"Es hat ein Leck gegeben, es gibt keine Aktivität", sagte Rockwood-Manager Kent Masters der FTD auf die Frage nach einer Übernahme Rockwoods durch Altana. Masters äußerte sich am Montag nach der Bilanzpressekonferenz des Linde-Konzerns in München. Der Manager ist bei Linde Vorstandsmitglied und bei Rockwood Mitglied des "Board" - des Führungsgremiums, das im US-System Vorstand und Aufsichtsrat miteinander vereint. Dort hat er einen Posten mit Aufsichtsratsfunktion inne.
Der Übernahmeplan liegt damit zumindest vorerst auf Eis. Altana hatte geprüft, den amerikanischen Chemiekonzern ganz oder in großen Teilen zu übernehmen. Die Investmentbank JP Morgan sollte das Projekt mit einem Volumen von rund 4 Mrd. Euro finanzieren. Das Vorhaben wurde aber durch einen Bericht des "Manager Magazins" öffentlich, das in seiner Onlineausgabe den Plan bis in Details hinein darlegte - das Informationsleck, auf das Masters am Montag anspielte.
Altana erläutert am Dienstag in Düsseldorf seine Bilanz. Im Zentrum des Interesses dürfte nicht so sehr die Geschäftsentwicklung stehen - sondern ob und gegebenenfalls wie Vorstandschef Matthias Wolfgruber den Übernahmeplan kommentiert.
Altana ist seit Längerem auf der Suche nach Übernahmezielen. Der Konzern hatte Ende 2006 seine Pharmasparte verkauft und war damit auf ein Drittel seiner vorherigen Größe geschrumpft. Rockwood wäre eine spektakuläre Übernahme. Das Unternehmen erzielte zuletzt 3,1 Mrd. $ (2 Mrd. Euro) Jahresumsatz und damit deutlich mehr als Altana mit 1,4 Mrd. Euro Umsatz.
Bei Übernahmen in Amerika kommt Konzernen aus dem Euro-Raum gegenwärtig der Dollar-Verfall zugute. Er führt dazu, dass der Kaufpreis in Euro umgerechnet niedriger ausfällt. Zwar sinkt parallel dazu auch der Gewinn des Zielunternehmens. Daher bleibt die für eine Transaktion entscheidende Größe - das Verhältnis von Preis zu Gewinn ("Multiple") - konstant. Trotzdem begünstigt der schwache Dollar US-Zukäufe, weil der Erwerber Marktanteile zu einem geringeren absoluten Kaufpreis erwerben kann.
Rockwood war 2000 als kleineres Investment des Finanzinvestors KKR gegründet worden. Der große Sprung gelang 2004: Damals stellte der Mischkonzern MG Technologies - die frühere Metallgesellschaft - seine Chemiesparte zum Verkauf. Die bestand im Wesentlichen aus Dynamit Nobel (DN). Rockwood erwarb vier der fünf Sparten des Unternehmens und verdreifachte damit den Konzernumsatz.
Die zugekauften Sparten stellen Keramiken zum Beispiel für Mobiltelefone oder künstliche Hüftgelenke her, Arzneiwirkstoffe, Pigmente und Spezialitäten etwa für den Korrosionsschutz oder Batterien. Sie gingen kaum verändert in der Konzernstruktur von Rockwood auf. Dynamit Nobel als Dachgesellschaft wurde aber aufgelöst. KKR und der Miteigner Credit Suisse Private Equity brachten Rockwood 2005 an die Börse, halten jedoch immer noch große Aktienpakete an dem Unternehmen.
Als MG Technologies vor knapp vier Jahren die Selbstzerschlagung beschloss, hatte Altana schon als Käufer der Chemiesparte zur Diskussion gestanden. Beide Seiten hatten nach FTD-Informationen damals erste Sondierungsgespräche geführt, die allerdings in sehr früher Phase zum Ende kamen.
Aus der FTD vom 18.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
FTD-Services
Firmen des Tages
Nachrichten
Es ist nicht das erste Mal, dass das britisch-russische Unternehmen TNK-BP ins Visier der Behörden gerät. mehr
Ein überraschender Streifzug durch die deutsche Wirtschaft - vom Kuckucksuhrenfabrikanten bis zum Dax-Konzern Linde. mehr
In der Zivilflugzeugindustrie zeichnet sich erstmals seit Jahrzehnten ein Ende der Dominanz der großen Zwei ab. mehr
Sogar einen Konstruktionsfehler soll der Kaffeeröster übernommen haben. mehr
Ein Überblick über spektakuläre Wirtschaftsprozesse und unlautere Machenschaften in den Chefetagen. mehr
Die Krise an den Finanzmärkten gefährdet den Börsengang. mehr
Dies sorgt für große Unruhe in der Branche der Satellitenbetreiber. mehr
Sie erwarben Aktien im Wert von 3,5 Mio. Euro - gleichzeitig schmolz der Börsenwert des Konzerns nach einer Gewinnwarnung um 13 Mrd. Euro. mehr
Das Imperium der Familie Merckle deckt verschiedenste Branchen ab - vom Pharmakonzern bis zum Baustoffhersteller. mehr
Die Geschäftszahlen sehen hingegen rosig aus - auch wenn das Unternehmen 2008 etwas "verhaltener" wachsen soll. mehr
Dem Energiekonzern gelingt der Einstieg in den russischen Strommarkt. mehr
Trotz Finanzkrise und Liechtenstein-Skandal: Deutschlands Führungskräfte schauen optimistisch in die Zukunft. mehr
Print-Archiv
Alle Ausgaben
der FTD
Print-Ausgabe
Zeitung zum
Herunterladen
FTD-
Sonderbeilagen
Trends und Themen
gebündelt
brainGuide
Top-Experten und
ihr Wissen
kostenfrei finden
Wirtschafts-
archiv: zentraler
Zugriff auf vier
Quellen
Bookmarken bei ...