Pfandbriefhandel liegt auf Eis

von Yasmin Osman (Frankfurt)

Die jüngste Kreditkrise macht selbst vor extrem sicheren Wertpapieren nicht Halt: Pfandbriefe werden so gut wie nicht mehr gehandelt. Offiziell gibt es zwar keinen Stopp. Doch die Händler der Banken haben eine Vereinbarung getroffen: Wir rufen uns einfach nicht mehr an.

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Beim Interbankenhandel mit Pfandbriefen und pfandbriefartigen Wertpapieren (Covered Bonds) haben sich die Handelsbanken nun auf ein Stillhalteabkommen geeinigt: Seit vorigem Freitag ist der Handel der Banken untereinander mit Pfandbriefen nach FTD-Informationen praktisch nicht mehr genutzt worden.

"Der Interbankenmarkt wird nicht in Anspruch genommen", berichtete ein Banker. "Das ist ein Gentlemen's Agreement, offiziell bleibt alles beim Alten", so ein Händler. Das heißt: Der Handel ist nicht offiziell ausgesetzt, aber die Händler rufen sich gegenseitig nicht mehr an, um Kurse für Pfandbriefe zu erfragen. Pfandbriefe sind Bankanleihen, die mit hochwertigen Immobilien oder Staatskrediten besichert sind. Sie werden per Telefon gehandelt. Um den Markt liquide zu halten, gibt es Market-Maker-Vereinbarungen. Dabei verpflichten sich Banken untereinander, für Großpfandbriefe An- und Verkaufskurse in engen Spannen zu stellen.

Ein Händler auf dem Parkett der New York Stock Exchange
 Ein Händler auf dem Parkett der New York Stock Exchange

Doch gerade im Handel der Banken untereinander kam es wiederholt zu Störungen. Investoren sind davon indirekt betroffen: Wenn Banken große Pfandbriefmengen nicht an andere Banken weiterreichen können, schränkt das die Fähigkeiten einiger Häuser ein, Anlegern gute Kurse zu bieten. Probleme beim Handel mit Großpfandbriefen sind ein Politikum, weil die Pfandbriefbanken mit der hohen Liquidität werben.

"Die Liquidität bei Covered Bonds und auch Pfandbriefen ist weiter sehr dünn", so Daniel Rauch, Fondsmanager bei Union Investment. Vorwürfe macht er den Banken aber nicht. Von den Liquiditätsstörungen seien nicht nur Pfandbriefe betroffen. Auch europäische Staatsanleihen notieren mit historisch hohen Renditeaufschlägen. "Daher ist das kein losgelöstes Ereignis", sagte Rauch. "In der jetzigen Marktphase wäre es eher als in der Vergangenheit zu rechtfertigen gewesen, das Market Making einzustellen. Diesmal versucht man aber offensichtlich, eher einen stillen Weg zu wählen, um mit der Situation umzugehen", so Felix Blomenkamp, Fondsmanager bei Allianz Global Investors, einer der weltweit größten Pfandbriefanleger.

Verglichen mit anderen Papieren hätten sich Pfandbriefe relativ gut gehalten. Dennoch könnten die Probleme Folgen für Pfandbriefe haben - zulasten der Banken, die sich darüber günstig finanzieren wollen. "Uns ist seit Längerem klar, dass wir nicht nur eine Kredit-, sondern auch eine Liquiditätsprämie für Pfandbriefe und Covered Bonds verlangen. Das gilt ganz besonders für die aktuelle Phase, aber das wollen wir auch für die Zukunft festschreiben", sagte Blomenkamp. "Ohne den Banken in der jetzigen Phase Vorwürfe machen zu können: Das Market Making hat nicht so funktioniert, wie die Banken es in Aussicht gestellt hatten", sagte er. "Deshalb wollen wir auch weiterhin unabhängig von der jeweiligen Marktsituation eine Liquiditätsprämie erhalten."

Dass der Covered-Bond-Handel reformbedürftig ist, ist der Branche bekannt. Derzeit diskutiert sie über die Einführung des elektronischen Handels. Das letzte Treffen des europäischen Branchenverbands ECBC habe aber "keine zählbaren Resultate aufweisen" können, schreibt Dresdner Kleinwort. Die Banken seien gespalten. Die einen wollen ein System, bei dem der Abstand zwischen An- und Verkaufskurs fixiert ist. Die anderen plädieren für ein offenes System ohne feste Spannen.

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Aus der FTD vom 14.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters

 

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