15.01.2010, 19:58
Umbau im Vorstand: GM zieht bei Opel die Zügel an
Neue Köpfe und neues Geld: Der als knallharter Sanierer bekannte Brite Nick Reilly übernimmt offiziell das Kommando, auch Opel-Geschäftsführer Demant räumt seinen Posten. Um den Betrieb vorerst sicher zu stellen, hat GM zudem 650 Mio. Euro in Opel gesteckt.
von Annette Berger
Bei Opel beginnt das Jahr mit einem Umbruch im Management: Geschäftsführer Hans Demant gibt seinen Posten ab. Das Finanzressort übernimmt künftig der General Motors-Manager Mark James, ein Brite. Das teilte Opel am Freitag mit. James gilt als Vertrauter von GM-Europachef Nick Reilly und ist bislang für die Finanzen von GM Daewoo zuständig.
Die neue Opel-Geschäftsführung hat inklusive Reilly sieben Mitglieder. Für die Entwicklung in Rüsselsheim ist künftig Rita Forst verantwortlich, eine deutsche Maschinenbau-Ingenieurin.
Als Geschäftsführer wurden vom Aufsichtsrat Reinald Hoben (Fertigung) bestätigt, sowie Holger Kimmes (Personal), Tom McMillen (Einkauf) und Alain Visser (Verkauf und Marketing).
Verhandlungen über Staatshilfen laufenGeneral Motors hat zudem zum Jahreswechsel 650 Mio. Euro in den angeschlagenen Autobauer gepumpt. Mit dem Geld soll der Betrieb bei Opel sichergestellt werden, bis eine längerfristige Finanzierung möglich sei. Das geht aus am Freitag veröffentlichten Dokumenten hervor, die GM bei der US-Börsenaufsicht SEC vorgelegt hat.
Der US-Konzern verhandelt mit mehreren europäischen Regierungen über Staatshilfen von 2,7 Mrd. Euro. Rund 600 Mio. Euro wollte der Mutterkonzern selbst in Opel investieren. Ob die Überweisung über 650 Mio. bereits der gegenüber den Regierungen angekündigten Investition entspricht, blieb zunächst offen. Das Geld wurde am 4. Januar überwiesen.
Dabei handle es sich dabei um Vorauszahlungen für Entwicklungsleistungen, die Opel im Rahmen des globalen GM-Abkommens erbracht habe. Normalerweise wären die Zahlungen erst im April und Juli erfolgt. "Die beschleunigten Zahlungen stellen eine vorübergehende Finanzierungsquelle für den Betrieb von Opel dar, bis eine längerfristige Finanzierung arrangiert werden kann", hieß es.
Hans Demant war seit 2004 Opel-Geschäftsführer
Demants Abgang war erwartet worden. Nachdem Reilly den Autobauer faktisch seit Wochen führt, nimmt der 60-Jährige das Steuer bei dem Traditionshersteller offiziell in die Hand. Der Opel-Aufsichtsrat ernannte ihn am Freitag zum Vorsitzenden der Geschäftsführung. Reilly kommt von der Opel-Schwester Vauxhall und machte sich dort einen Namen als Kostensenker. Zuletzt hatte er im Auftrag von GM die koreanische Tochter Daewoo saniert.
Demant führt Opel zwar nicht mehr, bleibt aber im Konzern. Der 59-jährige Deutsche werde künftig dafür zuständig sein, die Produktrechte der Opel-Mutter GM zu überwachen, teilte das Unternehmen mit. Demant stand seit 2004 an der Spitze des Herstellers.
Mit seiner Ernennung zum Opel-Chef schied der Brite Reilly zugleich aus dem Aufsichtsrat des Rüsselsheimer Unternehmens aus. Gremiumschef Walter Borst schrieb in einer Mitteilung: "Die neue Führungsmannschaft hat die volle Unterstützung des Aufsichtsrates."
Die amerikanische Mutter dürfte mit dem Umbau künftig ein noch wachsameres Auge auf die Europatochter haben: Mit Stephen Girsky zieht nun ein Vertrauter von GM-Chef Ed Whitacre in den Aufsichtsrat in Rüsselsheim ein. Girsky sitzt auch im GM-Verwaltungsrat. Er ist dort im Board in Detroit ein Vertreter der Gewerkschaft UAW.
Bilderserie
Opel Astra 1.6 - Vizekönig in spe
Der deutsche Traditionshersteller kämpft seit mehr als einem Jahr ums Überleben. Bis Ende Januar will Reilly ein Sanierungskonzept vorlegen. Es ist die Grundlage für Verhandlungen über Staatshilfen. GM hat den Bedarf auf 3,3 Mrd. Euro beziffert, rund 2,7 Mrd Euro sollen die Regierungen der Staaten aufbringen, in denen der Hersteller Fabriken unterhält.
Teil 2: Das Jahr beginnt mit Kurzarbeit
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FTD.de, 15.01.2010
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