Renten und Devisen

Fed hilft Dollar auf die Sprünge

von Mark Schrörs und Doris Grass (Frankfurt)

Die mit 75 Basispunkten niedriger als erwartet ausgefallene Leitzinssenkung der US-Notenbank hat den Dollar gestützt. Die ohnehin schwächeren Kurse der Staatsanleihen rutschten noch weiter ins Minus.

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Die Fed enttäuschte die Hoffnungen der Märkte auf einen Zinsschritt um einen vollen Prozentpunkt. Sie nahm zugleich den Diskontsatz um ebenfalls 75 Basispunkte auf 2,50 Prozent zurück und betonte stärker als bisher die Inflationsgefahren. Der Euro verlor zum US-Dollar deutlich und rutschte unter die Marke von 1,57 $. Der Bund-Future weitete seine Verluste noch etwas aus und lag gegen 20 Uhr MEZ mit 117,57 Punkten 66 Stellen im Minus.

Eine starke Erholung der Aktienkurse hatte die Staatsanleihen schon vorher kräftig abrutschen lassen. Grund war die Erleichterung der Anleger über die besser als befürchtet ausgefallenen Zahlen der US-Investmentbanken Goldman Sachs und Lehman Brothers. "Die Stimmung beruhigt sich gerade, der erste Schreck hat nachgelassen", so Volker Brokelmann, Rentenanalyst bei der HSH Nordbank.

Fed-Chef Ben Bernanke sorgt sich um den Konsum
 Fed-Chef Ben Bernanke sorgt sich um den Konsum

Dies traf vor allem zweijährige Papiere. Die Rendite der Bundesschatzanweisungen kletterte um 17 Stellen auf 3,12 Prozent. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg um 7 Basispunkte auf 3,76 Prozent. In den USA zog die Rendite zweijähriger Treasuries um 22Basispunkte auf 1,56 Prozent an.

Die Fed betonte in ihrem Statement, dass sich der Konsum und der Arbeitsmarkt abgeschwächt hätten. Der Konsum war bislang die große Stütze der US-Wirtschaft. Die Fed zeigte sich überzeugt, dass die Verschärfung der Kreditkonditionen infolge der Finanzkrise und der Häusermarktkrise "in den nächsten Quartalen" das Wachstum belasten dürfte. Bislang hatte sie eine deutliche Erholung der Wirtschaft im zweiten Halbjahr unterstellt.

Zugleich betonte sie aber stärker die Risiken für die Teuerung. Die Entscheidung fiel geteilt aus: die Chefs der Notenbanken von Dallas und Philadelphia, Richard Fisher, und Charles Plosser, stimmten für eine "weniger aggressive Aktion". "Wir wissen jetzt, dass die Fed gespalten ist", sagte Ian Shepherdson, US-Volkswirt bei High Frequency.

Womöglich nicht der letzte Schritt

Beobachter sind dennoch überzeugt, dass dies nicht der letzte Schritt der Notenbank sein wird. "Die Fed wird nun versuchen, in möglichst kurzer Zeit ein möglichst attraktives Zinsumfeld zu schaffen", sagte Brian Fabbri, US-Chefvolkswirt bei BNP Paribas, bereits vor dem gestrigen Entscheid. Die Großbank erwartet, dass der Zins bereits im Sommer bis auf 1,0 Prozent sinkt. Für April setzen die Märkte auf 1,75 Prozent

Zunächst profitierte der Dollar aber davon, dass die Zinsdifferenz zum Euro nicht ganz so stark sinkt wie erwartet. Zumal Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) am Dienstag noch einmal deutlich machten, dass diese ihren Zins wegen der Inflationsgefahren weiter bei 4,0 Prozent halten will.

An den Geldmärkten in Europa hielten die Verspannungen an. Die Sätze für Tages- und Termingeld stiegen. Die EZB teilte den Banken beim wöchentlichen Tender mit 202 Mrd. Euro zwar 25 Mrd. Euro mehr Liquidität zu als diese benötigen würden. Die Kreditinstitute boten jedoch hohe Zinsen, um berücksichtigt zu werden. Der Durchschnittszins stieg zur Vorwoche auf 4,20 Prozent von 4,16 Prozent. "Die Liquidität wird wieder knapper", sagte ein Geldhändler. Insgesamt gaben 336 Banken Gebote über knapp 296 Mrd. Euro ab - der bislang höchste Betrag in diesem Jahr. Trotz der größeren Geldspritze verteuerte sich Tagesgeld und lag Nachmittags bei 4,09 bis 4,13 Prozent.

Die Zinsen für dreimonatige Ausleihungen unter Banken in Euro (Euribor) und Pfund Sterling (Libor) erreichten am Dienstag mit 4,654 und 5,9725 Prozent den höchsten Stand seit mehr als zwei Monaten.

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Aus der FTD vom 19.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters

 

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