FTD: Schwarzwälder Kirsch oder Käsesahne - was fliegt besser?
Freddie Rutz: Die Konsistenz ist entscheidend. Die besten Erfahrungen habe ich mit tiefgekühlten Torten vom Discounter gemacht. Die sehen gut aus und haben ordentlich viele chemische Stabilisatoren drin, die dafür sorgen, dass die Torte erst auf dem Gesicht zerfällt und nicht schon im Flug. Ich versuche, möglichst unterschiedliche Torten zu kaufen, damit das Kuchenbüfett gut aussieht. Manchmal dekoriere ich noch mit Schokostreuseln nach ...
FTD: Ganz schön viel Aufwand für Torten, die gar nicht gegessen werden ...
Rutz: Ja, aber nur so macht es wirklich Spaß. In Filmen wird oft mit Tortenböden geschmissen, auf die Sprühsahne geklatscht wurde. Das sieht okay aus, fühlt sich aber nicht gut an.
FTD: Wie fühlt es sich denn an, eine Torte ins Gesicht zu bekommen?
Rutz: Angenehm weich, fast wie ein Airbag. Am Anfang der Schlacht stelle ich mich immer als Zielscheibe zur Verfügung. Der erste Probewurf geht auf mich. Das baut bei den Leuten Hemmungen ab.
FTD: Geben Sie auch Tipps zur Wurftechnik?
Rutz: Klar, die Technik ist ganz entscheidend. Anfänger versuchen, die Torte wie einen Ball zu werfen. So rutscht sie aber nur aus der Hand und landet im schlimmsten Fall im eigenen Gesicht. Die korrekte Technik ist das Stoßen wie beim Kugelstoßen. Dann fliegen die Torten bis zu fünf Meter weit.
FTD: Im Stummfilm hat der Tortenwurf Tradition. Ist das Ihre Inspiration?
Rutz: Dick und Doof haben auf jeden Fall Maßstäbe gesetzt. Und dann natürlich "Das große Rennen rund um die Welt" mit Tony Curtis und Jack Lemmon. Das ist die größte Tortenschlacht, die jemals gedreht wurde. Nach dem Dreh blieben sogar noch 300 Torten übrig, die die Filmcrew aufessen durfte.
FTD: Wie lange dauern Ihre Tortenschlachten?
Rutz: Ich unterteile sie in verschiedene Phasen: die Wurfphase, bei der sich jeder am Büfett bedient, und die Recyclingphase, wo noch einmal die Reste vom Boden geworfen werden. Aber insgesamt hat noch keine Schlacht länger als zehn Minuten gedauert. Tortenschlachten sind Hochleistungssport - mindestens so anstrengend, wie ein Hotelzimmer zu zerlegen.
FTD: Was bedeutet Full Service Agentur für Tortenschlachten?
Rutz: Dass ich alles organisiere: von den Torten bis zum Saubermachen. Dahinter steckt mehr Logistik, als man denkt: Man muss den Raum komplett abdecken, Schutzkleidung besorgen und den Leuten danach eine Möglichkeit zum Duschen geben.
FTD: Wie kriegen Sie alles wieder sauber?
Rutz: Da braucht man einen guten Fettlöser. Und einen großen Müllcontainer für die Verpackungen. Die Kleidung kann man danach eigentlich auch wegschmeißen: Die Emulgatoren und Stärkungsmittel in den Torten reagieren miteinander. Das riecht dann nicht mehr lecker, sondern ziemlich unangenehm.
FTD: Wer bucht eine Tortenschlacht?
Rutz: Oft sind das Firmen, die bei einer Tagung eine Überraschung anbieten wollen. Der Chef sagt dann "So, jetzt gibt es Kaffee und Kuchen", und plötzlich sind sie mitten in einer Tortenschlacht.
FTD: Kneift da auch mal jemand?
Rutz: Bis jetzt hat noch jeder mitgemacht. Am Anfang versuchen sie noch auszuweichen, aber sobald die erste Torte getroffen hat, gibt es keine Hemmungen mehr. Da wird weitergematscht, bis alle auf dem Boden liegen. Einmal habe ich in der Umkleide zwei Torten zum Essen hingestellt. Die wurden dann auch noch geworfen. Die Leute kriegen einfach nicht genug.
FTD: Gab es schon Verletzungen? Krokant etwa kann ja sehr kratzen?
Rutz: Beim Werfen selbst passiert kaum etwas. Der bislang härteste Wurf hat mich selber getroffen: eine Torte, die noch nicht ganz aufgetaut war. Ich hatte noch Tage danach eine Beule! Gefährlicher ist aber die dicke, rutschige Sahneschicht, die sich mit der Zeit auf dem Boden bildet. Da gab es schon Bänderzerrungen.
Das Interview führte Franziska Walser.
FTD.de, 15.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Lisa Schibel
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