Clemens II.                                     Papst (24.XII.1046-9.X.1047)
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um 1005/10-9.X.1047
                    bei Pesaro

Begraben: Bamberg Dom

Sohn des Grafen Konrad von Morsleben und Hornburg und der Amulrad, Tochter von Graf Erp

eigentlich Suitger, Graf von Morsleben und Hornburg
 

Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 2138
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Clemens II., Papst, am 25.12.1046 inthronisiert
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     + 9. Oktober 1047
      Kloster Tommaso am Aposella bei Pesaro

Begraben: Bamberg Dom

Zuvor Bischof von Bamberg, entstammte einem edelfreien sächsischen Geschlecht. Suidger wurde Domherr zu Halberstadt, 1035 Mitglied der königlichen Kapelle. König HEINRICHS III. ließ ihn 1040 zum Bischof von Bamberg wählen, geweiht wurde er am 28. Dezember 1040 von Erzbischof Bardo von Mainz. Nach Beseitigung des päpstlichen Schismas durch die Synode von Sutri nominierte HEINRICH III. ihn am 24. Dezember 1046 in Rom zum Papst. Am Weihnachtstag als Clemens II. inthronisiert, krönte er HEINRICH III. unmittelbar danach zum Kaiser. Die Art seiner Einsetzung rief bei den Reformern Kritik hervor, obwohl der Pontifikat des durchaus geistlich gesinnten königlichen Vertrauensmannes, der als Papst sein Bistum Bamberg beibehielt, mit der römischen Synode Anfang Januar 1047 die Besserung kirchlicher Zustände einleitete. Er starb auf einer Reise in die Marken. Den seit Ende des 11. Jh. geäußerten Verdacht Clemens II. sei vergiftet worden, konnte eine neuere toxikologische Untersuchung nicht entkräften. Sein Grabmal ist eine bedeutendes Werk der Sepulkralplastik des 13. Jh. und das einzige Papstgrab nördlich der Alpen.

Quellen:
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GP III, 3, 1935, 352 - E. Frhr. v. Guttenberg, Die Reg. der Bf.e und des Domkapitels von Bamberg, 1963, 99-108, Nr. 218-242

Literatur:
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NBD III, 281f. - P. Kehr, Vier Kapitel aus der Gesch. Ks. Heinrichs III. (AAB, Phil.-Hist. Kl. 1930, Nr. 3, 1931), 50-52 - E. Frhr. v. Guttenberg, Das Bm. Bamberg I (GS II, I,1, 1937), 96-98 - W. Specht, Der Tod des Papstes C. II. Eine chemisch-toxikolog. Stud., JbffL 19, 1959, 261-264 - K. Hauck, Zum Tode Papst C.' I., ebd., 265-274 - S. Müller-Christensen, Das Grab des Papstes C. II. im Dom zu Bamberg, 1960 - H. Beumann, Reformpäpste als Reichsbischöfe in der Zeit Heinrichs III. (Fschr. Fr. Hausmann, 1977), 21-37 - Frk. Lebensbilder 10, 1982 [R. Timmel - G. Zimmermann].


Althoff Gerd: Seite 290
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

                                                            P 3

Lü:     14.10.   Suuithgerus e...  ?+ 1047  Clemens II.

Wedekind merkt in seiner Edition an, dass vom Titel nur noch der erste Buchstabe zu lesen sei. Es scheint daher naheliegend, dass in der Handschrift episcopus stand, was sich auf Swidger von Bamberg beziehen müßte, der 1046 als Clemens II. zum Papst erhoben wurde, jedoch den Bamberger Bischofssitz behielt. Auch in der Fuldaer Totenannalen ist dem Eintrag Clemens papa der Name Suidger angefügt. Anderweitig ist als Todestag Clemens II. meist der 9., einige Male auch der 10. Oktober bezeugt; vgl. Steindorff, Jbb. Heinrichs III 2, S. 27 mit Anm. 3.
Eine Eintragung Clemens II. ins Lüneburger Necrolog wird dadurch verständlich, dass dieser Papst aus sächsischem Adel stammte - seine Mutter Amalrad war eine Schwester Erzbischof Walthards von Magdeburg - und Domherr in Halberstadt gewesen war, ehe er 1035 in die Hofkapelle KONRADS II. eintrat und 1040 zum Bischof von Bamberg erhoben wurde. Er ist daher, wie Leo IX. (P 1), dem Kreis der Reichsbischöfe zuzurechnen, die als Vertraute der frühen SALIER ins Lüneburger Necrolog aufgenommen wurden und damit die verbesserten Beziehungen der BILLUNGER zum Königtum - vor allem in der Regierungszeit KONRADS II. - signalisieren; s. dazu ausführlich oben S. 123.
Allg. vgl. NDB 3, S. 281 f.; Biogr. Wörterbuch 1, Sp. 469 und FW P 6 mit weiteren Hinweisen.


