Sepp Blatter übte harsche Kritik
Erster Ärger nach stimmungsvollem Beginn: FIFA-Präsident Sepp Blatter übte am Tag nach einer auch für ihn persönlich sehr bewegenden Eröffnungsfeier und einem aus seiner Sicht insgesamt "geglückten" Start des Confederations Cups unverblümte Kritik an den südafrikanischen Organisatoren.
Das am Sonntagabend beim zweiten Spiel nur zur Hälfte mit Zuschauern gefüllte Stadion in Rustenburg beim 5:0-Sieg von Europameister Spanien gegen Neuseeland verhagelte dem Chef des Fußball-Weltverbandes (FIFA) die gute Laune.
Bei einer gemeinsamen Sitzung der FIFA mit dem Nationalen Organisationskomitee (OK) sei das Thema umgehend erörtert worden, berichtete Blatter bei einer Pressekonferenz vor dem ersten Auftritt von Rekord-Weltmeister Brasilien gegen Ägypten in Bloemfontein. "Die Organisatoren müssen bei den Zuschauern mehr tun", sagte Blatter und forderte: "Bringt die armen Leute ins Stadion, auch die, die sich keine Karte leisten können." Auch das 45.000 Zuschauer fassende "Free State Stadium" war bei weitem nicht gefüllt.
Kritik am Beförderungssystem
Als spektakulären Vorgeschmack auf die WM-Endrunde im kommenden Jahr werteten derweil Kommentatoren und die Funktionäre am Kap die Eröffnungsfeier des Confed-Cups. "Da ist ein Traum wahr geworden", sagte OK-Chef Danny Jordaan, schränkte aber im Rundfunk zugleich ein: "Wir müssen noch einige wenige Dinge nachbessern." Dazu gehört neben den Zuschauerzahlen in erster Linie der Transport. Am Montag hagelte es empörte Anrufe bei Radiosendern, in denen Fans sich lautstark über ein chaotisches Park-and-Ride-System mit langen Wartezeiten, rüden Ordnern und schlechter Beschilderung beschwerten.
Dem Enthusiasmus der Mannschaften tat das jedoch keinen Abbruch. Viele der Spieler äußerten sich positiv über Land und Leute sowie vor allem deren Herzlichkeit. Dieser positiven Note schloss sich auch Blatter vorbehaltlos an: "Wir sind glücklich mit dem Start." Die bewegende Eröffnung in Johannesburg sei für ihn ein "großer Tag" gewesen. "Für mich war das nicht nur der Start des Confed-Cups", betonte Blatter mit Blick auf die WM in einem Jahr. FIFA und NOK hatten auf ihrer ersten Pressekonferenz nach den beiden ersten Spielen versucht, in erster Linie Optimismus zu verbreiten. "Für uns ist der erfolgreiche Auftakt ein Zeichen, mit dem wir der Welt erklären: Wir stehen bereit", sagte OK-Sprecher Rich Mkondo.
Nationalhymne-Light
Mit wenigen Ausnahmen sei alles gut gelaufen, auch die Eröffnungsshow sei von den Fans sehr gut aufgenommen worden. Mkondo: "Die ungläubigen Thomasse dieser Welt backen nun kleine Brötchen - auch wenn wir bei weitem nicht behaupten, dass alles perfekt war." Neben dem Transport sei etwa die Ausschilderung nicht immer so gewesen, wie man sich das vorgestellt habe, räumte er ein.
Auf Unverständnis bei der FIFA stieß dagegen die Kritik an der gekürzten Nationalhymne des Gastlandes. Die war bei der friedlichen Wende zum Ende der Apartheid in Südafrika eine mühsam errungene Kompromissformel, um alle Sprachen und Völker darin widerzuspiegeln. Jede einzelne Strophe ist daher auch heute noch eine Art Politikum.
Beim Eröffnungsspiel der Südafrikaner gegen den Irak war die Nationalhymne zum Erstaunen vieler mitsingender Fans jedoch plötzlich nach 90 Sekunden verstummt. "Wir haben das heute Morgen diskutiert: Das Band wurde uns so von der Mannschaft überreicht", sagte FIFA-Sprecher Nicholas Maingot. Es sei zudem nicht das erste Mal, dass eine Nationalhymne gekürzt worden sei, meinte Maingot.