Chinas umkämpfte Autobranche steht vor einer Serie von Zusammenschlüssen. Rund 100 Anbieter buhlen in der Volksrepublik um Kunden - die meisten kennt man im Ausland nicht.
Angesichts rückläufiger Absatzzahlen und schrumpfender Margen hat ein ranghoher Verwaltungsbeamter erstmals die Notwendigkeit von Fusionen eingeräumt. "Einige schwache Marken und weniger wettbewerbsfähige Anbieter werden im kommenden Jahr aus dem Markt gedrängt", sagte Cheng Xiaodong, Leiter der Fahrzeugabteilung der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission am Donnerstag der Nachrichtenagentur Bloomberg. Lokale Anbieter würden dabei zuerst verschwinden.
Experten hatten schon seit längerer Zeit Fusionen und Übernahmen angemahnt. In der Volksrepublik buhlen zwischen 50 und 100 Anbieter um die Kunden - je nachdem ob man nur Personenfahrzeuge oder auch kleinere Nutzfahrzeuge mitzählt. Die Liste der im Ausland nahezu unbekannten Hersteller reicht von Aux Auto bis Zhongxing Automobile. Im internationalen Vergleich erscheint die Fülle von Herstellern heute ungewöhnlich. Doch in den frühen Tagen der Motorisierung standen auch in Deutschland, Großbritannien, Frankreich oder den USA eine Vielzahl von Anbietern und Marken im Wettbewerb. Schrittweise entstanden die wenigen Großkonzerne, die heute noch am Markt sind.
Der Druck auf die Margen wird in den kommenden Monaten weiter zunehmen. "Chinesische Autobauer hinken hinsichtlich ihrer Profitabilität hinter einer Reihe von Rivalen in Asien her", sagte Wang Mingcun, Autoanalyst bei Tianxiang Consulting. Das gelte vor allem im Vergleich zu Anbietern aus Japan. Nach Monaten eines deutlich zweistelligen Wachstums ist der Fahrzeugabsatz in der Volksrepublik im September den zweiten Monat in Folge geschrumpft. Um 2,7 Prozent blieben die Verkäufe hinter jenen des Vorjahres zurück. Ende September hätten 170.000 Neuwagen auf Halde gestanden, sagte Cheng, das sei der höchste Stand seit vier Jahren.
Zwar ist China dank seines weitgehend abgeschotteten Kapitalmarkts nicht direkt von der globalen Finanzkrise betroffen. Doch die Chinesen sorgen sich vor den Auswirkungen einer Rezession in Europa und den USA, die vor allem die Exportwirtschaft hart treffen dürfte. Zusätzlich haben zuletzt hohe Inflationsraten die Käufer verunsichert.
Wegen des Absatzeinbruchs in den Heimatmärkten bauen Anbieter wie General Motors oder Toyota ihre Investitionen in China weiter aus. Chinesen bevorzugen ausländische Modelle. Diese gelten als hochwertig und taugen besser zum Statussymbol. Chery, der größte chinesische Anbieter ohne ausländischen Partner, ist in den Verkaufsrankings aktuell um zwei Plätze auf den sechsten Rang abgerutscht.
Vorsichtige Versuche zur Konsolidierung haben die chinesischen Autobauer bereits unternommen. Im vergangenen Jahr hat SAIC den Wettbewerber Nanjing Automobile übernommen. Dagegen suchen Jiangxi Changhe Automobile und Hafei Automobile Medienberichten zufolge bereits seit Jahren nach passenden Partnern.
Immer wieder kamen in den vergangenen Monaten auch Gerüchte über mögliche Fusionen auf. So wurden Guangzhou Automobile und Beijing Automotive Industry unabhängig voneinander als Partner für Hunan Changfeng Motor kolportiert, einen Hersteller von Geländewagen. Volkswagen-Partner FAW soll Gespräche mit dem Hersteller Brilliance geführt haben; Brilliance dementierte.
Analysten erwarten, dass den Autobauern ein schmerzhafter Prozess bevorsteht. Wegen der Interessen der regionalen Regierungen, die häufig Anteile an den Konzernen halten oder sie ganz kontrollieren, werden die Übernahmegespräche schwierig werden. Ein eigener Autohersteller ist für die Regionen prestigeträchtig.
Die Regierung in Peking setzt hingegen darauf, in den kommenden Jahren einige wenige große Anbieter zu formen, die auch international erfolgreich sein sollen. Diese Strategie verfolgt die Regierung auch in anderen Branchen. So hat sie in den vergangenen Monaten versucht, mit Hilfe von Regulierungen des Energiesektors, der Stahlwirtschaft oder der Luftfahrt kleinere, margenschwache Anbieter aus dem Markt zu drängen oder zu Zusammenschlüssen zu zwingen.
Aus der FTD vom 17.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AFP
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