Damasus II.                                    Papst (17.VII.1048-9.VIII.1048)
----------------                                  Bischof von Brixen (1039-1048)
    -9.VIII.1048
     Palestrina

Begraben: Rom S. Lorenzo fuori le mura

Sohn des Grafen Poppo II. von Rott aus der Familie der PILGRIMIDEN (Prinz Isenburg, W. Wegener)
Nach J.P.J. Gewin Sohn des Vogtes Chuno von Kloster Benediktbeuren C. 19.

eigentlich Poppo Bischof von Brixen
 

Lexikon des Mittelalters: Band III Seite 470
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Damasus II.(Poppo), Papst seit 17. Juli 1048
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     + 9. August 1048
      Palestrina

Begraben: Rom S. Lorenzo fuori le mura

Stammte wohl aus bayerischem Adel, 1039 zum Bischof von Brixen erhoben. Er wird mehrfach in der Umgebung König HEINRICHS III. genannt und beteiligte sich auch an dessen Romzug, der mit der Synode von Sutri (Dezember 1046) und Rom (Januar 1047) die Ära des Reformpapsttums einleitete. Nach dem raschen Tod des damals eingesetzten Papstes Clemens bestimmte der Kaiser an Weihnachten 1047 in Pöhlde Poppo gegenüber einer römischen Gesandtschaft zum Nachfolger. Auf dem Weg nach Rom, wo der abgesetzte Benedikt IX. wieder zur Herrschaft gelangt war, mußte er im Frühjahr 1048 zunächst umkehren; erst als HEINRICH III. dem Markgrafen Bonifaz von Tuszien zu wirksamer Unterstützung angehalten hatte, gelang es im Juli, den Gegen-Papst zu verdrängen und Poppo in Rom unter dem Namen Damasus II. zu inthronisieren. Er behielt offenbar das Bistum Brixen bei, starb aber bereits nach 23 Tagen, vermutlich an Malaria. Über seine knappe Amtsführung ist nichts überliefert.

Quellen:
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Jaffe I, 528 - LP II, 274

Literatur:
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DHGE XIV, 53f - NDB III, 498 - E. Steindorff, JDG H III., 1874-1881 [Nachdr. 1963] - K. Guggenberger, Die dt. Päpste, 1916, 38-40 - P. Kehr, Vier Kapitel aus der Gesch. Heinrichs III. (AAB, Phil.-Hist. Kl. 1930, Nr. 3, 1931) - A. Sparber, Die Brixener Fürstbischöfe im MA, 1968, 45-47 - H. H. Anton, Bonifaz von Canossa, Mgf. v. Tuszien, und die Italienpolitik der frühen Salier, HZ 214, 1972, 529-556 - H. Beumann, Reformpäpste als Reichsbischöfe in der Zeit Heinrichs III. (Fschr. Fr. Hausmann, 1977), 21-37.


GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE
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Wegener Dr. Wilhelm: Seite 132
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13. POPPO
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+ 1048 9/8, 1039 Bischof von Brixen, 1047 25/12 Papst unter dem Namen Damasus II. F.P. trägt einen typischen Namen der Familie, unter ihm erlangt die Familie die Grafschaft, in der Brixen liegt; er war, als er Bischof wurde, der damaligen Übung entsprechend, ein junger Mann und steht so genealogisch genau in der Reihe mit 12.


HERKUNFT UND GESCHICHTE FÜHRENDER BAYERISCH-ÖSTERREICHISCHER GESCHLECHTER IM HOCHMITTELALTER

Gewin Dr. J.P.J.: Seite 63
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28. POPPO
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Bischof von Brixen 1039-1047, empfing am 17. Juli 1048 unter dem NamenDamasus II. die Weihung als Papst,
+ am 9. August 1048: Gisebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit Bd. II. Seite 437-440.  (+) 1050-c. 1065: erw. A. t. I. nr. 115.



