DOSSIER
Der Streit ums Kopftuch
Die Kontroverse über das Tragen des Kopftuchs ist nicht nur in Deutschland allgegenwärtig. Auch in den Nachbarstaaten und in der islamischen Welt erhitzt das Thema zunehmend die Gemüter. Wir beleuchten die Aspekte, Hintergründe und gesellschaftlichen Realitäten der Kopftuchdebatte.
Historischer Hintergrund
Geschichte des Kopftuchs im Orient
Das Kopftuch wird im Westen oft als Symbol ewigen Rückschritts oder mangelnden Integrationswillens gedeutet - ein gängiges Klischee, hat sich doch die Rolle des "Hijab" im Laufe der Zeit immer wieder stark gewandelt, wie Sabine Enderwitz meint.
Die Debatte in Deutschland
Kopftuch-Verbote in den Bundesländern
Der Streit um das Tragen des Kopftuches an deutschen Schulen beschäftigt Bürger wie Gerichte gleichermaßen. Von einer einheitlichen gesetzlichen Praxis ist man heute jedoch noch weit entfernt, wie Sabine Rippberger berichtet.
Das Kopftuch in den Medien
In Medien und Öffentlichkeit wird das Kopftuch als Symbol für die Unterdrückung der muslimischen Frau wahrgenommen. Dabei hängt diese Darstellung oft mit stereotypen Sichtweisen zusammen, meint die Medienpädagogin Sabine Schiffer
Positionen
Kopftuch-Streit
Emel Abidin-Algan, Tochter des Gründers von Milli Görüs, trug selbst lange ein Kopftuch, bevor sie es ablegte. Allerdings befürwortet sie heute das Ende des staatlichen Verhüllungsverbots in der Türkei.
Kopftuch in Ägypten
Der ägyptische Kulturminister Farouk Hosni hatte jüngst erklärt, die zunehmende Zahl der Kopftuchträgerinnen in Ägypten sei ein Zeichen von Rückschrittlichkeit. Interview mit Nabil Abdel-Fattah über die Hintergründe des Kopftuchstreits
Kopftuchdebatte in Großbritannien
In der englischen Öffentlichkeit hält die Kontroverse um das Tragen des Schleiers an. Sind Schleier Instrumente der Unterdrückung oder Symbole der Freiheit? Es hängt davon ab, warum sie getragen werden, argumentiert David Shariatmadari.
Emel Abidin-Algan
Ihr Entschluss schlug hohe Wellen. Emel Abidin-Algan, Tochter des Gründers der islamischen Vereinigung Milli Görüs, legte nach über dreißig Jahren ihr Kopftuch ab. Die 45-jährige Mutter von sechs Kindern sprach mit Ariana Mirza über ihre Beweggründe.
Raida Chbib
Ist die deutsche Gesellschaft bereit für die Integration der Muslime? Raida Chbib, Doktorandin und Referentin für politische Bildung am Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e.V. in Köln, bezweifelt dies und fordert die Politiker zum Umdenken auf.
Muhammad Djabir al-Ansari
Die Frage des Kopftuchs ist für die Entwicklung der islamischen Gemeinschaft nicht entscheidend. Deshalb sollte ihr keine Priorität zugemessen werden, schreibt der in Bahrain ansässige Publizist Muhammad Djabir al-Ansari.
Kopftuchdebatte Pro und Kontra
Kopftuchverbote an europäischen Schulen und öffentlichen Ämtern haben einen Sturm von Protesten unter Muslimen in Frankreich und in der islamischen Welt ausgelöst. Qantara.de hat sich mit mehreren muslimischen Intellektuellen unterhalten.
Länderbeispiele
Der Streit um die Burka in Frankreich
Die strikte Ablehnung der Burka durch Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat im ganzen Land eine kontroverse politische Debatte ausgelöst, die sehr an das Jahr 2004 erinnert, als man über die Präsenz religiöser Symbole an öffentlichen Schulen stritt. Von Kersten Knipp
Interview mit Schirin Amir-Moazami
In ihrer Studie "Politisierte Religion. Der Kopftuchstreit in Deutschland und Frankreich" analysiert Schirin Amir-Moazami die Logik hinter den anhaltenden Debatten um das islamische Kopftuch in staatlichen Bildungseinrichtungen. Von Nimet Seker
Der Fall Shabina Begum
In Großbritannien hat eine Schülerin geklagt, anstatt der Schuluniform den islamischen Dschilbab tragen zu dürfen, bei dem nur Gesicht und Hände sichtbar bleiben. Jetzt wurde die Klage von höchster Instanz abgewiesen. Julia Grosse berichtet
Erste Konferenz über Schleier im Jemen
Kein Gesetz schreibt im Jemen das Kopftuch vor. Dennoch verschleiern sich fast alle Frauen bis auf die Augen. Erstmals wurde hierüber nun auf einer Konferenz öffentlich debattiert. Von Susanne Sporrer und Klaus Heymach
"Wir sind die Hälfte der iranischen Bevölkerung"
In ihrem neuen Film thematisiert Regisseurin Rachsan Bani-Etemad die rechtliche Benachteiligung sowie Diskriminierung der iranischen Frau und zeigt neue Formen des Widerstands gegen die politischen Zwänge in der Islamischen Republik auf. Von Alessandro Topa
Kopftuchstreit in der Türkei
In der Türkei ersetzt der Streit ums Kopftuchverbot dringlichere Diskussionen über das Verhältnis von Staat und Religion, was sowohl den islamistischen Kräften als auch den kemalistischen Kopftuch-Gegnern zugute kommt, schreibt Ömer Erzeren.
Frankreich
Das Kopftuchverbot an Frankreichs öffentlichen Schulen ist nach dem Beschluss der Nationalversammlung beschlossene Sache. Doch der Streit um das Tragen des Kopftuchs hält an. Bernhard Schmid über Hintergründe und Geschichte der Kopftuchdebatte in Frankreich.
Großbritannien
Während Frankreich das Tragen von Kopftüchern in Schulen verbietet, dürfen in Großbritannien selbst Polizistinnen den Hijab im Dienst tragen. Die britische Regierung spricht dabei von Integration statt Assimilation. Von Tareq Al-Arab aus London.
Ägypten
Nicht nur im Westen, sondern auch in der arabisch-islamischen Welt gibt es Verbote oder Kampagnen gegen das Tragen des Kopftuchs, das häufig ein Politikum darstellt. So beispielsweise auch in der Medienwelt, wie Nelly Yussef aus Kairo berichtet.
Indonesien
Das Kopftuch ist seit den 80er Jahren auch in Indonesien populärer geworden. Doch obwohl der Inselstaat die weltweit größte muslimische Bevölkerung hat, liegt die Deutungsmacht über den Hijab vor allem in der Sphäre der Politik, wie Lies Marcoes-Natsir meint.
Kopftuchmode in Beirut
Der Schleier als Accessoire - die junge Generation Beiruter Frauen hat zum Kopftuch eine völlig unverkrampfte Haltung. Firas Zbib hat sich in der libanesischen Hauptstadt umgesehen und berichtet über seine Eindrücke.