» Angebot für den vernetzten Patienten «

von Helene Laube (San Francisco)

Die großen Technologiekonzerne drängen in den Gesundheitsmarkt. Google etwa legt in einer Klinik in Ohio elektronische Krankenakten an. Der Datenschutz ist dabei nur eins der Probleme, andere sind größer.

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Alan Newberger ist kurzsichtig und leidet an Heuschnupfen. Dennoch sei er "dankbar, dass seine Gesundheitsprobleme nur einen kleinen Teil seines Lebens ausmachen", schreibt er in einem Blog. Mit der Gesundheit seiner Mitmenschen beschäftigt er sich dafür umso lieber.

Newberger ist einer der führenden Entwickler in Googles "HealthTeam". Er ist Teil der bislang wenig kommunizierten Pläne des Suchmaschinenbetreibers im Gesundheitswesen. Im Google-Blog skizziert Newberger ein Pilotprojekt des Onlinekonzerns in einer Klinik in Cleveland (Ohio). Eine Elektronische Krankenakte soll deren Patienten zu mehr Macht über ihre Gesundheitsdaten verhelfen.

Technologiekonzerne wie Google und Microsoft, aber auch Startups wie die von AOL-Gründer Steve Case ins Leben gerufene Revolution Health Group forcieren das Geschäftsfeld Gesundheit. Mit neuen Internetsuchtechnologien sollen mehr und bessere Informationen zu allen Gesundheits- und Versicherungsangelegenheiten verfügbar sein. Auf elektronischen Plattformen werden Patientenakten und andere Gesundheitsdaten online gespeichert und aufbereitet - und können von verschiedenen Ärzten abgerufen werden.

Arzthelfer Google: Der Suchmaschinenkonzern drängt ins Geschäft mit der Gesundheit
 Arzthelfer Google: Der Suchmaschinenkonzern drängt ins Geschäft mit der Gesundheit

Ob Technologieanbieter das marode US-Gesundheitswesen grundlegend verändern können, und damit auch noch Geld verdienen, ist aber fraglich. Politik, Regulierung und die Interessen traditioneller Anbieter sorgen dafür, dass sich das System allenfalls langsam ändert. Kein ideales Umfeld für ungeduldige Techkonzerne, die ein schnelles Tempo gewöhnt sind.

Ein gewaltiges Hindernis sind zudem Datenschutzbedenken und der drohende Eingriff in die Privatsphäre. Ein Problem, das der emsige Datensammler Google gut kennt. "Dieser Bereich ist kaum reguliert", sagt Joy Pritts, Chefin des Center on Medical Record Rights and Privacy an der Georgetown University in Washington, D.C. Sie empfiehlt Patienten, genau zu überlegen, welche Daten online gestellt werden. Sie sollten zuvor aufmerksam das Kleingedruckte lesen. "Kaum einer tut das, erst recht online", warnt Pritts.

Microsoft, bei der Internetsuche und Onlineanzeigen weit hinter Google, hat im Healthcaregeschäft einen Vorsprung. Der weltgrößte Softwarekonzern verfügt schon länger über ein System für Onlinepatientenakten und hat hier zudem zugekauft. Vor einem Jahr übernahm er etwa die Gesundheitssuchmaschine Medstory.

Googles Ambitionen im Gesundheitssektor sind ebenfalls groß. Doch der Konzern verrät wenig. Zwar sprechen die Google-Manager das Thema in ihren Reden gerne an. Details über Sicherheitsmechanismen etwa sind aber nicht zu erfahren. Der Praxistest in Cleveland, wo vorerst maximal 10.000 Patienten ihre Akten von Google einlesen lassen können, ist eines der ersten konkreten Projekte, das öffentlich wird. Die Klinik sei aber nur der erste von vielen Healthcare-Anbietern, die Anfragen nach Patientenakten und Informationen "sicher über die Google-Anwendung senden wird", verspricht Newberger in seinem Blog.

Kursinformationen

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GOOGLE INC. REG. SHA.. 500,49 USD -1,44 % -7,31
MICROSOFT CORP. REGI.. 28,05 USD 1,34 % 0,37
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Aus der FTD vom 22.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de

 

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