Die staatlichen Rettungseinsätze für das Finanzsystem machen Rentenanleger zunehmend nervös. Marktteilnehmer spekulieren zudem auf konzertierte Aktionen der sieben großen Industrienationen (G7), die sich am Freitag in Washington treffen.
Kapitalspritzen für Banken und andere staatliche Eingriffe könnten die Staatsverschuldung nach oben treiben und die Regierungen dazu zwingen, mehr Staatsanleihen zu begeben. Das ließ die Renditen von Zinstiteln am Donnerstag steigen. Vor allem in den Vereinigten Staaten und Großbritannien fielen die Kurse und stiegen die Bondrenditen kräftig.
"Es wird immer deutlicher, dass die Regierungen keine größere Bank in den USA, Großbritannien oder Europa mehr zusammenbrechen lassen werden", sagt Harvinder Sian, Rentenstratege bei der Royal Bank of Scotland (RBS). Das werde Konsequenzen für den Staatshaushalt haben, sagte Sian.
"Der wichtigste Aspekt bleibt derzeit die Verschuldung", sagt Sean Maloney, ein Rentenstratege von Nomura in London. Als besonders verschuldungsgefährdet gelten den Experten derzeit Großbritannien und die USA. "Die Furcht vor einem Überangebot neuer Staatsanleihen sickert aber allmählich auch in Europa ein", sagt Maloney. Die Briten hatten am Mittwoch massive Kapitalinjektionen für die acht wichtigsten Banken des Landes angekündigt. Für diese Idee zeigte nun auch US-Finanzminister Henry Paulson Sympathie. Er verwies darauf, dass ihm das jüngst verabschiedete 700 Mrd. $ schwere Rettungspaket viele Freiheiten lasse. "Wir werden alle Mittel, die uns gegeben wurden, höchst effektiv nutzen, einschließlich die Stärkung der Kapitalbasis von Finanzinstituten jeder Größe", sagte der Minister.
Kursinformationen + Charts
0,01 EUR | 0,00 % | [0,00] |
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JAPANISCHER YE.. | 0,01 EUR | 0,00 % |
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US DOLLAR / EU.. | 0,75 EUR | 0,00 % |
ISLÄNDISCHE KR.. | 0,00 EUR | 0,00 % |
Einen Vorgeschmack erhielten die Anleger durch die überraschende Ankündigungen von US-Staatsanleihe-Auktionen im Volumen von 50 Mrd. $. Nachdem das US-Schatzamt am Mittwoch 16 Mrd. $ an Treasuries platziert hatte, pumpte das Schatzamt am Donnerstag 20 Mrd. $ in den Markt. Die Verzinsung zwei-, drei- sowie fünfjähriger amerikanischer Staatsanleihen stieg daraufhin um rund 0,15 Prozentpunkte.
Auch in Japan dürfte das Angebot an Staatstiteln steigen. Das japanische Unterhaus bewilligte einen 1800 Mrd. Yen (13,2 Mrd. Euro) schweren Nachtragshaushalt, mit dem ein konjunkturstimulierendes Maßnahmenpaket finanziert werden soll. Der Chef der Liberalen Demokratischen Partei (LDP), Kosuke Hori sagte, die Ausgabe von defizitabdeckenden und Aufbau-Anleihen sei womöglich "unvermeidbar". Die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen stieg um rund 0,08 Prozentpunkte.
An den Devisenmärkten dominierte die Hoffnung auf Maßnahmen der G7. "Deutschland zeigt sich noch abgeneigt gegen ein gemeinsames Vorgehen, aber die Erwartung wächst, dass es internationale Schritte geben wird", sagte Ian Stannard, Devisenstratege von BNP Paribas. Der japanische Yen, der noch am Vortag massiv gegenüber anderen Währungen zugelegt hatte, verlor am Donnerstag vorerst wieder. "Die Märkte hoffen darauf, dass die Regierungen den Ernst der Lage realisiert haben, nachdem die koordinierten Zinssenkungen der Notenbanken so wenig Wirkung gezeigt hatten", sagte Stannard.
Der Yen ist zu einem wichtigen Krisenindikator an den Devisenmärkten geworden, da viele Anleger ihre Risikopositionen durch billige Yen-Kredite finanziert hatten. Je stärker der Risikoappetit an den Märkten sinkt, desto stärker wird der Yen. Seit Jahresbeginn haben beliebte Hochzinswährungen wie der südafrikanische Rand oder der australische Dollar rund 30 Prozent gegenüber dem Yen verloren. Der Euro liegt mit 16 Prozent im Minus, der US-Dollar 10 Prozent. Der Trend dürfte sich laut Stannard fortsetzen - egal, worauf sich die G7-Vertreter in Washington einigen. "Ein Paket wird vielleicht kurz für Erleichterung sorgen, aber selbst wenn sich die G7 auf etwas einigen, dann müssen die Banken sich weiterhin entschulden", sagt er.
Kursinformationen
Name | Aktuell | % | abs. | ||
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JAPANISCHER YEN / EU.. | 0,0073 EUR | 0,00 % | 0,00 | ||
US DOLLAR / EURO (US.. | 0,7459 EUR | 0,00 % | 0,00 | ||
ISLÄNDISCHE KRONE / .. | 0,0040 EUR | 0,00 % | 0,00 |
Aus der FTD vom 10.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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3,43% | [158,52] |
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