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19.01.2010

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Ausland
US-Soldat am Flughafen in Port-au-Prince (Foto: AP)
US-Militär übernimmt Schlüsselrolle in Haiti
Soldaten kontrollieren den Flughafen

US-Militär übernimmt Schlüsselrolle in Haiti

Die US-Streitkräfte wollen die stockende Hilfe für die etwa drei Millionen Erdbebenopfer mit einem Großeinsatz beschleunigen. So übernahm das Militär mit dem Einverständnis der haitianischen Regierung die Kontrolle des Flughafens in der Hauptstadt Port-au-Prince. Der Flughafen war unter anderem wegen Erdbebenschäden nicht in der Lage, die eintreffende internationale Hilfe aufzunehmen. Auch stapeln sich dort Tonnen von Hilfsgütern, die aber wegen zerstörter oder nicht vorhandener Infrastruktur nicht zu den Verletzten und Obdachlosen gelangt.

Auch über den Hafen von Port-au-Prince können Hilfstransporte für die Erdbebenopfer nicht abgewickelt werden. Es werde Monate dauern, bis der Hafen der haitianischen Hauptstadt nach dem Erdbeben repariert sei, sagte Paul Zukunft von der US-Küstenwache in Washington. Große Schiffe könnten dort derzeit nicht festmachen. "Wir suchen nach anderen Häfen, an denen wir große Frachtlieferungen bearbeiten können."

"Bis jetzt kommt unser Beistand noch durch einen Gartenschlauch", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, P.J. Crowley. "Aber jetzt weiten wir das aus, damit wir einen breiten Strom an Hilfe für Haiti bekommen." In Washington sagte US-Präsident Barack Obama: "Es liegen noch viele schwierige Tage vor uns." 

Interview:

Erdbeben in Haiti (Foto: dpa)
Weitere Meldungen "Alles ist zusammengebrochen" Regina Tauschek von der Welthungerhilfe berichtet über chaotische Zustände in Haiti. [mehr]

Bis Montag sollten bis zu 10.000 US-Soldaten in Haiti oder auf Schiffen vor der Küste im Einsatz sein, teilte der Vorsitzende der Vereinten Stabschefs, US-Admiral Mike Mullen mit. Es seien bereits 4200 Mann vor Ort, darunter die Besatzung des Flugzeugträgers "USS Carl Vinson". Eine Luftlandeeinheit begann mit der Verteilung von Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten.

Verletzte sterben vor Krankenstation

Die Versorgung der Verletzten ist weiter kritisch. Vor einem Zentrum der Organisation Ärzte ohne Grenzen starben rund 100 Menschen, während sie auf medizinische Behandlung warteten, berichtete der Leiter der Vertretung, Stefano Zannini. Die häufigste Verletzung seien offene Knochenbrüche.

Gefahr des Aufruhrs? 

Auch die Lebensmittelversorgung scheint zusammengebrochen zu sein. Es gab Meldungen von Plünderungen. Junge Männer liefen demnach mit Macheten durch die Straßen. Es kam zu Kämpfen um Nahrungsmittel, die aus Trümmern von Gebäuden gezogen wurden. "Wenn die Lage nicht bald kontrolliert wird, wird es zum Chaos kommen", sagte der Helfer Steve Matthews von der Organisation World Vision.

Unklares Bild über Ausmaß der Katastrophe

Unterdessen bleibt das eigentliche Ausmaß der Erdbebenkatastrophe vom Dienstag unklar. So gibt es widersprüchliche Angaben über die Zahl der Menschen, die ums Leben kamen. In ersten Schätzungen war von rund 100.000 Toten gesprochen worden. Haitis Innenminister, Paul Antoine Bien-Aimé wird von der Nachrichtenagentur Reuters nun mit einer noch höheren Zahl zitiert: "Wir schätzen, dass es insgesamt zwischen 100.000 und 200.000 gegeben hat. Die genaue Zahl werden wir wahrscheinlich nie wissen." Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz gab dagegen die Zahl der Toten mit voraussichtlich 45.000 bis 50.000 an.

Beerdigung auf einem Friedhof in Port-au-Prince (Foto: REUTERS) [Bildunterschrift: Überall in Haiti werden nach dem schweren Erdbeben Tote beigesetzt. ]

 

Laut Bien-Aimé wurden bereits 50.000 Leichen gesammelt. Der haitianische Minister für öffentliche Sicherheit, Aramick Louis, ergänzte, 40.000 Tote seien schon in Massengräbern beigesetzt worden. In den Nachrichtenagenturen finden sich keine Augenzeugenberichte für diese Dimensionen. AP berichtete beispielsweise, dass auf einem Friedhof vor der Stadt Dutzende von Leichen in einen Massengrab abgeladen worden sein. Im Süden der Stadt hätten Arbeiter mehr als 2000 Leichen auf einer Müllhalde verbrannt. 

Bezüglich der Sachschäden schätzte die UNO nach der Auswertung von Satellitenbildern, dass mindestens 30 Prozent aller Gebäude in der Hauptstadt Port-au-Prince beschädigt oder zerstört seien. In einigen besonders schwer betroffenen Vierteln seien es 50 Prozent und mehr.

Infografik: Schadensbemessung in Port-au-Prince [Bildunterschrift: Schadensbemessung in Port-au-Prince ]
Stand: 16.01.2010 11:51 Uhr
 

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