14.01.2010, 07:00

Auftakt der Berichtssaison: Schlussquartal der Banken im Zeichen der Bonusdebatte

JP Morgan Chase legt am Freitag als erste US-Großbank Zahlen vor. Analysten rechnen mit hohen Gewinnen, aber trüberen Aussichten.

Im Vorfeld der Berichtssaison der US-Banken sorgt an der Wall Street ein Thema für erhitzte Diskussionen - vor allem aber für Verdruss in der rezessionsgeplagten Öffentlichkeit und der mit horrenden Staatsschulden kämpfenden Politik: Die anstehende Ausschüttung der Boni für 2009. Von den Ergebnissen des vierten Quartals hängt letztlich ab, wie hoch die Vergütungen ausfallen.

JP Morgan Chase Zentrale in New York

Die Investmentbank Goldman Sachs , die wie Erzrivale Morgan Stanley am 21. Januar Zahlen vorlegt, hatte von Januar bis September 2009 bereits 16,7 Mrd. $ zurückgelegt, womit die Ausschüttung noch höher ausfallen könnte als im bisherigen Rekordjahr 2007. Als Reaktion auf Kritik an der üppigen Vergütung hat Goldman bereits beschlossen, dass die 30 wichtigsten Mitarbeiter ihren Bonus in Aktien erhalten anstatt in bar. Nun erwägt das profitabelste Wall-Street-Institut nach Informationen der "New York Times" zusätzlich, ihre Angestellten anzuweisen, einen Teil des Geldes zu spenden.

Zu diesem Luxusproblem kommt es, weil auch das vierte Quartal nach allgemeiner Einschätzung erfolgreich ausgefallen ist. Den Auftakt der Berichtssaison macht an diesem Freitag JP Morgan Chase . "Wir erwarten trotz möglicher Abschreibungen, die oft am Jahresende vorgenommen werden, starke Ergebnisse", sagte Sean Egan, Gründer der Ratingagentur Egan-Jones.

Kursinformationen und Charts

JP Morgan Chase	43,68 USD	[-1.01]	-2,26%
1 Tag 5 Tage 3 Monate 1 Jahr 3 Jahre
Goldman Sachs	165,21 USD	[-3.32]	-1,97%
1 Tag 5 Tage 3 Monate 1 Jahr 3 Jahre

"Die Institute mit Investmentbanking-Abteilungen stehen weiterhin gut da", sagte auch Morningstar-Analyst Michael Wong. Goldman Sachs habe gute Chancen, erneut als Branchenprimus aus der Berichtssaison hervorzugehen. Allerdings sei keine Wiederholung der außergewöhnlich guten Ergebnisse aus dem zweiten und dritten Quartal zu erwarten. "Die Gewinne im Eigenhandel dürften geringer ausgefallen sein", sagte Wong.

Im Handel mit festverzinslichen Anlagen profitierte die Wall Street von mehreren Umständen: Zum einen ermöglichten die Zinsabstände zwischen kurz- und langfristigen Anleihen, die krisenbedingt ungewöhnlich groß waren, hohe Gewinnmargen. Zum anderen litten mehrere Institute noch stark unter der Krise und überließen notgedrungen Teile des Marktes den stabileren Häusern, zu denen neben Goldman vor allem JP Morgan zählt. "Inzwischen werden die Gewinnmargen geringer, die Konkurrenz stabilisiert sich", sagte Wong. Das heißt auch, dass sich die Banken 2010 auf schwerere Zeiten im Eigenhandel einstellen müssen.

Für andere Sparten wie die Vermögensverwaltung, die Fusionsberatung sowie bei Börsengängen sind die Vorzeichen dagegen unverändert gut. "Morgan Stanley ist in einer hervorragenden Position für die kommenden Monate", sagte Wong. Durch die Übernahme von Smith Barney hat die zweitgrößte Investmentbank ihr Vermögensmanagement deutlich ausgebaut.

Die Ergebnisse von Citigroup (19. Januar), Bank of America und Wells Fargo (beide 20. Januar) werden im vierten Quartal von der Begleichung der Staatsschulden belastet. Rochdale-Securities-Analyst Richard Bove erhöhte diese Woche seine Verlusterwartung bei der Citigroup von 27 auf 32 Cent pro Aktie.

03:47:45 Kursinformationen und Charts

Name	aktuell	%	absolut
JP Morgan Chase	43,68 USD	-2,26%	-1.01
Goldman Sachs	165,21 USD	-1,97%	-3.32
Morgan Stanley	30,38 USD	-2,63%	-0.82
Citigroup	3,42 USD	-2,56%	-0.09
Bank of America	16,26 USD	-3,33%	-0.56
Wells Fargo	28,08 USD	-3,14%	-0.91