Finckenstein, Albrecht Graf Finck von: Seite 145
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"Bischof und Reich. Untersuchungen zum Integrationsprozeß des ottonisch-frühsalischen Reiches (919-1056)"

Nachfolger Hartwigs wurde wohl noch 1039 Poppo (1039-1048) natione Noricus, qui alio vocabulo Bayuuarius dicitur. Über seinen Werdegang und seine genealogische Verbindungen wissen wir nichts. Erster urkundlicher Nachweis ist eine Bestätigung der Besitzungen des Bistums vom 18. Januar 1040 auf dem Fürstentag zu Augsburg, die der König damals noch durch weitere Schenkungen vermehrte. Poppo, der wiederholt im Reichsdienst begegnet, so auf dem Zug HEINRICHS III. gegen Ungarn 1043 und dem Romzug im Herbst 1046, hat auch an den Reichssynoden zu Pavia, Sutri und Rom 1046/47 teilgenommen, auf die er entscheidenden Einfluß nahm. Nach dem Tode Clemens II. wurde er von HEINRICH III. gegen Benedikt IX. zum Papst bestimmt, doch starb er bereits wenige Monate nach seiner Wahl und wenige Wochen nach seiner Weihe (als Papst Damasus II. am 17.7.1048) am 9. August 1048. Sein aus den königlichen Schenkungen und besonders aus seiner Erhebung zum Papst ersichtliche vertrauensvolle Beziehung zu HEINRICH III., die in seiner Wirksamkeit im Reichs- und Reichskirchendienst ihren Niederschlag fand, ist in ihren Voraussetzungen nicht durchschaubar.
Die Annahme, dass Poppo schon vor seiner Promotion in enger Verbindung zum Hof KONRADS II. und HEINRICHS III. stand, ist zwar nicht auszuschließen, findet in den Quellen jedoch keinen direkten Anhalt. Die Ansicht in der neueren Forschung, dass er wie sein Vorgänger Clemens II. und sein Nachfolger Leo IX. auch als Papst sein früheres Bistum beibehielt, ist nicht sicher zu entscheiden. Dafür spricht, dass ein Nachfolger in Brixen erst 1049 erhoben wurde und er selbst auch nach seiner Ernennung zum Papst am 25. Dezember 1047 noch am 25. Januar 1048 in Pöhlde urkundlich als Bischof von Brixen auftritt. Da indessen die Papstweihe erst im Juli 1048 erfolgte, könnte er sich selbst erst danach als Papst betrachtet und demgemäß vorher noch als Bischof von Brixen gehandelt haben.

Kühner Hans: Seite 135
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"Lexikon der Päpste"

Es ist denkbar, dass Benedikt IX., der nach dem Tode Clemens II. nach Rom zurückkehrte und sich während der relativ ausgedehnten Sedisvakanz noch einmal zum Gegen-Papst erhoben hat, den Papst, vor dem er fliehen mußte, hat vergiften lassen.

Mittermaier Karl: Seite 88-92
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"Die deutschen Päpste"

