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  Do 25.12.2008 | 02:15 Uhr
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Gentechnik bei Backwaren

Freilandversuch mit gv-Weizen: Gentechnik im Brot?


Ende November 2006 wurde auf einer kleinen Fläche in Gatersleben (Sachsen-Anhalt) gentechnisch veränderter Weizen ausgesät - ein Versuch, weit entfernt von jeder kommerziellen Anwendung. Schon sind überall Befürchtungen zu hören, die "Reinheit von Brot und Backwaren" sei in Gefahr. Doch bisher wird weltweit kein gv-Getreide angebaut. Wirklich "gentechnik-frei" sind Brot und Backwaren allerdings schon lange nicht mehr.

Es ist nicht das erste Mal, dass in Deutschland Freilandversuche mit gentechnisch verändertem WeizenWeizen durchgeführt werden. Schon 2003/04 sollte Weizen mit einer gentechnisch vermittelten Resistenz gegen PilzkrankheitenResistenz gegen Pilzkrankheiten (Fusarien) getestet werden. Nach Zerstörungsaktionen durch Gentechnik-Gegner wurden die Versuche jedoch abgebrochen. Nun soll gv-Weizen erprobt werden, der infolge eingeführter Gene aus Gerste und Ackerbohne einen höheren Proteingehalt in den Körnern aufweist. Wenn das Konzept funktioniert, verspricht man sich eine besser Futtermittelqualität.

Brot: Ganz ohne Gentechnik? Brot wird bisher nur aus konventionellem Mehl gebacken. Dennoch sind einige versteckte Anwendungen der Gentechnik möglich.

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Weizen: Weltweit noch keine gv-Sorten im Anbau. In Forschung und Pflanzenzüchtung werden gentechnische Verfahren jedoch immer wichtiger.

Entwickelt wurde der Weizen am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben. Der Versuch wurde vom zuständigen Bundesinstitut für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) für die Vegetationsperioden 2006 bis 2008 unter Auflagen genehmigt. So muss zu benachbarten Weizenfeldern vorsorglich ein Abstand von 120 Metern eingehalten werden, zu Vermehrungsflächen der in Gatersleben ansässigen Genbank sogar 500 Meter. Anders als etwa bei Mais sind AuskreuzungenAuskreuzungen bei Weizen äußerst unwahrscheinlich: Weizen Weizen ist Selbstbestäuber und befruchtet sich selbst noch bevor sich die Zwitterblüte öffnet.

Bäcker: "Gentechnik rückt näher"

Schon aus biologischen Gründen sind Beeinträchtigungen des normalen Weizenanbaus nahezu ausgeschlossen - zumal der Versuch in Gatersleben auf einem kleinen, zusätzlich durch Netze abgeschlossenen Feld stattfindet.

Gentechnisch veränderter Weizen wird weder in USA, noch in Europa oder einem anderen Land der Welt angebaut. Dennoch, so glaubt der Verband der Großbäckereien, "rückt damit die Gentechnik näher an das Backhandwerk heran." Von ihren Zuliefern verlangen die Großbäcker "Unbedenklichkeitsbescheinigungen", dass sie kein gv-Getreide verwenden.

Zwar hatte das Agro-Biotechunternehmen Monsanto Weizen mit gentechnisch vermittelten HerbizidresistenzHerbizidresistenz bis zur Anwendungsreife entwickelt und die Zulassung in den USA und Kanada beantragt. Doch Monsanto verzichtete auf die für 2002 geplante Markteinführung, da die nordamerikanischen Farmer um die Absatzmärkte in Europa und Asien fürchteten.

Kein Anbau, aber intensive Forschung.

Doch mit dieser Entscheidung wurde die Forschung an gv-Weizen nicht eingestellt. Im Gegenteil: Gentechnische Verfahren eröffnen neue Möglichkeiten in der Weizenzüchtung.

  • In der EU sind bis Ende 2006 insgesamt 31 Freisetzungsversuche mit gentechnisch verändertem Weizen genehmigt worden.

  • Wichtige Forschungsziele sind bessere Resistenzen gegen Pflanzenkrankheiten, die durch Pilze (Fusarien) oder Viren ausgelöst werden. Gerade bei diesen Zielen sind die Möglichkeiten der klassischen Züchtung und des biologischen Pflanzenschutzes begrenzt. Fusarien-Pilze können Weizenprodukte mit giftigen Substanzen belasten.

  • Gearbeitet wird auch daran, durch neue oder veränderte Gene zu Weizensorten zu kommen, die Trockenheiten besser überstehen oder weniger Wasser benötigen. Höhere Erträge sind ebenfalls ein wichtiges Ziel.

Bei Weizen, aber auch bei Roggen und Gerste wird es vorerst keinen kommerziellen Anbau von gv-Sorten geben. Über das Mehl bleiben Brot und Backwaren also "gentechnik-frei".

Backmischungen - Zutaten mit Gentechnik.

Viel weiter als beim Weizen sind gentechnische Anwendungen jedoch bei vielen Brot-Zutaten. Gerade in den fertig gelieferten BackmischungenBackmischungen, welche viele Bäcker für Brote, Brötchen und andere Backwaren verwenden, sind schon jetzt einige Bestandteile enthalten, bei denen die Gentechnik beteiligt gewesen sein könnte.

  • SojamehlSojamehl und SojalecithinSojalecithin sind wegen ihrer günstigen technologischen Eigenschaften häufig in Backmischungen enthalten. Der Rohstoff Soja stammt in der Regel zu einem bestimmten Anteil aus gentechnisch veränderten Pflanzen. Brot und Backwaren, die gv-Sojamehl enthalten, müssen grundsätzlich gekennzeichnet werden.
  • Auch Verarbeitungsprodukte aus StärkeStärke wie GlukoseGlukose oder  MaltodextrineMaltodextrine können in Backmischungen enthalten sein. 
  • Enzyme werden inzwischen häufig mit Hilfe gentechnisch veränderten Mikroorganismen gewonnen. Verschiedene Backenzyme dienen zur Produktverbesserung und als Verarbeitungshilfe. Ein Beispiel hierfür ist die AmylaseAmylase, die Stärke aufspaltet und in Backmischungen u.a. für eine bessere Wirksamkeit von Hefe sorgt.
  • Ascorbinsäure oder Vitamin C,Ascorbinsäure oder Vitamin C, eingesetzt als Mehlbehandlungsmittel, kann ebenfalls mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt werden.
  • Trotz verschiedener Entwicklungsprojekte wird gentechnisch veränderte BäckerhefeBäckerhefe bisher nicht kommerziell eingesetzt. Zwar ist vor einigen Jahren eine Bäckerhefe in Großbritannien praktisch erprobt worden, bei der gentechnisch die Bildung von Kohlendioxid gesteigert wurde, wodurch der Teig schneller "geht". Diese hat sich jedoch in der Bäckereipraxis nicht etablieren können.
  • Die eingesetzte Backhefe wird auf Nährstoffen vermehrt, die aus gentechnisch veränderten Pflanzen hergestellt sein können, so z.B. StärkeStärke aus gv-Mais.

Fazit: Das Brot ist also längst nicht mehr "gentechnikfrei", aber Weizenmehl als wichtigste Zutat kommt vorerst noch aus "traditionellen" Sorten.

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27. Februar 2008 [nach oben springen]

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