FTD-SERIE Märkte in Aufruhr

Die Finanzkrise führt zu schweren Erschütterungen an den Börsen. Von New York aus greifen die Schockwellen nach Asien genauso aus wie nach Europa. FTD.de bündelt die Reaktionen an den Weltmärkten.


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Wegen Finanzkrise

Investoren fliehen in US-Staatspapiere

Die Angst vor einem Kollaps des Finanzsystems treibt Anleger in Staatsanleihen und Dollaranlagen. Geprügelt werden dagegen Rohstoffe, die so stark einbrachen wie seit 50 Jahren nicht mehr. Auch Gold wird seinem Ruf als sicherer Hafen nicht gerecht.

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Im Zuge der Kreditkrise fliehen die Investoren aus Aktien und legen ihr Kapital in US-Staatsanleihen an. Die Treasury-Kurse legten den vierten Tag in Folge zu. Die Rendite auf zweijährige US-Papiere fiel um neun Basispunkte auf 1,5 Prozent. Das ist der tiefste Stand seit dem 18. September - als die Investmentbank Lehman Brothers zusammenbrach. Die Rendite von zehnjährigen amerikanischen Staatsanleihen fiel um acht Basispunkte auf 3,52 Prozent. Bei Anleihen fallen die Renditen, wenn die Kurse steigen.

Auch in Europa und Japan sind Bonds gesucht. Die Rendite zweijähriger Staatsanleihen fiel bis um 16 Basispunkte auf 3,12 Prozent. Die Renditedifferenz zwischen zwei- und zehnjährigen Anleihen ging auf den tiefsten Stand seit März zurück. Das ist ein Anzeichen dafür, dass die Anleger kurzfristige Papiere bevorzugen.

Gewinner auf dem Devisenmarkt sind der Dollar und der Yen. Gegenüber dem Euro kletterte der Greenback auf den höchsten Stand seit 13 Monaten. Die Gemeinschaftswährung notierte am Montag im Tief bei 1,3543 $. Als einzige Währung konnte sich nur der Yen gegenüber dem Dollar behaupten. Nach sieben Jahren, in denen die japanische Valuta als Finanzierungswährung für sogenannten Carry-Trades fungierte, setzt nun eine Gegenbewegung ein. Bei Carry-Trades verschulden sich Anleger in Niedrigzinswähungen wie dem Yen und legen ihr Kapital höher rentierlich im Ausland an. Davon profitierte beispielsweise der neuseeländische Dollar.

Größter Preiseinbruch bei Rohstoffen seit 50 Jahren

Rohstoffe werden derzeit dagegen nicht als sicherer Hafen wahrgenommen. Der Grund: Investoren lösen Positionen auf, um ihre Kapitalreserven zu erhöhen. Gleichzeitig sinkt im Zuge des weltweiten wirtschaftlichen Abschwungs die Nachfrage nach Öl, Industriemetallen und Agrarrohstoffen. Das spiegelt sich in den Kursen wider: Seit dem 3. Juli fiel der Reuters-Jefferies-CRB-Index, der den Wert von 19 Rohstoffen zusammenfasst, um 43 Prozent.

Auf Wochensicht brach der Index so stark wie seit 50 Jahren nicht mehr ein. Kommt es nicht zu einer Trendumkehr, wäre das der größte Jahresverlust seit 2001. "Die Tage der stetig steigenden Rohstoffpreise sind vorüber. Ein großer Teil der Preisanstiege war spekulativ getrieben. Nun greift Angst um sich", sagte Chris Rupkey, Chefvolkswirt Finanzen bei Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ.

Eine wichtige Rolle dabei spielt das Engagement der Banken. Nach Wertberichtigungen in Milliardenhöhe schränken Finanzinstitute ihren Rohstoffhandel ein. Die Schweizer Bank UBS beispielsweise, die 2002 noch die Handelsabteilung des texanischen Pleiteunternehmens Enron gekauft hatte, kündigte an, ihre Aktivitäten deutlich zurechtzustutzen. Auch Morgan Stanley, im physischen Ölhandel ein wichtiger Marktteilnehmer, stand zuletzt unter genauer Beobachtung und musste, so heißt es informierten Kreisen, die Volumina zurückfahren.

Negative Stimmung bei Öl und Gold

Die Stimmung am Ölmarkt bleibt negativ. Der Preis für US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel am Montag erstmals seit Februar unter die Marke von 90 $. "Die Verabschiedung des Rettungspaketes durch den US-Kongress hatte somit keine positiven Auswirkungen auf den Ölpreis. Die am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten zeigten den schärftsten Beschäftigungabbau seit fünfeinhalb Jahren und verstärkten damit Ängste vor einem weiteren Nachfragerückgang im weltweit größten Ölverbrauchsland", sagte Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank.

Das US-Energieministerium revidierte die Ölnachfrage für Juli um 3,7 Prozent auf 19,4 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag nach unten. Damit lag die sie um 6,4 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Gleichzeitig war es der niedrigste Juli-Wert seit elf Jahren.

Die Aufwertung des Dollar wiederum drückt auch den Goldpreis. Am Montag notierte das gelbe Edelmetall nur unweit des am Freitag verzeichneten Zweiwochentiefs von 820 $ je Feinunze (31,1 Gramm). Seit Anfang vergangener Woche verbilligte sich das Edelmetall um rund zehn Prozent. "Die Umschichtung aus allen liquiden Risikoinvestments in kurzlaufende Dollaranlagen veranlasst offensichtlich Finanzinvestoren dazu, auch ihre Goldinvestments aufzulösen", sagte Commerzbank-Analyst Weinberg.

So berichtet der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, per Freitag von einem Rückgang seiner Goldbestände um 15 Tonnen auf 740 Tonnen. Die spekulativen Anleger reduzierten ihre Netto-Long-Positionen an der New Yorker Metallbörse COMEX in der Woche zum 30. September um 3.000 auf 117.800 Kontrakte.

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FTD.de, 06.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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