Kenneth Lewis machte die Bank of America zum größten Geldhaus der Welt. Nach dem Kauf von Merrill Lynch wurde er zum "Banker des Jahres 2008" gewählt. Nun aber erscheint der Deal in neuem Licht - die Kritik wird immer lauter.
In der Rolle des Sündenbocks ist Kenneth Lewis inzwischen geübt. Einerlei ob vor Aktionären, Ausschüssen oder Fernsehkameras: So hart die Fragen und Vorwürfe auch sein mögen, der Chef der Bank of America (BoA) erträgt sie stets - nur mühsam, aber professionell. Er presst dann die Lippen zusammen, als müsse er sich zwingen, nicht zurückzugiften. Oder starrt zur Decke, als wolle er davonschweben. Nur einmal platzte der Frust aus dem 62-Jährigen heraus. "Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden", schmetterte er jüngst einer Kongressabgeordneten entgegen, die ihn mit grotesken Fragen zu Zinsen und Profiten genervt hatte.
Lewis, keine Frage, leidet unter seinem Reputationsverlust. Im Dezember wurde er zum "Banker des Jahres" gekürt und als Krisengewinner gefeiert. Vergangene Woche, kein halbes Jahr später, entzogen ihm die Aktionäre den Posten des Verwaltungsratsvorsitzenden. Lewis bleibt zwar Vorstandschef, seine Machtfülle allerdings schrumpft. Und nun auch noch das: Der Stresstest der Regierung hat laut Financial Times eine Kapitallücke von weiteren 10 Mrd. $ offengelegt, auch wenn die BoA das dementiert.
2001 stieg Lewis zum CEO des einstigen Provinzinstituts aus Charlotte auf. Durch eine Serie von Übernahmen baute er die Bank zu einem globalen Finanzsupermarkt aus - und zwischenzeitlich zum nach Börsenwert größten Geldhaus der Welt. "Ich will, dass die Leute rotsehen, wo immer sie sich umdrehen", sagte er in Anspielung auf die Farbe des Firmenlogos - zu einer Zeit, als die Bank of America noch keine einzige Filiale in Manhattan hatte.
Getrieben wurde er auf seinem Weg von einem Ehrgeiz, dessen vollen Umfang seine Mutter in einem Interview offenbarte. Schon als 22-Jähriger habe ihr Sohn nur ein Ziel gekannt, erzählte sie: Präsident der Bank zu werden. Da hatte er eben erst als Analyst beim Vorgängerinstitut NCNB angefangen.
In der legendären Nacht Mitte September 2008, als Lehman Brothers bankrottging und die Finanzwelt aus den Fugen geriet, sah der Aufsteiger seine große Chance gekommen: Durch die hastig beschlossene Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch wollte Lewis endgültig an der Wall Street ankommen, wo man ihn lange belächelt hatte.
Die Kritiker sagen nun, der Ehrgeiz könnte Lewis dazu gebracht haben, den Bogen zu überspannen. "Bei der Fusion wurden Fehler gemacht", sagt Rochdale-Securities-Analyst Richard Bove. An seinem positiven Urteil über Lewis ändert das freilich nichts: "Er ist einer der besten operativen Manager der Vereinigten Staaten."
Der schwerste Vorwurf gegen Lewis lautet, die hohen Verluste von Merrill nach der Übernahme zu lange verschwiegen zu haben. Zudem gibt es Hinweise, dass sich der Manager von der Regierung zu dem Deal hat nötigen lassen. Viele Aktionäre fühlen sich betrogen - und fordern Lewis' Abgang. Die Finanzwelt urteilt anders. "Ich würde mir wünschen, dass er bleibt", sagt Stuart Plesser, Analyst von Standard & Poor's: "Er ist der beste Mann für das Unternehmen."
Kursinformationen
Name | Aktuell | % | abs. | ||
---|---|---|---|---|---|
BANK OF AMERICA CORP.. | 13,51 USD | 6,46 % | 0,82 |
Aus der FTD vom 05.05.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP, FTD.de
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