Sechs Tage nach der Einstellung des Geschäftsbetriebs von Kaupthing Edge ist das Ausmaß des finanziellen Schadens für die rund 30.000 deutschen Kunden immer noch nicht klar. Die isländische Finanzaufsicht war trotz mehrerer Anfragen bislang zu keiner Stellungnahme bereit.
Das Bundesfinanzministerium hat nach FTD-Informationen in dieser Angelegenheit keinen Kontakt zur isländischen Seite aufgenommen. Die betroffenen Sparer werfen der Regierung Tatenlosigkeit vor und wollen mit einer Resolution an den Bundestag erreichen, dass die Berlin in dem Fall aktiv wird.
Kaupthing Edge hatte am vergangenen Donnerstag den Geschäftsbetrieb in Deutschland eingestellt, nachdem das isländische Mutterhaus verstaatlicht worden war. Seitdem können die deutschen Kunden nicht auf ihre Konten zugreifen. Sie haben rund 308 Mio. Euro Einlagen bei der Bank. Die Finanzaufsicht BaFin verhängte daraufhin ein Auszahlungsverbot, um das verbliebene Vermögen zu retten. Wie viel Geld bei Kaupthing Edge noch vorhanden ist, wollte ein BaFin-Sprecher auf FTD-Anfrage nicht sagen.
Fest steht, dass Kaupthing zum Zeitpunkt des Moratoriums nicht mehr in der Lage war, seinen Verpflichtungen in Deutschland nachzukommen. Noch in den drei Tagen vor der Schließung der Deutschlandfiliale hatten Kunden rund 200 Mio. Euro von den Konten abgehoben.
Das Moratorium der BaFin ist nur vorübergehend und gilt im Normalfall sechs Wochen. Anschließend müsste die Finanzaufsicht den Entschädigungsfall feststellen. Bei Kaupthing Edge ist die Sache jedoch schwierig, da es sich nur um eine unselbstständige Zweigniederlassung handelt. "Es liegt an den isländischen Behörden, den Insolvenzfall festzustellen", sagte ein BaFin-Sprecher.
Die isländische Seite hält sich bislang jedoch sehr bedeckt. Die dortige Finanzaufsicht, die die Kontrolle über die Kaupthing Bank übernommen hat, ist nach eigenen Angaben noch damit beschäftigt, sich einen Überblick über die Vermögenswerte und die Verbindlichkeiten zu verschaffen.
Für die deutschen Kunden ist die Zukunft damit weiterhin ungewiss. Zwar raten einige Anwälte den Betroffenen bereits, ihre Ansprüche bei der isländischen Einlagensicherung anzumelden. Solange die Bank aber noch keine Insolvenz angemeldet hat, können Ansprüche deutscher Kunden vom isländischen Einlagensicherungsfonds nicht berücksichtigt werden. Er deckt Einlagen bis zu 20.887 Euro ab, eine Entschädigung ist angesichts der prekären Finanzlage Islands höchst ungewiss. Die Verbindlichkeiten der drei inzwischen verstaatlichten Banken - Glitnir, Kaupthing und Landsbanki - übersteigen mit rund 61 Mrd. $ das Bruttoinlandsprodukt Islands um das Zwölffache.
Im ähnlichen Fall der Landsbanki-Tochter Icesave hat sich Island nach Medienberichten mit Großbritannien und den Niederlanden geeinigt, ausländische Kunden zu entschädigen. Anders als die deutsche Regierung waren die britische und die niederländische sofort aktiv geworden. Um Druck auf Island auszuüben, nutzte Großbritannien ein Antiterrorgesetz und fror Vermögen isländischer Banken ein.
Aus der FTD vom 14.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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