E-Learning

Kleines Quiz in der Mittagspause

von Christina Kestel

E-Learning ist deutlich billiger als Trainer und Seminare. Daher setzen Unternehmen zunehmend auf virtuelle Schulungen. Der Markt dafür zeigt sich vielversprechend - und ist noch lange nicht ausgereizt.

Die Mittagspause ist längst vorbei. Dennoch drängen sich die Mitarbeiter des Produktbereichs Hormone beim Schweizer Pharmakonzern Novartis um einen Schreibtisch. Einige stehen, um die Fragen, die auf dem Computerbildschirm erscheinen, besser lesen zu können. Was erhöht das Risiko für Arteriosklerosebildung nicht? Nikotin, Blutfette, Alkohol oder Klimakterium ohne Hormonsubstitution? Wer die Antwort weiß, erhält 700 Dollar auf sein virtuelles Punktekonto. Der Abteilungsleiter sitzt seelenruhig in seinem Büro und lässt seine Mitarbeiter spielen - denn sie lernen dabei. Das Quiz soll sie für die Einführung eines neuen Hormonpräparats fit machen.

Bereits 80 Prozent aller Unternehmen nutzen Computer zur Wissensvermittlung. Sie können wählen: Trainer, PC-Programm oder beides. "Für 95 Prozent der Inhalte empfiehlt sich ein Mix aus E-Learning und Präsenzzeiten", sagt Andreas Ferdinand, Abteilungsleiter bei der Firma Orbis, die andere Unternehmen bei der Einführung von E-Learning berät und 2006 rund 20 Mio. Euro umsetzte. Für die meisten Firmen ist das sogenannte Blended Learning erste Wahl. Es lässt sich gut in den Arbeitsalltag integrieren und ist finanziell allemal günstiger, als ausschließlich Präsenzseminare anzubieten.

Marktführer rechnet mit Umsatzwachstum

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So setzt auch die Hamburger Sparkasse (Haspa) auf einen Mix. Für das Lernen von Präsentationstechniken müsse ein Trainer ins Haus kommen, sagt Dagmar Meyer, Teamleiterin für multimediale Lernsysteme bei der Haspa. Bei der Vermittlung einer neuen Dienstleistungsrichtlinie oder um Mitarbeiter mit einem neuen Produkt vertraut zu machen, reiche hingegen ein E-Learning-Programm mit abschließendem Test und Feedback. Die Lernsequenzen sind überschaubar. 2, 5 oder 30 Minuten. "Die Häppchen sind leicht verdaulich, daher werden sie von den Mitarbeitern sehr gut akzeptiert", sagt Meyer.

Der Markt für E-Learning-Software ist noch lang nicht gesättigt. Wolfgang Kraemer, Chef des Marktführers IMC, rechnet für sein Unternehmen dieses Jahr mit einem Umsatzwachstum von 30 Prozent auf 12 Mio. Euro. Jedes vierte Unternehmen will künftig stärker auf digitales Wissensmanagement setzen, zeigen die Ergebnisse einer Studie, die auf der E-Learning-Messe Learntec vorgestellt wurde.

Bisher bieten rund 60 Unternehmen Lernprogramme an. Die Preise schwanken: von 3000 Euro für eine kleine Sequenz bis hin zu mehreren Hunderttausend Euro für ein Multimediaprogramm oder eine Lernplattform. Vor allem große Unternehmen haben sich mit Lernsoftware ausgerüstet. "Beim Mittelstand stehen wir noch in den Startlöchern", sagt Berater Ferdinand. "In diesem Bereich sehe ich jede Menge Entwicklungspotenzial."

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FTD.de, 27.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland

 

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