Kühner Hans: Seite 134
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"Lexikon der Päpste"

Der zweite deutsche Papst und erste von vier unter dem Einfluß des sogleich zum Kaiser gekrönten HEINRICHS III. eingesetzten deutschen Päpsten, die sich durch Charakter und Reformgeist auszeichneten, hielt eine Synode über das wesentlichste Problem ab, dem die Kirche sich gegenüber sah: die Symonie. Am 25. Dezember 1046 krönte er HEINRICH III. zum Kaiser und Agnes zur Kaiserin.

Mittermaier Karl: Seite 72-83
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"Die deutschen Päpste"

Suitger, Graf von Morsleben und Hornburg, entstammte einem sächsischen Adelsgeschlecht - ein jedenfalls tadelloser Leumund für seine kirchliche Karriere, die ohnehin ein guter Ruf begleitete. Ein frommer Mann soll er gewesen sein, vir laudabilis; auch schon seine Eltern: Vater Conrad und Mutter Amulrad, Schwester des Erzbischofs Walthard von Magdeburg. Der jüngere Bruder Conrad brachte es zum Magdeburger Domkanoniker. Die Familie der drei Brüder - der zweite Bruder hieß Adalbert - besaß Güter um Magdeburg und Halberstadt.
Suitger stieg als Domkanoniker am Halberstädter St. Stephansstift alsbald zum Kaplan des Erzbischofs Hermann von Hamburg-Bremen auf und gelangte in den näheren Umkreis des Königs. Schon um das Jahr 1035 dürfte er in die königliche Kapelle aufgenommen worden sein, womit ihm ein Bistum zustand. HEINRICH III. ernannte Suitger 1040 zum Bischof von Bamberg, wohl als Dank für erwiesene Dienste und in der Erwartung, in Suitger einen treuen Diener in der Diözese Bamberg zu wissen. Am 28. Dezember des Jahres 1040 wurde er vom Mainzer Metropoliten unter allgemeinem Beifall und zur Freude und Genugtuung vieler Bamberger in Anwesenheit einer erlauchten Versammlung, der auch der König angehörte, und namhafter Vertreter aus Kirche und Politik feierlich ordiniert. Bischof Suitger ging als ehrgeiziger Mann an seine Aufgaben. Er, dem gewiß auch die elterlichen Beziehungen mit seinem bemerkenswerten Aufstieg nicht im Wege gestanden waren, zeigte durch die Gründung eines Benediktinerklosters monastische Reformbestrebungen, die zu dieser Zeit von Gorze-Trier ausgingen. Es fällt auf, dass während des Wirkens Suitgers die Bamberger Kirche merklich an Besitz verlor. HEINRICH III., sichtlich bemüht, den ihm angenehmen und untertanen Suitger nach Bamberg zu schicken, entzog dem Bamberger Stift seine Besitzungen, wie Forckheim und Fürth.
Offiziell nominierte, nachdem Adalbert von Bremen und Abt Odilo von Cluny abgelehnt hatten, am 24. Dezember des Jahres 1046 die in St. Peter tagende Synode Bischof Suitger zum Papst. Auch er soll bis zu diesem Tag lange gezögert haben.
Der zentrale Einsatz des neuen Papstes galt der Beseitigung der Simonie. Dazu berief er am 5. Januar 1047 eine Synode ein. Um von den römischen Parteien materiell unabhängig zu bleiben, behielt er auch als Papst das Bistum Bamberg.
In der Nähe von Pesaro, im Kloster Badia di S. Tommaso in Foglia, legte er sich zum Sterben nieder. Jetzt, in den letzten Tagen seines Lebens, suchte er die notwendigsten, noch ausstehenden Pflichten zu erfüllen. Er bestätigte eine Klostergründung und verlieh an den Erzbischof von Trier das Pallium. Dies geschah am 1. Oktober 1047, acht Tage später starb der Papst, der in der Geschichte der Päpste als ein überaus frommer, sittlich ernster, gelehrter würdiger Mann, aber auch als ein Papst, der nicht die Stärke besesen habe, um den Plänen Kaiser HEINRICHS III., die Kirche der weltlichen Macht unterzuordnen, mit Energie zu widerstehen.
Der Chronist Lupus Protospatarius aus Apulien berichtete beim unerwarteten Tod des Papstes von einem Giftmord, durchgeführt unter der Anleitung des zutiefst enttäuschten und feindlich gesinnten Ex-Papstes Benedikt IX., der mit Mißfallen die Entwicklung des Papsttums betrachtet hatte und auf dessen Einwirkung es in Rom wieder zu Unruhen kam.

