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  18.05.2010, 20:41    

Regulierung: Finanzsteuer ist mehr recht als schlecht

Leitartikel Eine geringfügige Steuer auf Finanztransaktionen birgt mehr Chancen als Risiken - solange sie nicht von der Lösung der tiefer liegenden Probleme des Finanzsystems ablenkt.
Der alte Tobin würde wohl Freudentänzchen im Grab aufführen: In Deutschland will sich ausgerechnet eine konservative Regierung nun starkmachen für eine Spielart seines Steuerkonzepts für internationale Devisengeschäfte. Dass sich zuvor Globalisierungsgegner seine Idee auf die Fahnen schrieben, hatte dem liberalen US-Ökonomen gar nicht gepasst.
Tatsächlich nennt die Bundesregierung ein ähnliches Motiv für die Finanztransaktionssteuer wie einst Tobin: die Effekte kurzfristiger Spekulation zumindest zu dämpfen. Die Frage, ob geringfügige Abgaben auf Kapitalmarktgeschäfte das überhaupt erreichen können, lässt sich auf empirischer Grundlage nicht klären - der Welt fehlt schlicht die Erfahrung. Vieles aber spricht dafür, es auf den Versuch ankommen zu lassen.
Die Risiken, die von einer Steuer auf Finanztransaktionen ausgehen, sind überschaubar. Die größte Gefahr - die allerdings ist sehr reell - besteht darin, dass das Tamtam um ihre Einführung die Politik von der Lösung der eigentlichen Probleme ablenkt. Denn eines ist klar: Selbst wenn die Steuer das Volumen rein spekulativer Geschäfte verkleinert, sinkt damit noch nicht die Wahrscheinlichkeit weiterer Finanzkrisen. Dafür müssen Instrumente her, die die Risikobereitschaft der Banken senken. Und da kommen Regierungen weltweit kaum voran.
Ansonsten dürfte eine niedrige Transaktionssteuer wenig Schaden anrichten: Sie macht allenfalls jenen kurzfristigen, margenschwachen Handel unattraktiver, der nichts mit der Finanzierung realer Geschäfte zu tun hat. Auf diesen Handel kann eine Volkswirtschaft ohne größere Schmerzen verzichten. Es ist sogar denkbar, dass irrationale Übertreibungen an den Märkten etwas gebremst werden. Und wenn der Bremseffekt ausbleibt, spült die Steuer immerhin noch einen hübschen Batzen Geld in die Staatskassen.
Weil die Chancen, die von der Steuer ausgehen, die Risiken überwiegen, sollte die Bundesregierung sie notfalls im europäischen Alleingang vorantreiben. Denn dass es nichts bringt, beim Thema Finanzmarktregulierung auf den Rest der Welt zu warten, hat das vergangene Jahr deutlich gezeigt. Auch die anderen EU-Staaten sollten sich nicht vom ewigen Totschlagargument der Finanzlobby abschrecken lassen: dass man dann eben auf andere Kapitalmärkte ausweichen werde. Auf den Versuch können sie es ankommen lassen.
  • 18.05.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
Kommentare
  • 19.05.2010 18:21:37 Uhr   fokus: @bauer

    "... Börse Stockholm sank in der Bedeutung auf die einer Regionalbörse herab, ..."

    Quelle malheur, n´est pas!

    Welchen Schaden hat Schweden dadurch erlitten?

    Welchen Schaden Großbritanien erlitten?

    Ich unterstelle mal, dass sich der Schaden für die Schweden in Grenzen hält. Wenn ja, dann ist doch gerade die Bedeutungslosigkeit der schwedischen Börse gerade zu ein Segen, n´est pas! Haben wir je aus Schweden Katasrophenmeldungen wie aus D, GB, USA gehört? Wenn es welche gibt, bitte her mit der Quelle.

  • 19.05.2010 12:10:45 Uhr   bauer: Keine Erfahrungen? Was ist mit der Börse Sto...
  • 18.05.2010 21:57:05 Uhr   Matthäus: SOUVERÄN, ab hinter die Fichte!
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