Kommt der Dollarcrash? Steht uns ein Bärenmarkt bevor? Ist die Google-Aktie überbewertet? "Das Kapital", die führende Kolumne für Finanzmarktthemen, gibt darauf pointierte Antworten.


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Das Kapital

Gelddrucken gegen das Gelddrucken

Alle Welt jammert über die schwache Kapitalbasis der Banken. Aber das eigentliche Problem liegt auf ihrer Aktivseite. Und so paradox es klingt: Die wird die Geldpolitik entwerten.

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Die Geldpolitik hat uns da reingerissen, und ohne die Geldpolitik kommen wir da kaum wieder raus. Das klingt beängstigend. Aber die Hoffnung, dass die Finanzkrise mit staatlichen Kapitalspritzen, Einlagengarantien oder durch die Nationalisierung von Banken gelöst werden kann, ist vermutlich vergebens. Denn die Wurzel des Übels ist ja nicht auf der Passivseite der Bankbilanzen zu suchen, also dort, wo Einlagen und Eigenkapital verbucht werden.

Das Problem liegt auf der Aktivseite, wo neben teils undurchsichtigen Anlagen auch die Kredite an Firmen und Verbraucher erfasst werden. Gewiss haben die Banken ihre Rücklagen vernachlässigt. Dahinzuschwinden droht das Kapital und damit die Sicherheit der Einlagen jedoch deshalb, weil (!) die Aktiva davonrinnen. Der Kern der Krise ist nämlich, dass die Bankausleihungen an den Privatsektor im Euro-Raum binnen zehn Jahren um 7368 Mrd. Euro respektive von 88 auf rund 139 Prozent des BIP gestiegen sind (in den angelsächsischen Ländern stärker).

Daher sind nun etliche Firmen und Verbraucher überschuldet. Können sie ihre Rechnungen nicht mehr begleichen, trifft das aber auch bislang gute Schuldner. Das und die Intransparenz vieler Aktiva erklären einen Teil des Vertrauensverlusts, der sich auf alle Vermögenswerte der Banken niederschlägt. Verstärkt wird das durch die einhergehende Einschränkung des Kreditangebots an Firmen und Verbraucher, was zusammen mit den sinkenden Netto-Vermögen auf der Konjunktur lastet.

Damit leidet die Aktivseite der Banken weiter, weil Pleiten, Arbeitslosigkeit und Zahlungsausfälle zunehmen. Vertrauensverlust, nächste Runde. Bei aller berechtigten Sorge um den Konsum ist es übrigens erstaunlich, wie wenig die Auswirkungen der Kreditklemme auf die Firmeninvestitionen beleuchtet werden, die einbrechen dürften. Und wie sehr man immer noch auf Länder wie China setzt, deren Geschäftsmodell - investieren, um zu exportieren - ausgehebelt werden dürfte.

Die nächste Baustelle
 Die nächste Baustelle

Die Amerikaner gehen eher den umgekehrten Weg und kaufen den Banken faule Aktiva ab, wobei neben dem 700-Mrd.-$-Paket angeblich auch Freddie und Fannie zusätzlich eingespannt werden. Doch in einem solchen Umfeld kann die Fiskalpolitik Geld ins System pumpen und Ausgaben tätigen, wie sie will. Davon abgesehen, dass das selbst im besten Falle nur darauf hinausliefe, dass die privatwirtschaftlichen Schulden bloß noch zunähmen (die Bonität der Bankaktiva mithin weiter abnähme), sind die Erfolgsaussichten mau. In Japan sind die Staatsschulden laut IWF seit 1990 von 69 auf 199 Prozent des BIP gestiegen.

Kurzum: Die Politik wird kaum umhinkommen, an den Kern der Krise heranzugehen. Und da ist die Versuchung groß, Staatsausgaben mit frisch gedrucktem Geld zu finanzieren, auf dass in der Privatwirtschaft Umsätze und Löhne schneller als die Schulden steigen - und diese schließlich wieder tragbar werden.

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Aus der FTD vom 13.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de

 

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