Leitartikel

EU/China - Willkommen, Dalai Lama

Die Vorwürfe der chinesischen Führung gegen den Dalai Lama erreichen täglich eine neue Stufe der Lächerlichkeit. Die jüngsten Anschuldigungen aus Peking lauten: Eine Clique um das Oberhaupt der Tibeter bereite Selbstmordattentate und Sabotageakte vor, um das Land zu destabilisieren.

Das ist eine absurde Unterstellung, und es sagt viel über das Regime aus, dass es sich nicht zu schade ist, sie dennoch zu äußern. Die Staatsführung beobachtet mit Sorge, dass alle ihre Versuche grandios gescheitert sind, die weltweite Welle der Solidarität für die unterdrückten Tibeter zu brechen. Wenn sie den Dalai Lama nun als Terrorpaten darstellt, so ist das der verzweifelte Versuch, sein Image im Ausland zu beschmutzen - obwohl der Obertibeter sogar mit Rücktritt gedroht hatte, falls seine Anhänger nicht auf Gewalt verzichten.

ZUM THEMA

Tatsächlich trifft zu, dass es unter den Tibetern eine radikale Fraktion gibt, die den Kampf für politische und kulturelle Autonomie mit der Waffe ausfechten will. Auch aus diesem Grund - und als klares Signal an China - ist es wichtig, dass der Westen den Dalai Lama politisch stärkt. Dazu dient auch eine Einladung in den EU-Ministerrat, wie sie der französische Außenminister plant. Die Europäer sollten dem Vorschlag folgen.

Dass eine solche symbolische Geste die Chinesen nicht kaltlässt, zeigte ihre beleidigte Reaktion auf den Besuch des Dalai Lama im Kanzleramt im vergangenen Jahr. Zudem müssten die EU-Staaten nicht fürchten, es sich durch die Einladung an den tibetischen Führer auf Dauer mit Peking zu verscherzen. Die politische und ökonomische Rolle Chinas mag wichtig genug sein, einen einzelnen Mitgliedsstaat wie Deutschland nach einer gewissen Zeit zu einem Kotau zu zwingen. Tritt die EU geschlossen auf, ist selbst das Drohpotenzial einer autoritären Großmacht begrenzt.

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Aus der FTD vom 02.04.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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