Finckenstein, Albrecht Graf Finck von: Seite 165-167
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"Bischof und Reich. Untersuchungen zum Integrationsprozeß des ottonisch-frühsalischen Reiches (919-1056)"

Wahrscheinlich anlässlich der Anwesenheit HEINRICHS III. in Bamberg Anfang September 1040 wurde der generali piorum omnium electione gewählte Kapellan Suidger zum Bischof von Bamberg ernannt und am 28. Dezember desselben Jahres in Münster von Erzbischof Bardo geweiht.
Suidger (1040-1047), mit dem auf den Franken Eberhard ein Sachse auf dem Bamberger Bischofsthrone folgte, entstammte einer adligen Familie, deren Besitzungen im Gebiet um Magdeburg und Halberstadt lagen. Seine Mutter Amulrad war eine Schwester Erzbischof Walthards von Magdeburg, sein Bruder Conrad Kanoniker zu St. Moritz ebendort. Suidger selbst war aus dem Halberstädter Domkapitel hervorgegangen und war seinem Stiftbruder Hermann 1032 nach dessen Ernennung zum Erzbischof von Hamburg-Bremen als Kapellan nach Bremen gefolgt. Aus dem Dienst Hermanns ist er, wahrscheinlich nach dessen Tod 1035, von KONRAD II. in die Hofkapelle übernommen worden, in der er dann zusammen mit Adalbert, dem späteren Erzbischof von Hamburg-Bremen, tätig war, der einst mit ihm Erzbischof Hermann von Halberstadt nach Bremen gefolgt war. In der Kapelle hatte Suidger zu jener Gruppe von Kapellänen gehört, die als Anhänger oder Förderer der Reform HEINRICHS III. besonders nahe gestanden haben. Als Intervenient in Königsurkunden begegnet Suidger als Bischof indessen nicht, obwohl er den König mehrfach in Bamberg im Zusammenhang mit einem Gütertausch zwischen der Abtei Stablo und dem Bistum Bamberg nachweisbar ist.
Im Mai 1042 weilte Suidger bei seinem Amtsbruder Brun in Würzburg, dem er bei der Weihe einer Klosterkirche zu Ehren des heiligen Burkhard assistierte. Zu einem unbekannten Zeitpunkt hat er in der Diözese Würzburg in Obertheres eine eigene Klostergründung den heiligen Veit und Stephan geweiht und damit eine dauernde Verbindung mit Sachsen hergestellt: Stephan war Patron der Halberstädter Domkirche, dessen Stift Suidger angehört hatte, Veit der Patron Sachsens. Im Reichsdienst hat der Bischof dann 1046/47 HEINRICH III. nach Italien begleitet, wo seine Teilnahme an den Synoden zu Pavia, Sutri und Rom entweder nachweisbar oder erschließbar ist, die zur Ordnung der kirchlichen Verhältnisse Italiens einberufen worden war. Nach dem Verzicht bzw. der Absetzung der Päpste Sylvester III. und Gregor VI. in Sutri sowie Benedikt IX. in Rom und nachdem, wie Adam von Bremen überliefert, Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen auf die ihm angebotene Wahl verzichtet und an seiner Stelle Suidger vorgeschlagen hatte, erhob der Kaiser am 24.12.1046: omnium, tam Romanorum quam aliorum assensu Suidgerum episcopum... minium reluctantem, Romanae aecclesiae...pontificium. Am folgenden Tage fand die Inthronisation im Petersdom statt. Suidger nahm den Papstnamen Clemens II. an und krönte HEINRICH III. zum Kaiser.
