfz-...
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Länderstatistik
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Typisches Dorf im No...
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Togo,

Fläche 56 785 km2
Einwohner (2005) 5,27 Mio.
Hauptstadt Lomé
Verwaltungsgliederung 5 Regionen
Amtsprache Französisch
Nationalfeiertag 27. 4.
Währung 1 CFA-Franc = 100 Centime
Zeitzone MEZ −1 Stunde

amtlich französisch République Togolaise, Staat in Westafrika, grenzt im Süden an den Golf von Guinea, im Westen an Ghana, im Norden an Burkina Faso, im Osten an Benin.

Inhaltsverzeichnis

S T A A T · R E C H T

Nach der am 27. 9. 1992 durch Referendum gebilligten Verfassung ( mehrfach, zuletzt 2005, revidiert) ist Togo eine präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der mit umfangreichen Befugnissen ausgestattete Präsident (auf 5 Jahre direkt gewählt; unbegrenzte Wiederwahl möglich). Er ernennt die Regierung unter Vorsitz des Premierministers (von der Mehrheitsfraktion des Parlaments gestellt). Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (81 Abgeordnete, für 5 Jahre gewählt). Die in der Verfassung vorgesehene zweite Parlamentskammer (Senat) wurde bisher noch nicht eingerichtet. Der ehemaligen Einheitspartei Rassemblement du Peuple Togolais (RPT) stehen zahlreiche Oppositionsparteien gegenüber.

L A N D E S N A T U R · B E V Ö L K E R U N G

Landesnatur:

Von der Atlantikküste (Küstenlänge 53 km) erstreckt sich Togo etwa 600 km weit als maximal 140 km breiter Gebietsstreifen nach Norden über flachwellige Ebenen (bis 150 m über dem Meeresspiegel) und Plateaus (200–500 m über dem Meeresspiegel), das Togo-Atakora-Gebirge (um 1 000 m über dem Meeresspiegel) und die Otiebene. Hauptflüsse sind Mono und Oti. Das Klima ist randtropisch, zwei Regenzeiten im Süden, eine im Norden; die Niederschläge steigen von 900 mm an der Küste auf 1 400–1 700 mm im Innern, im Norden rund 1 100 mm; im Süden Feucht-, im Norden Trockensavannen.

Bevölkerung:

Togo umfasst über 40 ethnische Gruppen; größte Gruppen sind die Ewe (etwa 44 %) und die Kabre (rd. 23 %), deren Sprachen auch als Nationalsprachen dienen. In Nordtogo sind Fulbe, Moba und Tamberma, im Westen Konkomba und Bassari beheimatet. 33 % der Bevölkerung leben in Städten, größte Bevölkerungsdichte an der Küste, im Togogebirge und im Gebiet um Lama-Kara im Nordosten des Landes. – Etwa die Hälfte der Bevölkerung bekennt sich zu traditionellen afrikanischen Religionen, rd. 30 % sind Christen (ganz überwiegend [rd. 24 %] Katholiken); zum sunnitischen Islam, der am stärksten wachsenden Religionsgemeinschaft, bekennen sich nach verschiedenen Schätzungen 15–20 % der Bevölkerung (u. a. Fulbe und Hausa). – Es besteht allgemeine Schulpflicht im Alter von 5 bis 15 Jahren. Die Alphabetisierungsrate wird auf (2004) 60 % (alle über 15 Jahre) beziehungsweise 77 % (15- bis 24-Jährige) geschätzt. Universität in Lomé (gegründet 1965 als Universitätscollege, seit 1970 Universität), eine weitere in Kara (2004 eröffnet).

W I R T S C H A F T · V E R K E H R

Haupterwerbszweig ist die Landwirtschaft, in der rd. 75 % der Erwerbstätigen beschäftigt sind; in meist kleinbäuerlichen Betrieben werden v. a. Mais, Hirse, Maniok, Jamswurzel, Reis, Zuckerrohr, Bohnen und Erdnüsse, für den Export Baumwolle, Kaffee und Kakao angebaut; Viehhaltung (v. a. Schafe und Ziegen) v. a. im Togo-Atakora-Gebirge und im Norden. Bedeutender Phosphatabbau, ferner Marmor; Vorkommen von Eisenerz, Bauxit, Dolomit. Industriezweige sind v. a. Nahrungsmittel-, Textil-, Holz verarbeitende Industrie; Erdölraffinerie, Zementfabrik. Hauptexportgüter sind Baumwolle, Kaffee, Kakao und Phosphat; importiert werden Erdöl, Nahrungsmittel, Maschinen, Fahrzeuge, Textilien; zu den Haupthandelspartnern zählen die EU-Länder (v. a. Frankreich, Niederlande), die USA und Kanada.