Nach dem Hinscheiden Clemens' bemächtigten sich wiederum die TUSKULANER mit Theophylaktus, alias Benedikt IX., seines Zeichens abgesetzter Papst, des obersten Kirchenamtes. Es ist anzunehmen, dass die Römer Benedikt durch eine Wahl erneut das Vertrauen aussprachen. Die Zeit verstrich, die Benedikt in Rom zu seinen Gunsten zu nutzen wußte, bis der Kaiser den Brixener Bischof, "seinen getreuen und geliebten Poppo", als den Mann seiner Wahl nannte und ihn als den neuen obersten Kirchenfürsten designierte. Bei dieser Entscheidung mag auch eine leichte Verlegenheit HEINRICHS ausschlaggebend gewesen sein.
Poppo trug den Beinamen "Baginarius", der auf seine bayerische Herkunft verweisen dürfte. Es ist anzunehmen, dass Poppo aus der Gegend von Brixen gestammt haben könnte und adeliger Herkunft war; auf jeden Fall stand er mit HEINRICH III. in gutem Einvernehmen, was nicht zuletzt die großzügigen Diplome HEINRICHS bezeugen, mit denen ihm ansehnliche Schenkungen gemacht wurden. Dafür spricht ferner, dass er den Kaiser wiederholt auf Reisen und Kriegszügen begleitete, wie 1043 nach Ungarn, als HEINRICH Ungarn dem Deutschen Reich unterwarf. Auch 1046 in Pavia, Sutri und Rom war Bischof Poppo dabei. Anfang Januar entschied sich der Kaiser für ihn als neuen Papst. Ende Januar 1048 brach der designierte Papst nach Rom auf, um sein Amt anzutreten. In der Stadt am Tiber erfreuten sich nur wenige bei seiner Ankunft. Wieder einmal zeigte sich, wie wenig Sympathie die Römer für einen deutschen Papst empfanden. Auch das Wirken Benedikts hatte seine deutlichen Spuren hinterlassen. Benedikt war es zudem gelungen, das Vertrauen des Markgrafen Bonifaz II. von Tuszien, der die Unabhängigkeit vom Deutschen Reich anstrebte, zu gewinnen. HEINRICH drohte ernsthaft und verlangte von Bonifaz, dass er Poppo mit aller Kraft unterstütze und ihn mit Heeresmacht nach Rom begleite, was er schließlich nach längerem Zögern auch tat. Inzwischen verstrichen die Monate, so dass Poppo erst am 16. Juli 1048 in Rom einziehen konnte, wo er am nächsten Tag zum Papst erhoben wurde. Er nannte sich Damasus II.
Damasus, so ist es mittelalterlichen Aufzeichnungen zu entnehmen, hielt selbst nicht viel vom Amt des kirchlichen Pontifex. Diesen Schriften zufolge mußte er nach seiner Ernennung mit Gewalt in seine Residenz geführt werden. Dies läßt auch verstehen, warum es bis zur Inthronisation zu einer mehrmonatigen Verzögerung kam, die sich nicht allein durch die Gegenposition Bonifaz' und Benedikts erklären läßt.
Der dritte deutsche Papst konnte nicht mehr in die Geschicke der römischen Kirche eingreifen. Bereits nach 23 Tagen verstarb er am 9. August. Er war schon einige Tage zuvor wegen der unerträglichen römischen Sommerhitze, Erholung suchend, nach Palestrina entflohen, wo er einem heimtückischen Fieber erlag, wie es zumeist hieß. Die Rede ging auch von einem gewaltsamen Tod in Form eines Gifttrankes, den seine unwürdiger Vorgänger Benedikt gemischt haben könnte. Auch andere Römer könnten an einem eiligen Dahinscheiden des Papstes interessiert gewesen sein. Die Todesursache blieb ungeklärt. In der römischen Kirche San Lorenzo fuori le Mura steht heute noch ein Sarkophag, der vom Grab Damasus' stammen soll.
 
 
 
 

Literatur:
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Cawthorne Nigel: Das Sexleben der Päpste. Die Skandalchronik des Vatikans. Benedikt Taschen Verlag 1999 Seite 94 - Finckenstein, Albrecht Graf Finck von: Bischof und Reich. Untersuchungen zum Integrationsprozeß des ottonisch-frühsalischen Reiches (919-1056), Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1989 Seite 145 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 139,146 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998 Seite 90,123 - Mittermaier Karl: Die deutschen Päpste. Gregor V. Clemens II. Damasus II. Leo IX. Viktor II. Stephan IX. Hadrian VI., Verlag Styria Graz Wien Köln 1991 Seite 88-92 - SCHWABEN UND ITALIEN IM HOCHMITTELALTER. Vorträge und Forschungen Band LII Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 Seite 115 -