Boss-Kontrolleur tritt Rückzug an

Der personelle Aderlass beim Modekonzern Hugo Boss geht weiter. Aufsichtsratschef Giuseppe Vita gibt sein Amt auf. Dabei hatte er sich in dem heftigen Streit um eine üppige Sonderdividende vor wenigen Tagen noch auf die Seite der Gesellschafter geschlagen.

Nach den heftigen Querelen der vergangenen Monate wird voraussichtlich auch die Hauptversammlung des Modekonzerns nicht gemütlich verlaufen. Die Moderation wird Vita in diesem Jahr noch einmal übernehmen. Doch wenige Wochen danach, zum 30. Juni, wird er sein Amt vorzeitig aufgeben.

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Vita begründete seinen Rückzug mit anderen Verpflichtungen, darunter diversen Aufsichtsratsmandaten. Der in Italien geborene Manager sitzt unter anderem in den Kontrollgremien von Axel Springer, Deutz und Vattenfall. Der frühere Schering-Chef teilte am Montag mit, er habe den Abgang schon vor einiger Zeit geplant. Bis zu seinem Ausscheiden sei genügend Zeit, einen Nachfolger zu finden.

Die Entscheidung macht der 73-Jährige jedoch erst publik, nachdem er ein hartes Gefecht ausgetragen hat. Mehrheitsaktionär Permira hatte vergangene Woche in einer Aufsichtsratsitzung, die bis in die Nacht andauerte, eine großzügige Sonderdividende erstritten. Der britische Finanzinvestor setzte sich dabei auf ungewöhnlich ruppige Weise durch, obwohl die Arbeitnehmervertreter nach FTD-Informationen geschlossen dagegen gestimmt hatten. Die Briten mussten deshalb letztlich das doppelte Stimmrecht von Vita ausspielen. Der Italiener war zuletzt durch etwas wankelmütiges Verhalten bei Hugo Boss aufgefallen.

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Die beschlossene Ausschüttung ist dreimal so hoch wie der Jahresgewinn, den Hugo Boss 2007 erwirtschaftet hat. Schätzungen zufolge wird die Nettoverschuldung des Unternehmens dadurch um etwa 350 Mio. Euro auf deutlich über 500 Mio. Euro anschwellen.

Das Unternehmen hat deshalb weniger Geld für den seit langem geplanten Zukauf einer Modemarke übrig. Permira hält seit 2007 über den italienischen Modehersteller Valentino 88 Prozent der Stimmrechte bei Boss und kann durch diese erste Ausschüttung die Übernahme teilweise refinanzieren.

Vita ist der dritte Spitzenmanager, der Hugo Boss binnen weniger Wochen den Rücken kehrt. Mitte Februar war Vorstandschef Bruno Sälzer im Streit mit Permira ausgeschieden, die Suche nach einem Nachfolger läuft noch. Einkaufs- und Produktionsvorstand Werner Lackas wurde nach elfjähriger Tätigkeit vor zwei Wochen durch Hans Fluri ersetzt, den ehemaligen Chef des Paketdienstes DPD. Zuvor war bereits der halbe Boss-Aufsichtsrat ausgetauscht worden.

Vita war im Jahr 2000 noch unter der Ägide des früheren Mehrheitseigners, der norditalienischen Wollweber-Dynastie Marzotto, in den Aufsichtsrat von Hugo Boss gewählt worden und seitdem Aufsichtsratschef. Sein Mandat lief noch bis 2010. Permira dankte dem scheidenden Aufseher: "Wir sind froh, dass er jetzt auch an einer geordneten Staffelübergabe mitwirkt." Die Suche nach einem Nachfolger für ihn habe schon vor einiger Zeit begonnen. Ob es zur Hauptversammlung am 8. Mai bereits einen neuen Mann geben wird, ist offen.

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FTD.de, 18.03.2008
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