Das Verkehrsnetz umfasst 525 km Eisenbahnlinien und rd. 7 500 km Straßen (davon etwa 2 400 km asphaltiert). Wichtigste Häfen sind Lomé (Überseehafen, auch für Transitgüter) und Kpémé (Phosphatexport); internationale Flughäfen in Lomé-Tokoin und in Niamtougou (nordwestlich von Kara).

G E S C H I C H T E

Das Gebiet des heutigen Togo besiedelten vom 12. bis 14. Jahrhundert die Ewe. 1471 wurde die Küste von Portugiesen entdeckt. Die folgenden 200 Jahre war der Küstenstreifen Hauptgebiet für die Europäer auf der Suche nach Sklaven, wodurch die Region den Namen »Sklavenküste« erhielt. Im 17. und 18. Jahrhundert errichteten französische Kaufleute Niederlassungen, gaben sie jedoch bald wieder auf. G. Nachtigal errichtete 1884 das deutsche Schutzgebiet »Togoland«, das sich zu einer Kolonie entwickelte. Verträge mit Frankreich 1887 und 1897 sowie Großbritannien 1890 und 1899 legten die Grenzen im Hinterland fest. 1901 war ganz Togo in deutscher Hand und erhielt 1905 den Namen »Togo«. Als einzige deutsche Kolonie konnte sich Togo ab 1900 finanziell selbst tragen. Im August 1914 von französischen und britischen Truppen erobert, wurde Togo 1919 in ein französisches und ein britisches Gebiet geteilt, die 1922 als Mandatsgebiete des Völkerbunds (seit 1946 UN-Treuhandgebiete) den beiden Staaten unterstellt wurden. Großbritannien verwaltete seinen kleineren, westlichen Teil zusammen mit seiner Kolonie Goldküste; nach einer Volksabstimmung unter UN-Kontrolle 1956 wurde Westtogo 1957 der Goldküste (Ghana) eingegliedert. Frankreich verwaltete seinen östlichen, größeren Teil getrennt von seinen westafrikanischen Kolonien. Französisch-Togo erhielt 1956 innere Autonomie innerhalb der Französischen Union und wurde am 27. 4. 1960 unter Präsident Sylvanus Olympio unabhängig.

Die prowestliche Außenpolitik des Landes blieb von mehreren Umstürzen in den 1960er-Jahren, aus denen 1967 General E. G. Eyadéma als Staatspräsident hervorging, unberührt. Gestützt auf das Militär, seit 1969 zugleich auf den RPT, errichtete Eyadéma ein Einparteiensystem. 1991 erfolgte die Zulassung oppositioneller Parteien. Nach Bildung einer Übergangsregierung, Protesten der Opposition, mehreren Putschversuchen und schließlich der Übernahme der Regierungsgewalt durch die Militärs 1991 kam es 1992 (sowie jeweils nach Wahlen 1994, 1999 und 2002) zur Bildung einer zivilen, jedoch von den Anhängern Eyadémas dominierten Regierung, an der sich seit 1996 die zum Teil gewaltsam unterdrückte Opposition nicht mehr beteiligt. Die Beilegung der innenpolitischen Konflikte, die u. a. 1993 in blutigen Unruhen eskalierten und eine Flucht Zehntausender in die Nachbarländer auslösten, sowie der angestrebte Demokratisierungsprozess gerieten nach den umstrittenen Wahlsiegen Eyadémas 1993, 1998 und 2003 erneut ins Stocken.

Nach dem Tod Eyadémas, des bis dahin dienstältesten Staatspräsidenten Afrikas, übernahm im Februar 2005 sein Sohn F. Gnassingbé das Präsidentenamt. Internationale Proteste führten jedoch dazu, die laut Verfassung vorgeschriebenen Wahlen (der entsprechende Artikel war kurzzeitig annulliert) durchzuführen, aus denen im April 2005 Gnassingbé (neuer Vorsitzender der RPT) als Sieger hervorging. Da das Wahlergebnis massiv gefälscht worden sein soll, kam es in Lomé zu gewalttätigen Protesten von Anhängern der Opposition.

Sekundärliteratur: S. Decalo: Historical dictionary of Togo (Lanham, Maryland, 31996); Histoire, littérature et société au Togo, hg. v. J. Riesz u. A. Amegbleame (Frankfurt am Main 1997); R. Helm: Politische Herrschaft in Togo. Das Problem der Demokratisierung (2004).

Weiterführende Artikel aus dem Archiv der Wochenzeitung DIE ZEIT

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