Umweltkatastrophe
Obama und das Öl sind da
Jetzt da sogar der Präsident eigens nach Louisiana gereist ist, um mit ihnen zu sprechen, schöpfen einige neuen Mut. "Zuerst geht es darum, eine Eskalation zu verhindern und die Schäden zu beseitigen", sagt McNeal. "Danach geht es darum, die Schäden zu bezahlen. Wenn sich BP dann drücken will, wird es hier richtig Ärger geben."
Bislang freilich ist von diesem Ärger in Venice nicht viel zu sehen. Keine wütenden Demonstrationen, keine Kampfansage an die Ölindustrie. "Unfälle können passieren", sagt Steven. "Das ist jedenfalls hier die herrschende Meinung." Dann verfinstert sich seine Miene, und der sonst so friedliche Pfarrer wird auf einmal sehr direkt. "Die Verantwortung ist noch nicht geklärt", räumt er ein. "Aber eines ist klar: Diese Katastrophe hätte verhindert werden können. Technisch verhindert werden können!"
Wie verheerend eine Ölpest ist, kann Steven aus Erfahrung berichten. Vor sieben Jahren hatte er mit seiner Frau die heimischen Südstaaten verlassen, um eine neue Baptistengemeinde aufzubauen: in Alaska. "Exxon Valdez hat dort furchtbare Spuren hinterlassen, die sieht man bis heute", erinnert sich Steven. Erst vor einem Jahr ist er zurückgekommen nach Louisiana. Nun holt ihn das Öl wieder ein.
Dass selbst jene, denen der Ölteppich jetzt die Existenz vernichtet, noch Verständnis zeigen, kann Ray Carter gut verstehen. Der Chef der örtlichen Feuerwehr lebt schon viele Jahre hier und kennt die wirtschaftliche Macht des Öls. "Hier gibt es nur die Ölindustrie und die Fischerei", sagt Carter. "Viele Fischer haben Söhne, die nicht mehr fischen wollen. Sie arbeiten lieber in der Raffinerie oder auf der Plattform. Das wird deutlich besser bezahlt."
Das friedliche Nebeneinander von Fischerei und Ölförderung hat sich hier über lange Jahre entwickelt. Immer wieder haben die Konzerne versichert, wie ihnen der Umweltschutz und die Sicherheit am Herzen liegen. Die Menschen glauben ihnen - bis heute.
"Die Ölfirmen haben sich hier als guter Nachbar aufgespielt", klagt Ed, einer der wenigen Umweltaktivisten, die jetzt an die Golfküste gekommen sind, um die Entwicklung zu dokumentieren. "Sie haben einfach ein paar Dollar gespendet für die Schule, die Sportmannschaft und die Feuerwehr. So macht man das."