Unter dem Agnelli-Erben John Elkann findet Fiat wieder zur alten Größe zurück. Der 32-Jährige tritt mit dem Einstieg bei Chrysler auch aus dem Schatten seines Großvaters, des Familienpatriarchen Gianni Agnelli.
John Elkann spielt nervös an seinem Blackberry, als er in der Familienresidenz in Turin sitzt. Es ist Donnerstagabend. Regelmäßig erhält der Agnelli-Erbe und bestimmende Fiat-Aktionär Textnachrichten von Fiat-Chef Sergio Marchionne. Der hat vor zwei Stunden den Vertrag über den Einstieg bei Chrysler unterschrieben. Doch ob US-Präsident Barack Obama die Ehe in der gewünschten Form bestätigt, ist unklar. Elkann wartet auf die Liveübertragung. Gegen 18 Uhr Turiner Zeit wird klar: Fiat darf Chrysler übernehmen.
Damit erfüllt sich ein lang gehegter Traum seines Großvaters, des langjährigen Familienpatriarchen Gianni Agnelli. Der träumte von einer Rückkehr des Konzerns in die USA, den Markt, den Fiat in den 80er-Jahren auf Raten verlassen musste. Einst war es Agnelli selbst, der über einen möglichen Kauf von Chrysler sprach. Später schloss er eine Partnerschaft mit dem Detroiter Konzern General Motors, in der Fiat die Rolle des Juniorpartners zuteilwurde. Letztendlich zog sich Fiat aber doch wieder zurück.
Nun sind die Italiener stolz darauf, dass Fiat vom US-Präsidenten als Retter gefeiert wurde. Politiker überschlagen sich mit Lobeshymnen. Fiat - so scheint es - eröffnet sich ein neues Kapitel. Und die Agnelli-Familie findet zurück ins Zentrum des italienischen Industriesystems.
Elkann tritt mit dem Chrysler-Deal aus dem Schatten seines Großvaters heraus. Bislang stand der 33-Jährige zumeist im Hintergrund.
Zum Kronprinzen wird Elkann, als sein Cousin Giovanni Alberto an Magenkrebs stirbt. Eigentlich soll sich Elkann damals langsam einarbeiten. Doch es kommt anders. Anderthalb Jahre nach dem Tod Gianni Agnellis im Jahr 2003 stirbt sein Onkel Umberto. Der damals 28-jährige Elkann wird Chef der Familienholding. Und das mitten in einer Krise, die Fiat an den Rand der Pleite bringt.
Doch der Erbe macht alles richtig. Er ruft Marchionne sowie Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo zusammen. Ihnen überträgt er die Führung. Marchionne trimmt Fiat auf Effizienz. Montezemolo repräsentiert. "Sie haben uns geglaubt, und sie glauben weiter an uns", sagt Montezemolo über Elkann und die Agnelli-Erben. Er weiß: Das ist der Schlüssel zum Erfolg.
Elkann nutzt den Freiraum, um das Agnelli-Reich neu zu organisieren. Die Erben halten Beteiligungen nicht nur an Fiat, sondern auch an Banken, Immobilien und dem Fußballklub Juventus Turin. Vor wenigen Monaten bündelt Elkann die Beteiligungen durch eine Fusion in der neuen Holding Exor. Es war ein lange geplanter Schritt. Analysten zufolge stärkt er Elkanns Einfluss.
Trotz der Euphorie und der Familientradition hat Elkann ein pragmatisches Verhältnis zu Fiat. Er arbeitet daran, die Investitionen der Agnellis breiter zu streuen. Und er schließt nicht aus, dass die Familie zu einem kleineren Aktionär werden könnte, wenn dadurch die Gruppe größer wird. Dass bei einer solchen Entscheidung Marchionne sein Vertrauen hat, darin besteht indes kein Zweifel.
Kursinformationen
Name | Aktuell | % | abs. | ||
---|---|---|---|---|---|
FIAT S.P.A. AZIONI N.. | 8,25 EUR | 12,40 % | 0,91 |
Aus der FTD vom 04.05.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters, FTD.de
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