Zwar gab Desiderius von Montecassino zu, dass Suidger gewählt wurde, canonica quia in Roma Ecclesia non tunc talis reperta persona digne posset ad tanti honorum sufficere sacerdotu, jedoch bezeichnete die Chronica monasterii Casinensis seine Wahl als necessaria potius quam und Bonizo von Sutri tadelte es als Verstoß gegen das kanonische Recht, dass Clemens römischer Papst wurde, obwohl er nicht in Rom zum Priester oder Diakon geweiht worden war. Der kanonisch ebenso anfechtbare Umstand, dass Papst Clemens II. nach seiner Ernennung zum Bischof von Rom sein Bistum Bamberg behielt, fand indessen keine Kritik. Paul Kehr hat in dieser Verbindung zwischen einem deutschen Reichsbistum und dem römischen Pontifikat den Versuch HEINRICHS III. gesehen, die Römische Kirche in das System der deutschen Reichskirche einzubeziehen. Dagegen steht die heute herrschende und von G. Tellenbach begründete Auffassung, dass die Verfügung über das Bistum Bamberg Clemens II. in Rom die notwendige Unabhängigkeit bei seinen Reformbestrebungen verleihen sollte ohne die Absicht, ihn in der Abhängigkeit eines Reichsbischofs zu erhalten.
Dem besonderen Schutz des Bistums, seiner dulcissima spoansa, galt dann die Urkunde des Papstes vom 24.9.1047. Auch seine Klostergründung in Obertheres nahm er noch in den apostolischen Schutz.
Vielleicht war es auch ein Ausdruck des besonderen Vertrauens zwischen Clemens II. und Adalbert von Hamburg-Bremen, deren Leben ja zeitweise gemeinsame Stationen durchlaufen hatte, wenn zu den Amtshandlungen, zu denen Suidger in seinem kurzen Pontifikat noch Zeit blieb, jene Urkunde gehört, mit der er dem Erzbischof alle früheren Privilegien und Besitzungen, die Oberhoheit über die Bischöfe der Schweden und Dänen und die Unabhängigkeit vom Erzbistum Köln bestätigte.
Clemens II. starb am 9. Oktober 1047 im Kloster St. Thomas in Foglia bei Pesaro, von wo sein Leichnam nach Deutschland überführt und in seiner Bischofskirche in Bamberg beigesetzt wurde.
 
 
 

Literatur:
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 308,310,334 - Cawthorne Nigel: Das Sexleben der Päpste. Die Skandalchronik des Vatikans. Benedikt Taschen Verlag 1999 Seite 94 - Finckenstein, Albrecht Graf Finck von: Bischof und Reich. Untersuchungen zum Integrationsprozeß des ottonisch-frühsalischen Reiches (919-1056), Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1989 Seite 165-167 -
Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998 Seite 87,90,123 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 674,682,686 - Herrmann, Klaus-Jürgen: Das Tuskulanerpapsttum (1012-1046), Anton Hiersemann Stuttgart 1973 Seite 43,88,99,157,158,159,160,161 - Mittermaier Karl: Die deutschen Päpste. Gregor V. Clemens II. Damasus II. Leo IX. Viktor II. Stephan IX. Hadrian VI., Verlag Styria Graz Wien Köln 1991 Seite 72-83 -