Kommt sie oder kommt sie nicht? Das Wort "Rezession" ist in aller Munde, am Finanzmarkt liegen die Nerven blank. FTD-Online zeigt auf, ob und wie die amerikanische Konjunkturmaschine ins Stocken gerät.


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Dossier Fed senkt Zins erneut massiv

von Mark Schrörs und Doris Grass (Frankfurt)

Im Kampf gegen einen Kollaps des US-Finanzsystems und eine drohende Rezession hat die amerikanische Notenbank Federal Reserve den Leitzins erneut massiv heruntergeschraubt. Die Währungshüter senkten den Satz von 3,0 auf 2,25 Prozent, die Börsen jubelten.

In ihrem Statement erklärten sie, die Finanzmärkte seien nach wie vor "erheblichem Stress" ausgesetzt. Der Wachstumsausblick habe sich "weiter abgeschwächt".

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Die Fed enttäuschte aber Hoffnungen, dass der Satz um 100 Basispunkte sinken könnte. Zwei Notenbanker stimmten zudem für eine noch moderatere Zinssenkung. Die US-Börsen, die sich zuvor vom Ausverkauf der Vortage erholt hatten, rutschten zunächst ab, stiegen dann aber auf neue Tageshochs. Der Dollar legte zum Euro deutlich zu. Die Gemeinschaftswährung sank bis auf 1,5646 $.

Aggressiver Kurs

Mit dem Zinsschritt setzt die Fed den aggressivsten geldpolitischen Lockerungskurs seit Jahrzehnten fort - trotz der Gefahren für die Inflation und des schwächelnden Dollar. Seit Mitte September hat die Fed ihren Zins nun um 300 Basispunkte gesenkt. Selbst nach dem Platzen der Internetblase und den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatte sie ihn nicht so schnell so stark gesenkt.

Dies zeigt, wie alarmiert die Notenbank ist. Die Fed fürchtet eine gefährliche Spirale aus Konjunkturschwäche und Finanzkrise. In ihrem Statement betonte sie die "Abwärtsrisiken" für das Wachstum und ihren Willen, bei Bedarf "zeitig" zu handeln - womit sich die Zentralbank weitere Zinssenkungen vorbehält. Zugleich deutet sie mit dem kleineren Schritt aber an, dass sie die Probleme nicht allein lösen kann.

"Das ist ein Signal, dass Fed und Regierung den Gang wechseln: Sie bremsen das Tempo der Zinssenkungen und steigern die Anstrengung an anderer Front", sagte Unicredit-Chefvolkswirt Marco Annunziata. US-Medien zufolge plant Washington eine Lockerung der Kapitalanforderungen für die Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac und mehr Staatsgarantien für Immobilienkredite.

Erleichterung über Bilanzen

Die US-Investmentbanken Goldman Sachs und Lehman Brothers hatten zuvor für etwas Entspannung gesorgt. Zwar brach bei beiden der Gewinn im ersten Quartal ein. Die Zahlen waren aber besser als befürchtet. "Das hat ein wenig Vertrauen geschaffen, dass sich die Wall Street nicht in einer Kernschmelze befindet", sagte Peter Sorrentino von der Investmentfirma Huntington.

Experten zufolge ist es für eine Entwarnung aber zu früh. "Wir haben es mit einer der größten Finanzkrisen in den letzten Jahrzehnten zu tun", sagte Finanzminister Peer Steinbrück. Der Internationale Währungsfonds verwies auf Schätzungen, wonach dem Finanzsystem durch die Krise Verluste von rund 800 Mrd. $ drohen.

Kursinformationen

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GOLDMAN SACHS GROUP .. 166,49 USD -5,18 % -9,10
LEHMAN BROTHERS HOLD.. 42,23 USD -9,16 % -4,26
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Aus der FTD vom 19.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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